Fieberhafte Nachforschung
2. Juli 2007Die britischen Ermittler meldeten am Montag (2.7.) die Festnahme von weiteren zwei Verdächtigen, die in den Anschlag auf den Flughafen von Glasgow verwickelt sein sollen. Damit stieg die Zahl der Verhafteten nach den zwei vereitelten Autobombenanschlägen in London und dem weitgehend folgenlosen Angriff auf den Flughafen von Glasgow auf sieben. Es handelt sich offenbar um sechs Männer und eine Frau.
Spezialisten sichteten unterdessen mehrere tausend Stunden an Aufnahmen von Überwachungskameras und Beweisstücke, die in den Häusern sieben festgenommenen Verdächtigen sichergestellt wurden.
Identifizierung schwierig
Bei den zuletzt festgenommenen Verdächtigen soll es sich um zwei 25 und 28 Jahre alte Männer handeln, teilte die Polizei von Strathclyde mit. Sie seien unter den Bedingungen des Gesetzes zur Verhinderung von Terrorismus festgenommen worden. Die Ermittlungen entwickelten sich schnell weiter, erklärte der stellvertretende Polizeipräsident John Malcolm. Schwierigkeiten bereitete jedoch die Identifizierung der Verdächtigen.
Selbst bei den beiden Festgenommenen, die am Samstag einen brennenden Wagen in ein Terminal in Glasgow steuerten, sei die Identität noch nicht klar, verlautete aus Sicherheitskreisen. Britische Medien berichteten unterdessen, bei zwei der Festgenommenen handele es sich um Ärzte, die in britischen Krankenhäusern gearbeitet hätten. Die Polizei in London und Glasgow wollte das nicht bestätigen.
Polizei hatte heiße Spur
Mehrere Fernsehsender und Zeitungen berichteten, einer der Verdächtigen sei als Mohammed Asha identifiziert worden. Er arbeite als Arzt im Krankenhaus von North Staffordshire in der Nähe der Ortschaft Newcastle-under-Lyme, wo die Polizei am Sonntag Häuser durchsucht hatte. Innenministerin Jacqui Smith betonte, alle Berichte über die mögliche Herkunft der Festgenommenen seien Spekulation.
Die Polizei war den Attentätern von Glasgow offenbar auf die Spur gekommen, kurz bevor sie mit dem Geländewagen in das Flughafengebäude fuhren. Ermittler hätten nur zehn Minuten vor dem Anschlag eine Immobilienagentur kontaktiert, die einem der Verdächtigen eine Wohnung vermittelt hatte.
Dabei seien die Fahnder auch auf das Royal Alexandra Hospital in Paisley bei Glasgow aufmerksam geworden, in dem einer der Verdächtigen als Arzt tätig gewesen sei. Dessen Räume auf dem Krankenhausgelände wurden am Montag von Spezialisten durchsucht. In das Hospital war am Samstag zufällig auch einer der beiden Airport- Attentäter gebracht worden. Er hatte schwere Brandwunden erlitten. Vor dem Krankenhaus war am Sonntag ein Auto kontrolliert gesprengt worden. Die Polizei gab als Grund eine Verbindung zu dem Anschlag auf den Flughafen an.
Bush lobt "starke Reaktion"
In London wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Vor Kontrollpunkten auf der London Bridge bildete sich eine lange Autoschlange, das Tennisturnier in Wimbledon wurde mit Betonbarrieren geschützt. Die Polizei in Schottland hat angesichts der Terrorgefahr auch die Schutzmaßnahmen für Königin Elizabeth II. verstärkt. Die 81-jährige Queen ist derzeit wegen mehrerer offizieller Verpflichtungen in Schottland unterwegs. Ein Besuch der Königin in der Universität von Dundee wurde am Montag von einem Großaufgebot der Polizei abgesichert.
US-Präsident George W. Bush lobte die "starke Reaktion" der neuen britischen Regierung angesichts der angespannten Sicherheitslage. Auch die britischen Zeitungen bewerteten den Umgang der Regierung mit der terroristischen Bedrohung zumeist positiv. "Ein ruhiger Schulmeister besteht seinen ersten Autoritätstest", titelte die "Times". In einem "auffälligen Kontrast" zu seinem Vorgänger Tony Blair habe Brown ruhige Töne angeschlagen und darauf verzichtet, im Kampf gegen den Terrorismus größere Machtbefugnisse der Behörden zu fordern.
Mehr Air Marshals
Bush kündigte inzwischen an, dass auf den Flügen zwischen den USA und Europa die Zahl der so genannten Air Marshals erhöht wird. Als Air Marshals werden bewaffnete Sicherheitskräfte bezeichnet, die zum Schutz von Passagierflügen eingesetzt werden. Sie tragen Zivilkleidung und sind daher von anderen Fluggästen nicht zu unterscheiden. Diese Maßnahme solle deutlich machen, dass der "Krieg gegen diese Extremisten" weitergehe, sagte Bush am Sonntag. "Man weiß nie, wo sie zuschlagen." (stl)