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UN soll Wildtierhandel stoppen

Gero Schließ12. Oktober 2013

Wilderei und illegaler Handel bringen nicht nur Tierarten an den Rand des Aussterbens. Die Erlöse daraus finanzieren auch Gewalt und Terrorismus. Deutschland und Gabun fordern eine UN-Resolution.

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Nashorn im Nationalpark Foto: Anupam Nath/AP/dapd
Trotz bewaffneter Wächter: unerbittliche Jagd auf Nashörner geht weiterBild: AP

Drei Meldungen zum internationalen Wildtierhandel aus nur einer Woche machen klar, warum der illegale Wildtierhandel den Naturschutzorganisationen und vielen Regierungen auf den Nägeln brennt: In Nepal verhaftet die Polizei 14 mutmaßliche Nashorn-Wilderer, in Hongkong werden in einer Schiffsladung aus Afrika Elefantenstoßzähne im Wert von einer Millionen US-Dollar sichergestellt und in Kenia entdecken Zollbehörden mehr als 1600 Elfenbeinstücke, versteckt in Sesam-Saatgut.

Für den Chef des World Wide Fund for Nature (WWF), James Leape, ist es eine todbringende Kette des Verbrechens: "Elefanten werden gewildert, ihr Elfenbein wird verkauft, und am Ende werden Waffen gekauft."

Aussterben von Tierarten befürchtet

Der Schwarzhandel mit Tieren ist ein „Big Business“, sagt James Leape der Deutschen Welle. Für den Generaldirektor des internationalen WWF-Sekretariats ist das Abschlachten von geschützten Tieren wie Elefanten oder Nashörnern und der internationale Handel mit ihren Körperteilen, etwa Stoßzähnen oder Hörnern, „weltweit eines der größten verbrecherischen Geschäfte“.

Es geht um geschätzte 19 Milliarden US-Dollar im Jahr, Tendenz steigend. „Und man kann die Auswirkungen sehen: Wir verlieren jährlich mehr als 30.000 Elefanten. Die Population der Elefanten im Kongo-Becken beispielsweise ist in den letzten zehn Jahren um mehr als 60 Prozent zurückgegangen.“

Das Kongo-Becken mit seinen Savannen und Wäldern gilt als die grüne Lunge Afrikas und Heimat vieler Wildtiere. Auch die Wilderei bei Nashörner hat extrem zugenommen: „Wir haben 13 Nashörner im Jahre 2007 verloren. In diesem Jahr haben wir bereits 688 Nashörner verloren. Und das Jahr ist noch nicht zu Ende“, sagt Leape.

Villagers look at a wounded endangered one horned Rhinoceros that was shot and dehorned by poachers in the jungle of Parku hills near Kaziranga National Park, about 250 kilometers east of Guwahati on September 26 2012. Indian veterinarians are struggling to save the life of a rare rhinoceros that was shot and had its horn cut off after it wandered out of a flooded national park. AFP PHOTO/ Biju BORO (Photo credit should read BIJU BORO/AFP/GettyImages)
Nashörner werden wegen ihres Horns getötetBild: BIJU BORO/AFP/GettyImages

Schwarzhandel bedroht Stabilität von Staaten

Der weltweite Schwarzhandel mit geschützten Tieren bedroht nicht nur die Existenz von gefährdeten Tierarten und verursacht Schäden an Flora und Fauna. Er ist auch eine massive Gefahr für viele Staaten und ihre Bürger. Denn der illegale Handel ernährt weltweit operierende Drogenhändler, kriminelle Vereinigungen, Aufständische und Rebellengruppen und nicht zuletzt den internationalen Terrorismus, sagt Leape.

Am Ende werden gewaltsame Konflikte begünstigt, ausgeweitet und verlängert - bis schließlich ganze Staaten ins Wanken geraten: „Wir wollen, dass die Menschen verstehen, dass es nicht nur um Wilderei geht, sondern dass es eine humanitäre Krise ist“, sagt Leape. „Denn es untergräbt die Autorität der Regierungen und Gesellschaften dort, wo diese Tiere herkommen."

Westerwelle ruft zum Kampf gegen Wilderei auf

Um diese Gewaltspirale zu durchbrechen, hat sich Deutschland gemeinsam mit Gabun des Themas angenommen und im Rahmen der letzten Vollversammlung der Vereinten Nationen zu Aktionen aufgerufen.

„Es ist offensichtlich, dass dieses Thema nicht jeden Tag die Schlagzeilen bestimmt, sagte Aussenminister Westerwelle bei einer hochkarätigen Veranstaltung Deutschlands und Gabuns im Umfeld der Vollversammlung. „Aber es ist dennoch von großer Wichtigkeit. Wilderei ist nicht nur ein Verbrechen an den Tieren, sondern auch an den Völkern. Weil es Länder und Gesellschaften destabilisiert und weil es ein organisiertes Verbrechen ist. Deswegen wollen wir dagegen kämpfen und dabei zusammenarbeiten.“

Elfenbein Foto: Jon Hrusa
Elfenbein ist nach wie vor begehrtBild: picture-alliance/dpa

„Keine Nachfrage - kein Markt“

Auch Gabuns Präsident Ali Bongo Ondimba sieht Wilderei als ein "transnationales Verbrechen“. Im Beisein Westerwelles versäumt er nicht, auf die Verantwortung derjenigen hinzuweisen, die am Ende der verbrecherischen Kette stehen: der Käufer, die einen hohen Preis für einen Stoßzahn oder ein seltenes Tierfell bezahlen. „Am Ende des Tages kommen wir zu diesem Schluss: keine Nachfrage - kein Markt. Und wir alle müssen daran arbeiten. “

UN-Resolution gefordert

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen war eine Gelegenheit, ein Schlaglicht auf dieses Thema zu werfen und Aktionen der UN zu initiieren. „Wir glauben, dass dieses Problem nur durch internationale Kooperation angegangen werden kann. Keine nationale Regierung kann diesen Handel beenden“, sagt Leape. „Wir fordern eine Resolution der UN-Vollversammlung zum Wildtierhandel und wir haben dafür begeisterte Unterstützung erhalten. Und wir fordern den UN-Generalsekretär auf, einen Beauftragten zu ernennen, der sich um diese Fragen kümmert.“

Wie auch andere Nichtregierungsorganisationen arbeitet auch der WWF direkt mit Regierungen der betroffenen Länder zusammen: Sie helfen bei der Ergreifung der Wilderer, unterstützen bei ihrer Strafverfolgung und versuchen, betroffene Nachbarstaaten von der Wichtigkeit grenzübergreifender Zusammenarbeit zu überzeugen: „Wir hatten einige Erfolge in den letzten Jahren“, sagt Leape, „aber das ist klar ein Gebiet, wo man mehr tun muss. Es muss unbedingt zu regionalen Kooperation kommen, um den Banden das Handwerk zu legen.“

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