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Usbekische Flüchtlinge suchen weiterhin Schutz in Kirgisistan

22. Juni 2005

Für Taschkent sind die Flüchtlinge aus Andischan Extremisten. Bischkek will die usbekischen Bürger nicht ausliefern. Der Status der Flüchtlinge ist aber ungeklärt. Die UNHCR-Mission hofft auf ein positives Ergebnis.

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Usbekische Flüchtlinge im ÜbergangslagerBild: AP

Nach den tragischen Ereignissen im Fergana-Tal vor mehr als einem Monat verfolgt die Weltöffentlichkeit aufmerksam das Schicksal der usbekischen Bürger, die aus Andischan und Umgebung geflüchtet waren und im benachbarten Kirgisistan vorübergehend aufgenommen wurden. Dem Mitarbeiter der kirgisischen UNHCR-Mission Almaz Burkutow zufolge befinden sich derzeit im so genannten Lager zur vorübergehenden Unterbringung 435 Personen. Er sagte der Deutschen Welle: „Es handelt sich vor allem um Menschen mittleren Alters. Zwei Personen sind unter 17 Jahren. Die meisten sind Männer, aber auch 86 Frauen halten sich dort auf.“

29 Personen in Isolierzellen

Nach Angaben der usbekischen Behörden befinden sich unter den Flüchtlingen diejenigen, die in Andischan die tragischen Unruhen organisiert haben. Diese Menschen gehören dem offiziellen Taschkent zufolge extremistischen Organisationen an.

Auf die Frage, ob sich unter jenen Menschen im Lager Personen befinden, die von Usbekistan verdächtigt werden, sagte kirgisischen UNHCR-Mitarbeiter Burkutow: „ Eine Gruppe von 12 Personen und eine andere von 17 Personen – sie alle befinden sich in der Stadt Osch in Isolierzellen. Dabei handelt es sich um Personen, die Asyl suchen. Sie befinden sich unter dem Schutz des Flüchtlingsgesetzes der Kirgisischen Republik. Die Regierung hat aber das Recht, sie zu den Ereignissen in Andischan zu befragen. Gemäß einer bilateralen Vereinbarung zwischen Kirgisistan und Usbekistan und geltender Konventionen haben wir beschlossen, sie zu isolieren.“

Vier Männer ausgeliefert

Die amtierende kirgisische Außenministerin Rosa Otunbajewa teilte mit, Bischkek beabsichtige nicht, friedliche Bürger, die gezwungen gewesen seien, ihre Heimat zu verlassen, an Usbekistan auszuliefern. Meldungen zufolge wurden aber bereits einige Flüchtlinge der usbekischen Seite übergeben. Vertreter der UNHCR-Mission bestätigten diese Berichte: Vier Männer seien in ihre Heimat abgeschoben worden.

UNHCR für Flüchtlingsstatus

Die Lage der Flüchtlinge ist derzeit sehr schwierig. Das bestätigte der Leiter der UNHCR-Mission in Kirgisistan, Carlos Zaccagnini, gegenüber der Deutschen Welle. Er sagte ferner: „Die UNHCR-Mission bemüht sich gemeinsam mit den kirgisischen Behörden, das Verfahren einzuleiten, damit die usbekischen Staatsbürger, die sich derzeit in Kirgisistan aufhalten, einen Flüchtlingsstatus erhalten. Wir hoffen auf ein positives Ergebnis.“

Auf die Frage, ob weitere Flüchtlinge schon bald nach Usbekistan abgeschoben würden, sagte Zaccagnini: „Die kirgisische Führung hat uns zugesichert, keine weiteren usbekischen Staatsbürger den Behörden Usbekistan zu übergeben. Die Behörden haben eingestanden, dass die bisherige Abschiebung einen Verstoß gegen die Flüchtlings-Konvention darstellt. Wir hoffen sehr, dass die Regierung dieses Vorgehen gegen Menschen, die im Lande Asyl suchen, nicht wiederholen wird.“

„Wir brauchen ein neues Staatsoberhaupt“

Unterdessen nimmt das Leben im Flüchtlingslager seinen gewohnten Lauf. Die Menschen, die sich dort befinden, betrachten ihre Situation als vorübergehend und hoffen, früher oder später in ihre Heimat zurückkehren zu können. Eine usbekische Frau im Flüchtlingslager sagte: „Wir leben, aber das ist kein Leben. Wir sind es gewohnt, uns selbst zu versorgen, und nicht das anzunehmen, was man uns gibt. Man muss arbeiten. Aber um zurückkehren zu können, brauchen wir ein neues Staatsoberhaupt. Solange sich nichts ändert, werden wir nicht zurückkehren.“

Michail Bushuev, Natalja Posdnjakowa

DW-RADIO/Russisch, 20.6.2005, Fokus Ost-Südost