Varoufakis sichert Vertraulichkeit zu
21. Mai 2015Nach einem Bericht über angeblich durch ihn heimlich aufgezeichnete Beratungen mit seinen Kollegen aus der Eurozone hat der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis seine Verschwiegenheit zugesichert. "Mein Respekt für die Vertraulichkeit meiner Gespräche mit meinen Partnern, mit meinen Kollegen und mit den Institutionen ist beispielhaft, und ich glaube, dass das alle bemerkt und verstanden haben", erklärte Varoufakis vor Journalisten. Anschließend aber sagte er bei einem Seminar, er sei glücklich darüber, dass manche Angst hätten, dass das, was sie bei dem Treffen der Eurogruppe gesagt haben, ans Tageslicht komme. Er reagierte damit auf einen Bericht der US-Tageszeitung "New York Times" über heimliche Mitschnitte eines informellen Eurogruppen-Treffens.
Die Zeitung hatte zuvor in einem langen Text über Varoufakis, der auch Interviewpassagen enthielt, berichtet, dass dieser am 24. April Gespräche der Euro-Finanzminister in der lettischen Hauptstadt Riga aufgezeichnet habe. Varoufakis, der nach einem offenbar turbulenten informellen Treffen der Eurogruppe am 24. April praktisch nicht mehr die Verhandlungen Athens mit den Geldgebern führt, wollte in dem Interview seine Sicht der Dinge darlegen. Einige seiner Kollegen hätten damals an die Presse durchsickern lassen, er sei während des Treffens wegen seiner Verhandlungstaktik als "Zocker" und "Amateur" beschimpft worden. In der "New York Times" bestritt er dies nun.
Varoufakis: Glücklich, dass manche Angst haben
Laut der Zeitung gab er zudem an, die Gespräche aufgezeichnet zu haben, den Mitschnitt wegen des Vertraulichkeitsgrundsatzes aber nicht veröffentlichen zu können. In seiner Erklärung bestritt der Minister die Äußerung nicht.
"Es wäre inakzeptabel, falls er es gemacht hat", sagte der Vizepräsident des griechischen Parlamentes, Alexis Mitropoulos, im griechischen Fernsehen. Auch in Brüssel stößt der Medienbericht über den Mitschnitt der Eurogruppensitzung auf Erstaunen. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem habe deutlich gemacht, dass die Treffen der von ihm geführten Euro-Finanzminister vertraulich seien. Das sagte eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel. "Wir verlassen uns auf jede anwesende Person, diese Vertraulichkeit zu respektieren", fuhr die Sprecherin fort.
Griechenland will bis Ende Mai eine Einigung über die Auszahlung noch ausstehender Hilfsgelder mit seinen Gläubigern erreichen und so einen drohenden Bankrott abwenden. Die linksgeführte Athener Regierung befindet sich seit vier Monaten in bislang ergebnislosen Verhandlungen mit der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds über die Freigabe von Hilfsgeldern in Höhe von insgesamt 7,2 Milliarden Euro. Während der Verhandlungen wurde in den vergangenen Wochen immer wieder Kritik am Auftreten Varoufakis' laut.
pab/stu (dpa,afp)