Vereinte Nationen brauchen knapp fünf Milliarden Dollar
1. Dezember 2005
Es ist die höchste Summe, um die die Weltorganisation seine Mitgliedsstaaten je gebeten hat - aber "ich glaube nicht, dass wir zu viel verlangen. Die Summe entspricht zwei Tassen Kaffee für eine Milliarde Menschen in reichen Ländern oder den Kosten für 48 Stunden Militäroperation weltweit", rechnete der UN-Koordinator für humanitäre Einsätze, Jan Egeland, vor.
Die Zahl der Geberländer sei 2005 erfreulicherweise von 27 auf 71 gestiegen, sagte Egeland, aber trotzdem kommen nur zehn Staaten und internationale Organisationen für 90 Prozent der Spenden auf. Der größte Geber sind die USA, gefolgt von Japan, der Europäischen Kommission, Großbritannien, Deutschland, Schweden, Kanada, den Niederlanden, der Schweiz und Norwegen. Egeland appellierte an die reichen Ölstaaten im Nahen Osten und am Persischen Golf, mehr Geld zu geben.
Bessere Hilfe, mehr Katastrophen
Grund für die gestiegenen Bedürfnisse seien die extremen Wetterkonditionen durch den Klimawandel, die zu mehr Naturkatastrophen führten, sowie eine Vielzahl von Konflikten in verschiedenen Ländern. "Außerdem sind wir besser darin geworden, unsere Aufgaben zu erfüllen. Die Welt erwartet mehr von uns", so Egeland. Auch UN-Generalsekretär Kofi Annan erklärte, es sei nicht entschuldbar, dass die Welt nicht mit allen Mitteln dafür kämpfe, das Leiden auszurotten. "In einer Welt des Überflusses ist das anhaltende Leiden dieser Menschen eine schreckliche Last auf unserem Gewissen", sagte er.
Große Einzelsummen notwendig
Kofi Annan lobte die Spendenbereitschaft von Staaten und Bürgern nach der Tsunami-Katastrophe vor einem Jahr in Asien und nach den Hurrikanen im Golf von Mexiko. Er hoffe, mit seinem Aufruf die weltweite Großzügigkeit auch auf die Menschen auszudehnen, deren Not nicht im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stehe, deren Leid deshalb aber nicht geringer sei, sagte Annan. Einer UN-Studie zufolge lebt die Mehrheit der bedürftigen Menschen auf dem afrikanischen Kontinent.
Die größte Einzelsumme von 1,5 Milliarden Dollar wird benötigt, um im Sudan zu helfen, Hunger und Obdachlosigkeit nach jahrelangen Kriegen zu lindern und das Friedensabkommen umzusetzen, das im Januar 2005 die Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppen im Südsudan und der Regierung in Khartum beendete. Weitere 1,6 Milliarden Dollar werden für Kongo gebraucht, wo noch jeden Tag 1000 Menschen sterben.
Knapp 70 Prozent der Forderungen werden erfüllt
Im Dezember vergangenen Jahres hatten die Vereinten Nationen für 2005 um 1,7 Milliarden Dollar für humanitäre Hilfe gebeten. Die Summe musste jedoch drastisch erhöht werden, als am 26. Dezember zwölf Länder am Indischen Ozean von der Tsunami-Katastrophe getroffen wurden, und erneut als der Norden Pakistans am 7. Oktober von einem verheerenden Erdbeben getroffen wurde. Die benötigten Gelder belaufen sich für 2005 auf 5,9 Milliarden Dollar. Davon wurden bisher 3,4 Milliarden Dollar gespendet.
Im Durchschnitt werden rund 68 Prozent der jährlichen Bitten um die Finanzierung humanitärer Hilfe erfüllt, so Egeland. Für Soforthilfen bei Notfällen will die UNO im kommenden Jahr einen speziellen Fonds einrichten, der mit 500 Millionen Dollar ausgestattet sein soll. 200 Millionen Dollar davon seien bereits fest zugesagt, sagte Egeland. Die Geberländer versammeln sich Anfang Januar in Genf, um über die Hilfen zu beraten. (arn)