Viele Tote bei Meuterei in Venezuela
25. Mai 2019Über die genauen Umstände des Vorfalls gibt es verschiedene Angaben. Wie die Bürgerrechtsorganisation Una Ventana a la Libertad (Ein Fenster zur Freiheit) mitteilte, hatte ein Häftling mehrere Besucher als Geiseln genommen. Als dann eine Polizei-Spezialeinheit die Arrestzellen in dem Polizeirevier im Bundesstaat Portuguesa stürmte, hätten bewaffnete Gefangene das Feuer auf die Polizisten eröffnet und offenbar auch Granaten gezündet. 26 Menschen wurden verletzt, darunter 19 Beamte, wie die Nichtregierungsorganisation (NGO) Venezolanische Beobachtungsstelle für die Gefängnisse mitteilte.
Ein Vertreter der Behörden erklärte, in dem Gefängnis seien mehr als 350 Menschen inhaftiert gewesen. Anders als die Bürgerrechtler sprach er von einem Kampf rivalisierender Banden, der zu dem Blutbad geführt habe.
Schwelender Konflikt
Die Beobachtungsstelle wiederum berichtet, der Gefangenenmeuterei sei ein wochenlanger Konflikt zwischen den Häftlingen und der Verwaltung vorausgegangen. Offenbar durften die Gefangenen seit Ostern keinen Besuch mehr empfangen und erhielten deshalb auch immer weniger Lebensmittel. Zudem sollte ein Wortführer der Gefangenen in eine andere Haftanstalt verlegt werden. Nach Angaben der NGO setzten sich die Gefangenen seit Tagen dafür ein, nicht in weit entfernte Anlagen gebracht zu werden, wo sie von ihren Verwandten nicht mehr besucht werden können.
Seit Donnerstag kam es demnach zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Gefangenen. Nachdem ein junger Häftling ums Leben kam, brach ein offener Kampf aus. Die ganze Nacht seien Schüsse und Explosionen zu hören gewesen, berichtete die Beobachtungsstelle für die Gefängnisse.
Gewalt ist an der Tagesordnung
Die Gefängnisse in Venezuela sind völlig überfüllt, es gibt immer wieder gewaltsame Aufstände. Auch in den Arrestzellen von Polizeiwachen bricht - wie in diesem Fall - immer wieder Gewalt aus. Dort dürfen Gefangene laut Gesetz eigentlich nicht länger als 48 Stunden bleiben, diese Regel wird jedoch laut Una Ventana a la Libertad vielfach nicht eingehalten. Tatsächlich bleiben viele Monate oder Jahre dort.
Im März vergangenen Jahres wurden bei Krawallen in der Gefangenensammelstelle der Polizei in Carabobo im Zentrum des südamerikanischen Landes 68 Menschen getötet.
haz/ust/jj (rtr, afp, dpa)