Viele Tote nach Bombenexplosionen in Afghanistan
21. April 2022In der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif sind bei einer Explosion in einer Moschee mindestens 20 Menschen getötet worden. Rund 60 Verletzte seien in ein Krankenhaus gebracht worden, wie ein Arzt in der Provinzhauptstadt der Deutschen Presse-Agentur sagte. Ein Vertreter der herrschenden Taliban bestätigte die Explosion und Opfer in der schiitischen Moschee im Stadtzentrum. Die radikal-islamische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte sich auf dem Kurznachrichtendienst Telegram zu der Tat. IS-Kämpfer hätten eine Tasche mit einer Bombe in der Moschee platziert, die dann ferngezündet worden sei, schrieb die Miliz.
Bei einer weiteren Explosion in der Stadt Kundus, das ebenfalls im Norden Afghanistans liegt, wurden nach Behördenangaben mindestens vier Menschen getötet. Mindestens 18 weitere Menschen seien verletzt worden, als eine an einem Fahrrad befestigte Bombe explodiert sei, sagte ein Polizeisprecher. Der Anschlag habe sich gegen ein Fahrzeug mit Mechanikern einer Taliban-Militäreinheit gerichtet. Auch diese Tat reklamierte der IS für sich. Die Miliz erklärte jedoch, ihre Kämpfer hätten einen Sprengsatz in einem Bus mit Angestellten des Flughafens Kundus gezündet. Masar-i-Scharif und Kundus waren lange Zeit Standorte der Bundeswehr in Afghanistan.
Auch in der Hauptstadt Kabul und der östlichen Stadt Nangarhar wurden Menschen bei Explosionen in den Tod gerissen oder verletzt.
Die Taliban kündigten Vergeltung für die Anschläge an. "Die Schuldigen dieser Verbrechen werden bald gefunden und hart bestraft werden", erklärte Regierungssprecher Sabihullah Mudschahid auf Twitter.
Blutiger Anschlag auch in Kabul
Bereits am Dienstag hatte es in Kabul einen verheerenden Bombenanschlag auf ein Gymnasium gegeben. Dabei wurden mindestens sechs Menschen getötet und elf verletzt. Die Schule befindet sich in einem überwiegend von Angehörigen der schiitischen Hasara-Minderheit bewohnten Viertel der Hauptstadt.
In Afghanistan gab es jüngst wiederholt Anschläge. Einen Großteil der Angriffe beanspruchte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) für sich. Die sunnitischen Extremisten betrachten Schiiten als Abtrünnige vom wahren Glauben, obwohl auch sie Muslime sind.
Die militant-islamistischen Taliban hatten nach dem Abzug der internationalen Truppen im August wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Experten befürchten, dass es wegen der Rivalität mit anderen Extremistengruppen zu noch mehr Gewaltakten kommen könnte.
Unterdessen schränkten die Taliban im Land die Medienfreiheit weiter ein. Nach einem Beschluss des Taliban-Kabinetts sollen die Video-Plattform Tiktok und ein beliebtes Computerspiel verboten werden. Zur Begründung hieß es, man wolle den Zugang zu "unmoralischen Inhalte" einschränken.
kle/nob (afp, dpa, rtr)