Viele verletzte Polizisten bei Eritrea-Fest in Gießen
8. Juli 2023Beim sogenannten Eritrea-Festival im hessischen Gießen ist es nach Polizeiangaben zu Ausschreitungen an verschiedenen Stellen der Stadt in Westdeutschland gekommen. Es habe massive Angriffe auf Polizeibeamte durch Stein- und Flaschenwürfe gegeben. Rauchbomben seien gezündet und Absperrzäune eingerissen worden, erklärte die Polizei. 26 Einsatzkräfte seien verletzt worden.
Zudem habe es Schlägereien gegeben. Die Polizei setzte demnach Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Mindestens 100 Menschen wurden in Gewahrsam genommen. Die Polizei hatte sich seit Tagen auf die Anreise potenziell gewaltbereiter Gegner der Veranstaltung eingestellt.
Das Festival gilt wegen seiner Nähe zur Regierung des ostafrikanischen Landes als umstritten. Bereits im August vergangenen Jahres war es bei der Vorgängerveranstaltung zu Ausschreitungen mit verletzten Besuchern und Polizisten gekommen.
Der Zentralrat der Eritreer in Deutschland ist der Veranstalter des Kulturfests und rechnete für Samstag und Sonntag mit jeweils etwa 2500 Besuchern. Die Stadt Gießen hatte das Festival zunächst wegen Sicherheitsbedenken verboten. Dies wurde vom Gießener Verwaltungsgericht gekippt. Nach Darstellung des Polizeisprechers handelt es sich bei dem Fest um "eine kulturelle Veranstaltung", die die eritreische Kultur und Traditionen feiere. "Es handelt sich um eine friedliche und familiäre Veranstaltung für Jedermann."
Eritrea: ein-Parteien-Diktatur in Ostafrika
Bereits im vergangenen Jahr waren jedoch Vorwürfe laut geworden, dort sollte Geld zur Unterstützung des Regimes gesammelt werden. Eritrea liegt im Osten Afrikas am Roten Meer und hat rund drei Millionen Einwohner. Es ist international weitgehend abgeschottet.
Seit der Unabhängigkeit von Äthiopien, die vor 30 Jahren nach einem jahrzehntelangen Krieg erkämpft wurde, regiert Präsident Isayas Afewerki in einer Ein-Parteien-Diktatur. Andere Parteien sind verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit ist stark eingeschränkt. Es gibt weder ein Parlament noch unabhängige Gerichte oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Menschen ins Ausland fliehen.
uh/hf (dpa, afp)