Blutiger Anschlag in Pakistan
25. Oktober 2016Wieder wird Pakistan von Gewalt erschüttert: In der Unruheprovinz Baluchistan sind bei einem blutigen Angriff auf eine Polizeischule nach Polizeiangaben mindestens 60 Menschen getötet und mehr als 130 verletzt worden. Drei Bewaffnete waren demnach in die Schule eingedrungen und hatten um sich geschossen. Alle drei seien tot. Der Innenminister von Baluchistan, Sarfraz Bugti, erklärte den stundenlangen Einsatz der Sicherheitskräfte in Quetta am Dienstagmorgen für beendet.
Die Angreifer hatten den Polizeikomplex am Rande der Großstadt am späten Montagabend überfallen. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich den Berichten zufolge rund 700 Kadetten in der Akademie auf. Medien berichteten von heftigen Feuerwechseln und schweren Explosionen auf dem Gelände. Etliche Kadetten wurden demnach als Geiseln genommen, die Täter verschanzten sich mit ihnen im Hauptgebäude.
Geo TV zitierte einen Kadetten, dem zufolge mehrere Terroristen gegen 21.30 Uhr (Ortszeit) in das Trainingszentrum eingedrangen und das Feuer eröffneten. "Dann stürmten sie in die Kasernen", so schildert es der Augenzeuge.
Sicherheitskräfte umstellten das Gelände in einem Außenbezirk Quettas und starteten schließlich die Aktion zur Befreiung der Geiseln. Am Morgen vermeldete Innenminister Bugti, das Areal sei vollständig gesichert worden.
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte sich zu dem Anschlag. Ein IS-Kommandeur rief am frühen Dienstagmorgen einen gut vernetzten pakistanischen Journalisten an und drohte mit weiteren Anschlägen, wie der Reporter der Deutschen Presse-Agentur sagte. Bald werde der IS "der Alptraum der pakistanischen Regierung" sein, habe er gesagt. Das Militär hatte zuvor laut Medienberichten mitgeteilt, die Täter hätten Anweisungen aus Afghanistan erhalten und stünden mit der sunnitischen Extremistengruppe Lashkar-e-Jangvi in Verbindung.
Der Polizeikomplex in Quetta war schon 2006 und 2008 angegriffen worden. Damals wurden Raketen auf das Gelände abgefeuert. Baluchistan ist zugleich die größte, ärmste und unruhigste Provinz Pakistans. Dort sind mehr extremistische Gruppen präsent und aktiv als in den anderen Landesteilen. Separatisten kämpfen zum Beispiel für die Abspaltung von Pakistan oder für mehr politische und finanzielle Autonomie der Provinz. Auch einige pakistanische Taliban-Gruppen haben hier ihre Basis.
stu/jj (afp, dpa)