'Mein Führer'
9. Januar 2007Die umstrittene Hitler-Satire "Mein Führer" mit Helge Schneider in der Hauptrolle wird am Dienstagabend (9.1.2007) im Essener Traditionskino "Lichtburg" uraufgeführt. In der Komödie von Regisseur Dani Levy ("Alles auf Zucker") spielt Ulrich Mühe ("Das Leben der Anderen") den jüdischen Schauspieler Adolf Grünbaum, der Hitler auf eine Neujahrsrede zum Jahreswechsel 1944/45 vorbereiten soll. In zahlreichen Unterrichtsstunden enttarnt der Schauspieler den Diktator als einen vom Vater geschlagenen und zurückgewiesenen Schwächling, der beim deutschen Volk nach Anerkennung sucht. Der Film startet am Donnerstag bundesweit mit 250 Kopien.
Verniedlichung des Grauens?
Zahlreiche Kulturschaffende hatten im Vorfeld das Konzept von Dani Levy kritisiert, über Hitler eine Komödie zu drehen. So sagte die Initiatorin des Berliner Holocaust Mahnmals, Lea Rosh, Levys Film verniedliche das Grauen.
Andere weisen die pauschalen Vorbehalte gegen eine komödiantische Auseinandersetzung mit der Person Hitlers zurück. Thomas Pigor, der den Gesangspart Adolf Hitlers in dem Animationsfilm "Ich hock' in meinem Bonker" von Walter Moers übernommen hatte, hält einen derartigen Umgang sogar für wünschenswert. "Auf eine gewisse Art ist es auch nötig, denn es dekonstruiert den Führer-Mythos, den Hitler selbst aufgebaut hat." Dieser Mythos existiere zum Teil auch heute noch weiter, so der Musiker gegenüber DW-WORLD.
Helge Schneider geht auf Distanz
Andreas Gruber, Professor für Regie, Dramaturgie und Filmproduktion an der Hochschule für Fernsehen und Film München, sieht dies ähnlich. "Ich glaube schon, dass man mit den Mitteln der Komödie, der Person Hitlers zuleibe rücken kann." Die Gefahr, dass dadurch die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten verharmlost würde, bestehe nicht generell, sondern in der einzelnen szenischen Umsetzung, sagte Gruber in einem Gespräch mit DW-WORLD. Gruber hatte sich 1994 mit dem Film "Hasenjagd" mit dem Grauen in einem österreichischen Konzentrationslager auseinandergesetzt.
Helge Schneider distanzierte sich inzwischen von dem Film. "Es geht nur noch darum, wie Hitler gesehen werden soll: Nämlich als Schwächling. Das ist mir zu profan." Dagegen sagte Levy, er habe die Arbeit an dem Drehbuch als Befreiungsschlag erlebt. "Das war eine Art Urschrei, der aus mir rausmusste." (chh)