Virunga-Park: Einzigartiger Naturschatz
Der Virunga-Park im Ostkongo ist ein kleines Paradies. Ausgerechnet dort wollte ein Konzern nach Öl bohren. Das ist nun vorerst vom Tisch. Doch der Park hat noch andere Feinde.
Natur bleibt vorerst Paradies
Aufatmen im ältesten Naturschutzgebiet Afrikas: Der Virunga-Park im Osten der Demokratischen Republik Kongo bleibt vorerst von Ölbohrungen des britischen Konzerns Soco International verschont. Ein Erfolg für die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF): Sie hatte Beschwerde bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eingelegt.
Naturschutz mit langer Geschichte
Genau hier hätten sich die Ölbohrmeißel viele Meter tief in den Grund des Sees gebohrt: Der Eduardsee liegt mitten im Virunga-Nationalpark an der Grenze zu Uganda. Schon 1925 erklärten die belgischen Kolonialherren das Gebiet mit aktiven Vulkanen, Tropenwald, Savannen und schneebedeckten Bergen zum Naturschutzgebiet. 1979 ernannte es die UNESCO zum Weltnaturerbe.
Angst vor möglicher Ölpest
Wie hier im Dorf Kavanyongi leben insgesamt etwa 50.000 Familien vom Eduardsee: Er liefert ihnen frisches Trinkwasser und Wasser zum Kochen. Die reichen Fischvorkommen sind die wichtigste Nahrungs- und Einnahmequelle für die Bewohner. Viele von ihnen hatten gefürchtet, dass die geplanten Bohrungen ihren See verseuchen könnten.
Ein neues Leben
Auf dem Wochenmarkt von Vitshumbi am Südufer des Eduardsees verkaufen die Frauen der umliegenden Gemeinden getrockneten Fisch. Viele Familien flohen vor Kämpfen verfeindeter Milizen in anderen Regionen des Ostkongo hierher. Auch der Park selbst war lange Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen. Inzwischen haben sich diese Menschen ein neues Leben aufgebaut.
Heimat der Berggorillas
In den Vulkangebirgen des Virunga-Parks leben rund 200 Berggorillas. Die vom Aussterben bedrohten Tiere waren ein wichtiger Grund, weshalb die Region zum Weltnaturerbe ernannt wurde. Doch immer wieder töten Wilderer die scheuen Tiere. Deren Fleisch gilt als begehrte Delikatesse, die sich teuer verkaufen lässt.
Gefährdete Wälder
Der Virunga-Park beheimatet mehr als 700 Vogelarten und 2000 verschiedene Pflanzenspezies. Auch sie sind bedroht: Die Bewohner fällen jährlich weite Flächen der kostbaren Waldbestände, um etwa die benachbarte Provinzhauptstadt Goma mit Brennholz zu versorgen. Auch Milizen roden, um mit dem Verkauf von Holzkohle Waffen und Munition zu finanzieren.
Die Menschen einbinden
"Wir müssen den Menschen zeigen, dass Naturschutz wirtschaftlichen Nutzen haben kann - sonst überlebt Virunga nicht", sagt Emmanuel de Mérode, seit rund fünf Jahren Direktor des Parks. Deshalb setzt der Belgier auf kleine Wasserkraftwerke zur Stromgewinnung oder die lokale Produktion organischer Brenn-Pellets. Im April überlebte Mérode, strikter Gegner der Ölbohrungen, nur knapp ein Attentat.
Es muss kein Raubbau sein
Der Virunga-Park hat großes Potenzial: Laut einer WWF-Studie könnten bis zu 45.000 Arbeitsplätze in den Bereichen Wasserkraft, Fischerei, Öko-Tourismus, Medizin, Forschung und Bildung entstehen. Umweltschutz und Geschäft müssen sich nicht ausschließen: Bei nachhaltiger Bewirtschaftung könnte der Virunga-Park laut WWF jährlich rund eine Million Euro abwerfen.
Verlorene Generationen
Als Wirtschaftsmotor könnte der Virunga-Park auch im Umland Frieden und dauerhafte Entwicklung fördern. Nach wie vor gehört der Ostkongo zu den ärmsten Regionen Afrikas. Gewalt zwischen verfeindeten Milizen und ethnischen Gruppen prägen seit Jahrzehnten den Alltag, Generationen von Jugendlichen wachsen ohne Chance auf Bildung und Jobs heran.
Ölkonzern gibt nicht ganz auf
2010 wurde Öl im Virunga-Park gefunden und Kongos Regierung verkaufte eine Förderkonzession an die britische Firma Soco International. Die hat sich nun mit dem WWF auf einen Bohrverzicht geeinigt, es sei denn "Kongos Regierung und UNESCO sagen übereinstimmend, dass solche Aktivitäten nicht gegen den Status des Weltnaturerbes verstoßen." Das heißt: Der Virunga-Park bleibt im Visier der Ölkonzerne.