Verfehlen wir das 1,5-Grad-Ziel schon 2026?
Was vor einigen Jahren noch als ausgeschlossen galt, halten Klimaexperten der Vereinten Nationen jetzt für möglich: Die weltweite Erwärmung könnte bereits bis 2026 erstmals über der Marke von 1,5 Grad liegen.
Noch mehr Waldbrände
Laut der Weltwetterorganisation (WMO) in Genf liegt die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eines der kommenden fünf Jahre eine Durchschnittstemperatur von über 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau erreicht, bei fast 50 Prozent. Mehr Waldbrände, wie hier im Plumas National Forest in Kalifornien im Jahr 2021, wären die Folge.
Extremereignisse werden häufiger
Laut WMO-Generalsekretär Petteri Taalas belegt die neueste Untersuchung, dass die zeitweilige Überschreitung der 1,5 Grad-Grenze, die die Welt im Pariser Klimaabkommen eigentlich als Obergrenze festgesetzt hatte, näher rückt. Dies dürfte weitere Extremwetterlagen nach sich ziehen - so wie diese Überschwemmungen nach Starkregen wie in der chinesischen Millionenstadt Zhengzhou im Jahr 2021.
Schleim vor Istanbul
Als die Weltgemeinschaft sich im Jahr 2015 darauf verständigte, die dauerhafte Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu beschränken, nahm man nicht an, dass der Klimawandel so zügig voranschreiten würde. Besonders deutlich zeigen sich die negativen Auswirkungen an vorgeschädigten Ökosystemen. Im stark durch Abwässer belasteten Marmarameer sind bereits 60 Prozent aller Tierarten verschwunden.
Tauwetter auf Grönland
Besorgt zeigt sich Petteri Taalas auch über die Situation in der Arktis. Die Erwärmung sei hier unverhältnismäßig hoch. So hat beispielsweise der Gletscher Jakobshavn Isbræ auf Grönland zwischen 2000 und 2010 so viel Eis ans Meer abgegeben, dass allein er einen globalen Meeresspiegelanstieg von einem Millimeter verursacht hat. "Was in der Arktis passiert, betrifft uns alle" so Taalas.
Fatale Folgen
Theophilus Charles, 70, sitzt in seinem vom Hurrikan Ida zerstörten Haus in Louisiana. Mehr und mehr Menschen werden zukünftig mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben. So warnte auch Petteri Taalas, die Schwelle von 1,5 Grad sei nicht zufällig gewählt. Sie markiere "den Punkt, an dem Klimafolgen zunehmend schädlich für Menschen und für den ganzen Planeten werden".
Schlechte Aussichten für den Klimaschutz
Die Meldung aus Genf kommt zur Halbzeit zwischen der vergangenen Weltklimakonferenz in Glasgow und der nächsten Konferenz in Scharm El-Scheich, Ägypten. Beobachter ziehen derweil eine ernüchternde Bilanz beim Klimaschutz, auch wegen des Kriegs in der Ukraine. Die negativen Auswirkungen des Klimawandels, wie die Überschwemmungen im Ahrtal, werden uns weiter begleiten und sogar zunehmen.