USA ziehen Diplomaten aus Kabul ab
28. April 2021Das US-Außenministerium hat den Abzug von Diplomaten aus der Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul angeordnet. Betroffen von der Anordnung seien alle Mitarbeiter, die ihre Aufgaben auch von einem anderen Ort aus erfüllen könnten, erklärte die Behörde. Die diplomatische Vertretung der Amerikaner verwies zur Begründung auf "zunehmende Gewalt und Berichte über Bedrohungen in Kabul". Die Konsularabteilung bleibe aber geöffnet.
Die USA bereiten derzeit den vollständigen Truppenabzug aus dem Bürgerkriegsland vor. Offiziell beginnt er am 1. Mai und soll spätestens bis zum 11. September abgeschlossen sein. Das ist der 20. Jahrestag der Terroranschläge in den USA, in deren Folge die damalige US-Regierung den Einmarsch in Afghanistan angeordnet hatte.
Schutz deutscher Soldaten wird verstärkt
Auch die NATO-Verbündeten der USA, unter ihnen Deutschland, werden in den kommenden Monaten ihre Soldaten aus Afghanistan abziehen. Derzeit verstärkt das Verteidigungsministerium in Berlin den Schutz der Bundeswehr am Hindukusch, wie die Behörde unter Verweis auf die Drohungen der radikalislamischen Taliban via Twitter mitteilte.
Nach Ministeriumsangaben sind bereits "konkrete Maßnahmen zum Schutz unserer Einsatzkräfte" angelaufen. Das deutsche Lager Camp Marmal befindet sich in Masar-i-Sharif. Derzeit sind noch rund 1100 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan im Einsatz. Deutschland ist damit nach wie vor der zweitgrößte Truppensteller nach den USA.
Taliban drohen mit Krieg
Die Taliban haben mit Krieg gedroht, sollten nicht alle ausländischen Truppen bis Mai das Land verlassen haben. Sie beziehen sich mit ihrer Forderung auf eine entsprechende Vereinbarung mit US-Präsident Joe Bidens Vorgänger Donald Trump. Doch die von den Aufständischen im Gegenzug zugesicherten Gespräche mit der afghanischen Regierung haben bisher keinen Frieden gebracht. Das Gegenteil ist der Fall: Seit einigen Monaten hat die Gewalt stark zugenommen. Die Taliban kontrollieren inzwischen mehr als die Hälfte Afghanistans. 60.000 Kämpfer, so schätzen Militärexperten, haben sie unter Waffen.
se/bru (afp, rtr, dpa, ap)