Vom Einwanderer zum Millionär
1. Februar 2002Vom Job zur Profession
Nach einem zweimonatigen Sprachkurs in München machte Vural Öger in den sechziger Jahren ein Ingenieur-Studium in Berlin. Jobs als Übersetzer und Model hielten ihn in dieser Zeit über Wasser. Für einen studentischen Reisedienst warb er schließlich gegen Provision für Flüge in seine Heimat - mit durchschlagendem Erfolg. Gleichzeitig erkannte er dabei nicht nur sein kaufmännisches Talent. Er entdeckte eine Marktlücke, die er von da an bis heute erfolgreich gefüllt hat: Er begann, direkte Heimflüge für so genannte Gastarbeiter aus der Türkei zu organisieren.
Um die Sicherheit seiner Charterflüge zu untermauern, verfiel er auf eine ungewöhnliche Idee: In den ersten beiden Geschäftsjahre flog er jedes Wochenende mit. Über die Jahre ist Öger-Tours mit dem Versprechen "Mehr Urlaub", zu einem der führenden europäischen Reiseveranstalter für die Türkei angewachsen. Ein um Ferienreisen in nahezu die ganze Welt erweitertes Angebot sprach auch deutsche Urlauber an. An dem Reiseimperium ist mittlerweile die Lufthansa-Chartertochter Condor beteiligt. Das Unternehmen setzt rund 500 Millionen Euro um.
1996 ging Öger-Tours durch die Medien. Ein vom Unternehmen gechartertes Flugzeug der Birgen Air stürzte mit deutschen Urlaubern in der Karibik ab. Doch auch in anderer Hinsicht hat Vural Öger Schlagzeilen gemacht.
Ein Botschafter zwischen den Kulturen
Von sich reden machte Vural Öger, als er den Sitz im Vorstand der türkischen Gemeinde in Deutschland niederlegte. Der Vorsitzende derselben hatte die Hilfe der Bundesregierung nach dem Erdbeben von 1999 für "unwürdig" erklärt.
Aufgrund der nicht immer spannungsfreien Situation türkischer Einwanderer in Deutschland gründete Öger die "Deutsch-türkische Stiftung". Was er damit seit 1998 erfolgreich betreibt, kann der sozial und kulturell engagierte Unternehmer seit 2001 in der Zuwanderungskommission der Bundesregierung fortsetzen: die Integration der Ausländer in Deutschland.
In diese Kommission hat ihn Bundesinnenminister Otto Schily gerufen. Beide kennen sich noch aus Berliner Zeit. Bei einer Anti-Schah-Demonstration in Berlin wurde der junge Öger von einem Polizisten zusammengeknüppelt. Otto Schily als ebenso junger Anwalt stand ihm beim anschließenden Prozess zur Seite.
Mit seiner deutschen Frau und seinen Kindern lebt der parteilose Unternehmer, der schon lange die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, in Hamburg. Dorthin hatte ihn ein Unfall geführt, der zu seinem Schicksal wurde: Bei einem Verwandtenbesuch an der Alster geriet sein Auto in Brandt. Er musste bleiben und erfuhr, dass der nächste Direktflug in die Türkei von Düsseldorf aus startete. Die Gründungsanekdote von Öger-Tours erzählt, dass er hier erstmals seine Kontakte zur Reisebranche spielen ließ, ein Flugzeug charterte und binnen einer Woche sämtliche Tickets verkauft hatte.(cg)