Wolfsburg scheitert an Lyon
24. Mai 2018Und dann liegen sie plötzlich auf dem Rasen. Die Wolfburger Fußballerinnen sacken in sich zusammen, die Arme ausgestreckt schauen sie fassungslos in den Abendhimmel. Für einen Moment scheint die Zeit still zu stehen im Walerij-Lobanowskyj-Stadion von Kiew und das mitten im Spiel. Was passiert hier bitte gerade, scheinen sie sich zu fragen. Und das fragen sich nicht nur die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg.
Wir schreiben die 99. Minute im Champions-League-Finale der Frauen. Lange war dieses Spiel eine taktische Nullnummer. Chancen ja, Tore nein. Doch dann, in der Verlängerung, geht die Post ab. Die Kräfte schwinden, die Konzentration auch und plötzlich sind die Visiere offen. Eine schnelle, fast unglaubliche Abfolge der Ereignisse: 93. Pernille Harder trifft nach tollem Lauf aus 25 Metern zur Wolfsburger Führung. Aber dann: 96. Minute Platzverweis für Alexandra Popp, 98. das 1:1 durch Amandine Henry, 99. das 1:2 durch Eugénie Le Sommer und alle Hoffnungen scheinen dahin. Die Körpersprache der Wolfsburgerinnen verrät: Das war's.
Erinnerungen an München-Manchester 1999 werden wach
Tatsächlich fallen kurz darauf noch die Tore zum 1:3 (103. Ada Hegerberg) und 1:4 (116. Camille Abily) und die Niederlage ist besiegelt. Ein mehr als bitterer Abend für den VfL Wolfsburg, der bereits eine Hand am Champions League Pokal hatte - und doch tragisch scheiterte. Das Ganze erinnert nicht zu unrecht an ein anderes Champions-League-Finale: das der Männer von 1999. Damals lag der FC Bayern München zum Ende der 90 Minuten mit 1:0 in Führung, doch Manchester United drehte das Spiel in einer dramatischen Nachspielzeit.
Die Grün-Weißen Wolfsburgerinnen verpassten mit der Pleite im Champions-League-Finale gegen Titelverteidiger Lyon das zweite Triple der Clubgeschichte. Mit Tränen in den Augen verfolgten die Spielerinnen des VfL die Feier ihrer Gegnerinnen aus Lyon. Trotz einer erneuten Energieleistung ist der Traum Titel für den deutschen Meister noch geplatzt. Fünf Tage nach dem DFB-Pokalsieg scheiterte der deutsche Meister im Champions-League-Finale erst in der Verlängerung an der französischen Übermannschaft Olympique Lyon. Das Team von Trainer Stephan Lerch verlor am Donnerstagabend in Kiew nach umkämpften 120 Minuten mit 1:4 (0:0) gegen den Titelverteidiger, der damit zum dritten Mal in Serie die Königsklasse der Frauen gewann.
Schlüsselszene Platzverweis Popp
Vor gut 14.000 Zuschauern im vollbesetzten Walerij-Lobanowski-Stadion fiel die Entscheidung erst in der Verlängerung, nachdem die ersten 90 Minuten nicht sehr viel Ansehnliches für Fußballliebhaber geboten hatten. Schlüssel zum Sieg für Lyon war wohl die Gelb-Rote Karte für Alexandra Popp. Ihr ungestümes Eingreifen wurde zurecht mit dem Platzverweis geahndet und war ein Bärendienst der Nationalspielerin an ihrer Mannschaft.
jw/qu (mit sid, dpa)