Venedig verbannt Kreuzfahrtkolosse
8. November 2017Nach jahrelangem Streit über das Thema sollen die riesigen Schiffe künftig nicht mehr vor dem historischen Zentrum der Lagunenstadt fahren. Wie das Verkehrsministerium in Rom nach einem Treffen mit den Vertretern Venedigs und der Region mitteilte, sollten die Schiffe stattdessen eine andere Route fahren und im weniger glamourösen Marghera am Festland halten. Bis dort das notwendige Terminal gebaut ist, sollen aber noch drei bis vier Jahre vergehen. Um die Riesenschiffe, die sich im Kanal von Giudecca dicht an Sehenswürdigkeiten wie dem Markusplatz vorbeischieben, wird seit langem bitter gestritten. Umwelt- und Kulturschützer sehen das Unesco-Welterbe Venedigs sowie das sensible ökologische Gleichgewicht in der Lagune bedroht. Unternehmer und Tourismusveranstalter sehen dagegen ihr Geschäft in Gefahr. Die Unesco hatte Venedig bereits gewarnt, schnellstmöglich etwas gegen das Problem mit den Kreuzfahrtschiffen und dem Massentourismus zu unternehmen. "Es reicht, dass der Unesco und der Welt klar ist, dass wir eine Lösung für die großen Schiffe in der Lagune haben", sagte Venedig Bürgermeister Luigi Brugnaro.
Neuer Anleger am Festland
Statt wie bisher durch Venedig am berühmten Markusplatz vorbei sollen ab 2019 zunehmend Schiffe auf der gegenüberliegenden Seite der Lagune beim Festland anlegen,
In der Industriegegend Marghera auf der anderen Seite der Lagune soll ein eigener Hafen für sehr große Schiffe entstehen, wo auch Passagiere aussteigen können. Für kleinere Schiffe soll ein Kanal umgebaut werden. Venedigs Bürgermeister Luigi Brunaro nannte die Regelung ein "großes Ergebnis für die Venezianer". Die Kosten für die Veränderungen wurden noch nicht bekannt.
Nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" im Jahr 2012 vor einer Insel im Westen Italiens hatte die Regierung in Rom den Verkehr größerer Passagierschiffe deutlich eingeschränkt. Nach Angaben des internationalen Kreuzfahrtanbieter-Branchenverbandes Clia ging die Zahl der Passagiere in Venedig seit 2013 um eine halbe Million zurück.
is/ch (dpa,afp)