Vom Stolz der russischen Autoindustrie
Blitzendes Chrom, Champagner und ein Hauch von Motoröl in der Luft: Im Juli rollten bei der größten Oldtimer-Rallye Russlands 100 sowjetische Vintage-Schlitten durch das Zentrum Moskaus.
Gas-13 Tschaika
Mit seinem mattschwarzen Lack und den silbernen Paneelen entlang der Seiten ist die Tschaika auch heute noch ein absoluter Hingucker. Die Tschaika repräsentiert den ultimativen Luxus der 1960er Jahre. Das Lieblingsauto des damaligen Generalsekretärs Nikita Chruschtschow war ausschließlich für die höheren Mitglieder der Nomenklatura bestimmt.
Was-2101 Lada Schiguli
Der Schiguli 2101 war das erste Modell, das im berühmten Wolga-Automobilwerk gegenüber den gleichnamigen Bergen hergestellt wurde. Als Vorbild zum Bau des legendären Sowjet-Pkw dienten die Pläne des italienischen Fiat 124. Europas Auto des Jahres 1966 war ein schlichtes Auto für den Arbeiter, ohne jeglichen Schnickschnack und Schickimicki. Kein Modell wurde so oft gebaut.
Gas-A
Der älteste Wagen der Rallye, ein Paeton Gas-A Baujahr 1932, hat stolze 85 Jahre auf den Achsen. Im Volksmund auch Gazik genannt, war es der erste Wagen in der Sowjetunion, der in Massenfertigung ging. Die Vorlage kommt aus Amerika: Der Gazik ist nämlich so etwas wie der russische Zwilling des Ford Modell A.
Gas 20-M Pobeda
Der Pobeda ist das patriotische Gegenstück zum Gazik. Ab 1946 im Gorkowski Awtomobilny Sawod, dem Automobilwerk in Gorki (Heute: Nischnij Nowgorod) gefertigt, wurde er zum Symbolwagen der sowjetischen Nachkriegszeit.
Gas 20-M Pobeda
In der Sowjetunion war das eigene Auto fast unerreichbarer Luxus: 1965 wurden nur rund 200.000 Wagen jährlich produziert – in Westdeutschland gab es zu diesem Zeitpunkt mit über drei Millionen über fünfzehn Mal so viel. Auf den Kauf eines Pkw, der nur über Kontakte möglich war, mussten die Sowjetbürger mehrere Jahre warten.
Pobeda Sport
Der Name Pobeda (zu Deutsch: Sieg) ist eine Anspielung auf den Ausgang des Zweiten Weltkrieges. Er ist nämlich keine schlichte Kopie westlicher Marken, sondern wurde gänzlich in der Sowjetunion geplant und gefertigt. Hier in seiner Sportausführung.
Altersgrenze für Teilnahme
Blick unter die Motorhaube vor dem Start: Die Altersgrenze für die Wagen zur Teilnahme an die Rallye lag beim Baujahr 1985, sie mussten also mindestens 32 Jahre alt sein. Bei den "alten Herren" musste da schon mal der Schraubenschlüssel angelegt werden.
IMS Ural-3
Als Vorlage für die legendären sowjetischen Ural-Motorräder des Irbitski Motozikletny Sawod diente ein Maschinenbauer, der wohl auch Harley Davidson inspirierte. Auf die ähnlich aussehenden deutschen BMW-R-71 Motorräder aufmerksam wurde die Rote Armee während gemeinsamer Übungen mit der Wehrmacht zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Wie genau die Pläne in die Sowjetunion gelangten, ist umstritten.
Moskwitsch-2140SL
Ein Opel Kadett soll als Vorlage für das Modell Moskwitsch gedient haben. Dieser wurde bis 1955 als Moskwitsch 400 gebaut. Erst beim 408er, also beim dritten Modellwechsel zehn Jahre später, erhielt der Kadett-Klon ein neues Blechkleid - wie hier beim 2140SL zu sehen. Rund 40 Prozent der Jahresproduktion gingen ins Ausland, davon etwas mehr als die Hälfte in den Westen.
Ein deutscher "Pirat"
Unter den sowjetischen Vintage-Karossen in Moskau fand sich überraschenderweise auch ein alter Bekannter aus Deutschland: ein VW-Käfer. Dass sie keinen original sowjetischen Wagen fuhren, tat der Laune der Insassen offensichtlichen keinen Abbruch.
Gas-21 Wolga
Der Gas-21 "Wolga", der 1957 in Produktion ging, gilt als "Mercedes des Ostens". Ihn konnte sich nur die höhere Klasse leisten, wie Beamte und Kosmonauten. So auch Juri Gagarin, der 1961 als erster Mensch ins Weltall flog. Für besondere Verdienste machte ihn die Sowjetregierung zum stolzen Besitzer eines schwarzen Wolgas mit himmelblauer Innenausstattung.
Saparoschez Sas 965
Der Saporoschez 965 war verpönt als billigstes Auto in der Sowjetunion. Die Baureihe des sowjetischen Herstellers Saporisky Awtomobilebudiwny Sawod (SAS) aus dem heutigen Saporischschja (in der Südukraine gelegen, russifiziert Saporoschje) wurde von 1960 bis 1994 gefertigt. Ab 1967 wurde der Wagen, kurz „Saporosch“ oder „Sapo“, massenweise in die DDR exportiert.