Vom "Amt Blank" zur Bundeswehr
7. Juni 2005
Die letztendliche Gründung geschah am 7. Juni 1955 ohne großes Aufheben, indem das "Bundesministerium für Verteidigung" geschaffen wurde. Im Grunde handelte es sich nur um die Umbenennung jener Behörde, die sich schon seit 1950 um Verteidigungsfragen kümmerte - die sogenannte "Dienststelle Blank". Sie war nach dem CDU-Abgeordneten Theodor Blank benannt worden, dem "Bevollmächtigten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen". Dieser sperrige Titel lässt schon ahnen, wie langwierig und komplex die Verhandlungen waren, die in der besetzten und entmilitarisierten Bundesrepublik nur zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg letztendlich zur Gründung der Bundeswehr führten.
Verteidigungspolitik in schwierigen Zeiten
"Wir stehen vor einer neuen und schweren Aufgabe", sagte der Blank damals im Bundestag. "Wir müssen Streitkräfte aus dem Nichts heraus neu aufbauen, ohne jede Anknüpfung an bestehende Truppeneinheiten. Wir bauen sie zudem in einem Staat auf, der an einer kaum bewältigten Vergangenheit zu tragen hat, in einer jungen Demokratie, die um ihr Ansehen oft noch im eigenen Volk zu ringen hat."
Der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, die das neue Verteidigungsministerium zu organisieren hatte, waren fünfjährige Verhandlungen mit den Westalliierten USA, Großbritannien und Frankreich vorausgegangen. Den ersten Anstoß für die Diskussion über einen deutschen Verteidigungsbeitrag hatte der Korea-Krieg 1950 gegeben. Zunächst war der Plan einer europäischen Armee mit einem deutschen Kontingent entwickelt worden. Der bereits unterzeichnete Vertrag über die "Europäische Verteidigungsgemeinschaft" scheiterte aber 1954 am Widerstand Großbritanniens und Frankreichs.
Die Suche nach einer Lösung führte schließlich zu den Pariser Verträgen: Die Bundesrepublik wurde in die NATO aufgenommen, während gleichzeitig die Besatzung beendet und die Souveränität wiederhergestellt wurde. Das war die formale Voraussetzung für die Gründung der Bundeswehr im November 1955, die Verteidigungsminister Theodor Blank damals gegenüber der Deutschen Welle so kommentierte: "Es wäre uns sicherlich lieber gewesen, wenn wir diese Verpflichtung nicht hätten zu übernehmen brauchen. Aber Sie kennen ja die Entwicklung in der Welt, die es notwendig macht, dass auch Deutschland den Beitrag für seine Freiheit und Sicherheit liefert, den es zu liefern auch moralisch und ethisch verpflichtet ist."
Neue Armee spaltet die Geister
Dass junge Männer nur zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder Waffen in die Hand nehmen würden, war in Deutschlands Politik und Gesellschaft höchst umstritten. Die Befürworter beriefen sich auf die prekäre Sicherheitslage im Kalten Krieg und die Gefahr eines Angriffs der Sowjetunion. Außerdem spielte der Wunsch eine Rolle, aus der Bundesrepublik wieder einen vollwertigen, souveränen Staat zu machen, der einen eigenen Beitrag zu seiner Sicherheit leisten kann.
Die Gegner, darunter die SPD in der Opposition, argumentierten nicht nur mit dem schweren Erbe des Zweiten Weltkriegs, sondern glaubten, die Teilung Deutschlands würde durch die Gründung der Bundeswehr vertieft und die Sowjetunion erst recht provoziert. Die Regierung Adenauer konnte sich mit ihrem Konzept einer in der Verfassung verankerten und vom Parlament kontrollierten Armee aber durchsetzen.
Bundeswehr erst seit 1956
Wenige Monate später, am 12. November 1955, wurden die ersten 101 freiwilligen Soldaten in Bonn vereidigt - dann doch in der militärischen Tradition Preußens. Es war der 200. Geburtstag des preußischen Generals und Militärreformers Gerhard von Scharnhorst. Den Namen "Bundeswehr" bekam die neue Armee 1956.