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Vesper: Kompakte Spiele in London

Fritz, Olivia Lien-Tsu17. April 2012

Bei den Olympischen Spielen in London wird Michael Vesper wie schon vor vier Jahren in Peking Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft sein. DW.DE sprach mit dem DOSB-Generaldirektor.

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DW.DE: Michael Vesper, Sie waren bereits vor Ort in London, verfolgen die Entwicklung der Vorbereitungen und haben sich bereits vieles angesehen. Gibt es Sportsstätten, die Sie beeindruckt haben? 

Michael Vesper: Für mich ist das Zentrum der Wettkämpfe am beeindruckendsten, der Olympic Park. Dort findet über die Hälfte aller Entscheidungen statt und dort befindet sich auch das Olympische Dorf. Dort haben wir eine tolle Architektur, zum Beispiel das Olympiastadion. Ich dachte, nach dem Vogelnest in Peking könnte mich nichts mehr beeindrucken. Aber dieses Stadion vermittelt ein Raumgefühl, wie ich es noch nie in einem Stadion erlebt habe. Auch das Schwimmstadion ist ein Highlight und alles fußläufig erreichbar. Ich freue mich sehr darauf, weil es dort sehr kompakte Spiele geben wird - entgegen der Vorurteile, die man gegen London hegt, dass man dort im Verkehr unterginge.

Das Olympische Dorf ist Tabuzone für Fans, Journalisten und ein Rückzugsort für die Athleten. Welche Lösung gibt es in London und was macht das Olympische Dorf so besonders?

Das sind im Grunde genommen Hochhäuser, die jeweils einen begrünten Innenhof umschließen. Die Wohnungen sind sehr hell und großzügig ausgestattet. Die Sportler schlafen bei den Olympischen Spielen in Doppelzimmern - anders, als das Fußballer bei Weltmeisterschaften in ihren Luxushotelzimmern tun. Es ist ein tolles Gemeinschaftsgefühl, das sich dort entwickeln wird - wenn Sportler aus über 200 Nationen auf engstem Raum zusammen leben, zusammen feiern, zusammen trauern, zusammen essen und zusammen Sport treiben.

"Ich freue mich darauf, die deutsche Nationalhymne zu hören"

Es sind nicht Ihre ersten Olympischen Spiele. Gibt es etwas, auf das Sie sich ganz besonders freuen?

Ich bin erstmal traurig, dass ich wieder einmal die Eröffnungsfeier nicht mitbekommen werde, weil die Mannschaft dann in den Katakomben steht und auf den Einmarsch wartet, denn diese Eröffnungsfeier soll sehr spektakulär sein. Ansonsten freue ich mich, besonders viel beim Sport dabei zu sein und vor allem darauf, möglichst oft die deutsche Nationalhymne zu hören, die man eben dann hört, wenn man gewinnt.

Hohe Frauenquote

Bei diesen Olympischen Spielen gibt es so viele Frauen wie noch nie. Die Frauenquote ist gestiegen, auch viele arabische Staaten schicken erstmals Sportlerinnen an den Start - wie bewerten Sie diese Entwicklung?

Das ist eine gute Entwicklung. Es zeigt, dass das, was bei uns schon seit Längerem gepusht wird, nun auch weltweit angekommen ist. Das ist sehr zu begrüßen. Das Bild wird bunter. Frauen gehören eben zum Sport dazu, auf allen Ebenen, auch auf der der Funktionäre.

Aber da hapert es noch ein bisschen!

Da hapert es, auch in Deutschland hapert es da noch. Da müssen wir noch zulegen, aber da haben wir viele Programme auf den Weg gebracht. Wir im Präsidium haben immerhin von zehn Mitgliedern vier Frauen.

Soviele Kontrollen wie noch nie

Wagen Sie einen Ausblick. Wie sicher und wie sauber werden die Olympischen Spiele in London werden?

Ich denke, dass die Organisatoren und die britische Regierung die Frage der Sicherheit sehr ernst nehmen. Da ist ja häufig auch von den Kosten die Rede. Das haben sie im Griff. Natürlich ist man nie davor gefeit. Ich hoffe und bete, dass es friedliche und fröhliche Olympische Spiele sein werden. Was die Frage des Dopings angeht: Es gab noch nie so viele Kontrollen bei Olympischen Spielen. An die 6000 Proben werden dieses Mal genommen, alle Proben werden acht Jahre lang eingefroren, so dass auch spätere Analyseformen noch zum Einsatz kommen können. Wir haben auch im Vorfeld unser bewährtes Anti-Doping-Management auf den Weg gebracht. Alle Mitglieder unserer Mannschaft werden vor den Spielen noch einmal unangekündigt auf das gesamte Spektrum möglicher Dopingmittel hin - auch Eigenblutdoping - untersucht. Wir tun alles, was wir können.