Israel: Vertraute Netanjahus in Haft
20. Februar 2018Eine Woche nach einer Anklageempfehlung wegen Korruption gegen den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gerät der Regierungschef in einer weiteren Affäre unter Druck. Vertraute von ihm wurden bereits am Sonntag wegen Korruptionsermittlungen bei Israels größtem Telekommunikationsunternehmen Beseq vorübergehend festgenommen, wie die israelische Polizei jetzt mitteilte. Dabei handelt es sich um einen langjährigen Pressesprecher und Medienberater der Familie Netanjahu, Nir Hefetz, sowie den ehemaligen Direktor des Kommunikationsministeriums, Schlomo Filber.
Der Mehrheitsaktionär von Beseq, Schaul Elovitsch, wurde ebenfalls vorübergehend festgenommen. Er ist laut Medienberichten ein Freund der Netanjahus und wurde bereits verdächtigt, bei einem Deal mit der Kabelgesellschaft Yes mehrere Millionen Dollar in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Festgenommen wurden außerdem Elovitschs Frau, sein Sohn und zwei Mitglieder der Besek-Geschäftsführung.
Positive Berichterstattung für Geld?
Die Polizei ermittelt unter anderem wegen des Verdachts auf Betrug und Behinderung der Justiz. Medienberichten zufolge sollen Netanjahu und seine Vertrauten Beseq sowie dessen landesweit bekannter Nachrichtenseite "Walla" wirtschaftliche Vorteile verschafft haben. Demnach gab es im Gegenzug eine positive Berichterstattung über Netanjahu und seine Familie. Netanjahu selbst wird in diesem Fall nicht beschuldigt. Er und seine Frau könnten laut israelischen Medien jedoch verhört werden.
Vorwürfe gegen Netanjahu
Israels Ministerpräsident steht derzeit aber wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck. Am Freitag forderten tausende Demonstranten in Tel Aviv seinen Rücktritt. Die israelische Polizei hatte der Staatsanwaltschaft vor einer Woche eine Anklage gegen den Regierungschef wegen der Annahme von Bestechungsgeldern, Betrugs und Vertrauensmissbrauchs empfohlen. Netanjahu wird vorgeworfen, zusammen mit seiner Frau über Jahre hinweg teure Geschenke vom israelischen Geschäftsmann und Hollywood-Produzenten Arnon Milchan angenommen zu haben.
Zudem soll Netanjahu mit dem Verleger der israelischen Zeitung "Jediot Ahronot" eine geheime Absprache getroffen haben, um eine vorteilhaftere Berichterstattung zu erreichen. Netanjahu weist alle Vorwürfe zurück. "Es gibt enorme Bemühungen, das linke Monopol in den Medien zu erhalten", schrieb er auf Facebook.
mb/as (dpa, afp)