"Venus-Express" am Ziel
12. April 2006Fünf Monate nach ihrem Start hat die europäische Raumsonde "Venus-Express" jetzt ihr Ziel erreicht. Und auch das heikelste Manöver ihrer bisherigen, 40.000 Kilometer langen Reise ist geglückt, so dass Venus Express durch ein Bremsmanöver auf eine Umlaufbahn in der Atmosphäre des so genannten Morgensterns einschwenken konnte.
Schwerkraft zieht Sonde in die Atmosphäre
Hierzu starteten die Missionskontrolleure im Europäischen Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt um Punkt 9.17 Uhr MESZ das Haupttriebwerk der Sonde, um die Geschwindigkeit von bisher 29.000 auf 25.000 Stundenkilometer zu verringern. Die Schwerkraft des Nachbarplaneten der Erde tat ein Übriges und zog die Sonde in die Atmosphäre. Derzeit sei der Satellit auf einer sehr elliptischen Umlaufbahn mit neuntägigem Umlauf, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR und Vorsitzende des Rates der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Sigmar Wittig. Das müsse jetzt noch korrigiert werden. Ende Mai soll "Venus-Express" dann ihre endgültige 24-Stunden-Bahn um die Venus erreichen.
Klar ist mittlerweile auch, dass der Satellit das Manöver problemlos überstanden hat, denn nach einer zehnminütigen Funkstille, konnte das Kontrollzentrum wieder Signale empfangen. Die Funkstille war jedoch eingeplant: "Solange der Satellit im Schatten der Venus ist, erreichen die Signale, die ohnehin relativ schwach sind, die Erde nicht", erklärte Wittig.
Unbekannter Schwesterplanet
Für die ESA-Forscher sei das ein besonderer Moment gewesen, weil die Venus für sie etwas Besonders sei, sagte ESA-Generaldirektor Jean Jacques Dordain. "Die Venus ist unser Schwesterplanet, und wir müssen wissen, warum sie sich so anders als die Erde entwickelt hat."
Woher kommt der Klimawandel?
Mit der Expedition unter dem Titel "Morgenstern" sollen in den nächsten 486 Tagen - das entspricht zwei Venus-Tagen - Daten für die bisher genauste Karte der Venus gesammelt werden. Hauptziel der rund 220 Millionen Euro teuren Mission ist allerdings die Erforschung der Atmosphäre des unwirtlichen Planeten. Außerdem soll die Sonde die Ursachen des Klimawandels untersuchen. "Wir erhoffen uns Erkenntnisse darüber, wie die Entwicklung der Venus in den letzten Millionen von Jahren abgelaufen ist. Und man versucht herauszufinden, welche Prozesse zu der Veränderung der Atmosphäre geführt haben, um dann Vergleiche mit der Erde zu ziehen", erörterte Wittig.
An Bord der Sonde befinden sich sieben wissenschaftliche Experimente, mit denen die planetare Umgebung des Planeten, seine Atmosphäre und Oberfläche aus dem Orbit beobachtet und erforscht werden soll. Eine Landung ist bei dieser Mission nicht vorgesehen, auch wenn das nach Meinung Wittigs einmal wünschenwert wäre. Doch die Vorbereitungen dafür wären sehr viel schwieriger.
Glühender Boden
Die Venus ist mit einem Durchmesser von 12.100 Kilometern fast so groß wie die Erde und wird daher auch oft als ihr Schwesterplanet bezeichnet. Doch mit einer durchschnittlichen Oberflächentemperatur von 470 Grad Celsius ist der Planet, der der Sonne näher steht als die Erde, äußerst lebensfeindlich. Der Boden ist rot glühend und undurchdringliche Schwefelsäure-Wolken verbergen die Venusoberfläche. Raumsonden haben sie jedoch mit Radar erforscht: Etwa 80 Prozent sind flache Ebenen, Hochländer erheben sich bis zu elf Kilometer darüber. (kih)