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Verdacht auf Korruption: Das System Russland

Miodrag Soric Moskau
17. März 2018

Einer der reichsten Männer Russlands klagt gegen einen Mitarbeiter von Transparency International und einige Journalisten, weil auch sie beweisen wollen, dass Wladimir Litwinenko korrupt ist. Aus Moskau Miodrag Soric.

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Wladimir Litwinenko
Wladimir Litwinenko, Putin-Freund und Rektor der Gorny-Universität St. PetersburgBild: picture-alliance/dpa/Sputnik/A. Nikolskyi

"Wladimir Litwinenko gewinnt alle Prozesse - in Russland." Der Sarkasmus ist nicht zu überhören, wenn Dimitry Sucharev von Transparency International vom Rektor der Gorny-Universität in Sankt Petersburg erzählt. Dieser klagt gegen die Nichtregierungs-Organisation (NGO), weil sie behauptet, dass er sich beim Ausbau der Universität bereichert haben soll und fordert Schadensersatz. "Wir haben für unsere Behauptungen Beweise", sagt Sucharev. Ob das Gericht die Belege aber akzeptieren wird? Dimitry bezweifelt es, er hält das Gericht für befangen.

Der Rektor der Universität heißt Wladimir Litwinenko (Artikelbild). Ein mächtiger Mann. Er ist der Doktorvater von Präsident Wladimir Putin. Beide kennen sich aus den 1990er Jahren. Putin wurde 1994 stellvertretender Bürgermeister der Stadt. Seit exakt dieser Zeit ist Litwinenko Rektor der ältesten Technischen Universität Russlands. Ein Zufall? Später revanchierte sich Litwinenko, indem er für Putin Wahlkampf in der Stadt an der Newa machte. Auch bei den jetzigen Präsidentschaftswahlen engagiert sich der Rektor für Putin.

Hinter verschlossenen Türen

Der Prozess Transparency International gegen Litwinenko wird sich noch Monate hinziehen. Die Richterin erlaubt keine Presse im Gerichtssaal. LItwinenko selbst kommt erst gar nicht. Er lässt sich durch einen jungen Anwalt vertreten, der nach dem Gerichtstermin über einen Hintereingang verschwindet. Der Anwalt von Transparency International, Maxim Olenichev, beklagt, dass die Verhandlung hinter verschlossenen Türen sattfinde. Eben weil Litwinenko eine bekannte Persönlichkeit sei, habe die Öffentlichkeit ein Recht darauf, alles zu erfahren. "Auch, ob es Hinweise auf Korruption gibt", sagt er der DW.

David gegen Goliath: Das System Russland

Wer die Belege sehen will, auf die sich Transparency beruft, kann dies im schmucklosen Büro von Dimitry Sucharev am Stadtrand tun. Es sind vor allem Excel-Tabellen. In diesen werden die Besitzverhältnisse des Neubaus der Gorni-Universität dargelegt. Die Firma "Zentrum für Kundendienste auf der Nalitchnaja Strasse" besitzt über 600 Apartments. Das Unternehmen gehöre der Ehefrau von Litwinenko, so Sucharev. Der geschätzte Gesamtwert der Apartments: 230 Millionen Euro. Das Grundstück auf dem die Hochschule ihren Neubau errichtet habe, sei von der Stadt zur Verfügung gestellt worden. "In dem Neubau nutzt die Universität etwa zehn Prozent der Fläche für Hörsäle, Seminarräume oder Studenten-Unterkünfte." Der Rest würde kommerziell genutzt. Dimitry Sucharev glaubt, dass Wladimir Litwinenko sein Amt als Chef der Universität genutzt habe, um sich zu bereichern. Der 63jährige Rektor bestreitet dies.

Das Schicksal der Tochter

Videostill aus David gegen Goliath: Das System Russland
Wladimir Litwinenkos Tochter Olga

Persönliches mit Geschäftlichem zu vermischen, habe Methode bei ihrem Vater. Das erklärt uns Olga Litwinenko in Riga. Seit über sieben Jahren lebt sie im Ausland - und im Streit mit ihrem Vater. Jahrelang war sie seine Assistentin. Aus eigener Ansicht wisse sie, wie ihr Vater wichtige Vertreter von Behörden vereinnahmt. Das mache man über verbilligte Preise, sagt sie. Es würden Schein-Verträge abgeschlossen. "Es wird so getan, als ob die Käufer beim Neubau beteiligt gewesen seien. Sie bezahlen einen symbolischen Preis und schon haben sie eine Wohnung."

Der Streit mit ihrem Vater soll sich entfacht haben, als sie Abgeordnete in Sankt Petersburg wurde - auch dank der Hilfe ihres Vaters. Dieser erwartete von ihr so abzustimmen, wie er wollte. Dem habe sie sich verweigert, sagt sie. Daraufhin habe ihr Vater mit Hilfe des Petersburger Gerichtes Olgas Tochter zu sich genommen. Olga Litwinenko musste ins westliche Ausland fliehen, wo sie noch heute lebt. Welches Gericht nimmt der Mutter das eigene Kind weg und gibt es dem Großvater? Ihr Vater gewinne in Sankt Petersburg alle Prozesse, sagt Olga Litwinenko.