Kreuzverhör in Bergdahl-Affäre
11. Juni 2014Angesichts des sich verschlechternden Gesundheitszustands von Bowe Bergdahl habe US-Präsident Barack Obama kaum eine andere Möglichkeit gehabt, sagte Verteidigungsminister Chuck Hagel in einer Anhörung vor dem Repräsentantenhaus in Washington.
Gesetz eingehalten
"Bei der Entscheidung, Feldwebel Bergdahl zu retten, haben wir das Gesetz eingehalten und geglaubt, im besten Interesse unseres Landes, unserer Armee und von Feldwebel Bergdahl zu handeln", sagte Hagel. "Amerika lässt seine Soldaten nicht zurück."
Der inzwischen 28-jährige Bergdahl war Ende Mai von US-Spezialeinheiten in der ostafghanischen Provinz Chost in Empfang genommen worden, nach fünf Jahren in den Händen der Taliban. Im Gegenzug überstellte Washington fünf ranghohe afghanische Taliban-Mitglieder aus dem Gefangenenlager Guantanamo an das Golfemirat Katar, wo sich diese mindestens ein Jahr lang aufhalten müssen.
Heftige Kritik von Republikanern
Der Vorsitzende des Streitkräfteausschusses im Repräsentantenhaus, der Republikaner Buck McKeon, kritisierte den Gefangenenaustausch erneut als "zutiefst beunruhigend". Die Überstellung der Taliban schaffe "einen gefährlichen Präzedenzfall für Verhandlungen mit Terroristen", sagte er. Damit bestehe ein erhöhter Anreiz, Vertreter der USA als Geiseln zu nehmen. McKeon wiederholte auch den Vorwurf, dass das Weiße Haus den Kongress vor der Freilassung der Guantanamo-Häftlinge nicht informiert habe.
Hagel räumte ein, dass die Regierung ihren Verpflichtungen hier nicht nachgekommen sei. "Wir hätten eine bessere Arbeit leisten müssen, Sie auf dem Laufenden zu halten", sagte er. Allerdings habe es sich um eine "außerordentliche Situation" gehandelt. Ein Durchsickern der Gespräche mit den Taliban hätte den Deal platzen lassen können. Bergdahl wird derzeit im US-Militärkrankenhaus Landstuhl bei Kaiserslautern behandelt. Wann er in die USA zurückkehren soll, ist nicht bekannt.
Der Gefangenenaustausch ist auch deshalb umstritten, weil Bergdahl im Juni 2009 unter zweifelhaften Umständen von seinem Stützpunkt nahe der afghanisch-pakistanischen Grenze verschwand. Einige seiner damaligen Kameraden werfen ihm US-Medien zufolge vor, desertiert zu sein. Vor seinem Verschwinden soll er sich kritisch über den Einsatz in Afghanistan geäußert haben. Laut einer aktuellen Umfrage für die Zeitung "Washington Post" und den Fernsehsender ABC missbilligen mittlerweile 51 Prozent der US-Bevölkerung den Gefangenenaustausch; 73 Prozent wollen ein Verfahren gegen Bergdahl, sollte sich der Verdacht auf Fahnenflucht erhärten.
qu/gmf (afp, AP, rtr)