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IFA 2010

2. September 2010

Wer in diesen Tagen das Berliner Messegelände besucht, soll dort die größte IFA aller Zeiten erleben. Die zum Auftakt veröffentlichten Zahlen sprechen dafür. Doch welche Neuheiten werden auf der 50. IFA geboten?

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IFA-Fahnen auf dem Berliner Messegelände (Foto: AP)
Bild: AP

Auf den ersten Blick erscheint das Bild in den Berliner Messehallen nicht anders als in den Vorjahren: Die IFA ist und bleibt eine bunte flimmernde Fernsehwelt. Wenn man genauer hinschaut, merkt man schnell, da gibt es doch viel Neues. Warum stehen die Menschen oft mit Brillen vor den Bildschirmen? 3D lautet die neue Fernsehformel. Was Filmfans durch Blockbuster wie "Avatar" im Kino längst erfahren haben, soll nun auch im heimischen Wohnzimmer erlebbar werden. Die Fernsehbilder werden dreidimensional.

Viel Euphorie mit gebremstem Schaum

Fast alle namhaften Fernseh-Gerätehersteller haben gleich Dutzende neue, 3D-fähige Fernseher nach Berlin gebracht, und dazu sicher mehrere tausend Brillen, ohne die das dreidimensionale Vergnügen bislang nicht funktioniert. Warum einer der führende deutschen Hersteller, die Firma Loewe, auf dieser IFA noch nicht in der 3D-Liga mitspielt, erklärt Unternehmenssprecher Dr. Roland Raithel: "Es ist zwar sehr faszinierend, 3D am Fernsehbildschirm zu sehen. Nur, wir meinen, dass das mit der dafür notwendigen Brille nicht häufig gemacht wird." Da die Kunden im gehobenen Marktsegment 3D erwarteten, werde auch Loewe in Zukunft seine Geräte mit dieser Funktionalität ausstatten. "Wir wollen nicht die Ersten sein, sondern wir wollen die beste 3D-Lösung", fügt Raithel hinzu.

Die neuesten TV-Geräte und Bluray-Plaver von Philips sind nicht nur 3D-fähig sondern verfügen mit NET-TV auch über eine Internetplattform. Net TV bietet eine Auswahl lokaler und internationaler Partner-Angebote. Dazu gehören Services wie YouTube, Tagesschau, Bild.de, TV Movie, Kino.de und viele andere. (Foto: Philips)
TV kann Internet und 3DBild: Philips

Vielleicht setzt Loewe dabei auf die findigen Entwickler des Fraunhofer Instituts, die auf der IFA bereits Zukunftslösungen für ein 3D-Fernsehen ohne Brille demonstrieren. Ein weiterer Wehrmutstropfen dürfte aber auch der Preis sein. Geben die Deutschen für einen Flachbild-Fernseher derzeit im Schnitt 680 Euro aus, müssen sie für ein 3D-fähiges Gerät um die 2000 Euro hinblättern. Es wird erwartet, dass die Preise im nächsten Jahr fallen. Die Verbraucher haben also die Wahl, ob und wann sie auf diesen Zug aufspringen wollen.

Web goes TV

Gleiches gilt natürlich auch für andere IFA-Neuheiten. War z.B. vor zwei Jahren noch Zurückhaltung beim hochauflösenden Fernsehen angebracht, so ist HDTV dank der Fußball-Weltmeisterschaft und einem wachsenden Programmangebot schon fasst ein Muss beim Neukauf eines Fernsehers. In diesem Jahr rückt neben 3D die Verbindung von Fernsehen und Internet in den Blickpunkt. Möglich wird das durch den neuen Standard HbbTV - die Abkürzung für "Hybrid Broadcast Broadband TV".

Die Idee ist, dass der Zuschauer bequem zwischen dem Fernsehprogramm und Online-Angeboten hin und her schalten kann - auf einem Gerät und mit einer Fernbedienung. So könne man zusätzliche Informationen zum gesehenen Programm erhalten oder eine Sendung, die man verpasst und nicht aufgezeichnet hat, nachträglich sehen, erläutert Sascha Lange vom japanischen Hersteller Toshiba. "Alle diese Dinge können aus dem Internet kommen und müssen natürlich leicht bedienbar sein. Und das ist eben das, was HbbTV schafft".

Lesen Sie mehr: Auch der gute Ton ist wichtig auf der IFA.

Dual TV und guter Ton

Am Stand von Samsung wird dem Besucher als Ergänzung zum neuesten 3D- und Internet-fähigen Fernseher des koreanischen Herstellers eine völlig neuartige Fernbedienung vorgeführt. Über einen drei Zoll großen LCD-Touchscreen werden nicht nur der Fernseher und andere angeschlossene Geräte wie Bluray-Player oder Festplattenrecorder bedient. Der eigentliche Clou ist, dass man auf dem Display dank eines integrierten zweiten Tuners parallel zum TV-Gerät ein anderes Programm schauen kann. Mehr noch: Über die drahtlose Verbindung der Fernbedienung mit dem Heimnetzwerk ist außerdem der Zugriff auf Filme und Bilder von sämtlichen im Netzwerk verfügbaren Speichermedien möglich.

Samsung Premium 3D LED TV C9090 (Foto: IFA Preview 2010)
Vorführung bei SamsungBild: IFA-PreView 2010

Da zum guten Bild auch ein guter Ton gehört, kommt noch einmal Loewe ins Spiel. Das 1923 gegründete Traditionsunternehmen, das seit der Messe-Premiere 1924 auf jeder Funkausstellung vertreten war, ist auch bei Lautsprechern einer der Markführer in Deutschland. Seine jüngste Errungenschaft ist die Wiederentdeckung der seit 100 Jahren bekannten und erprobten Elektrostat-Technik. Roland Raithel erklärt: "Elektrostat-Lautsprecher bestehen aus einer Membran bestehen und zwei Gittern, die elektrisch aufgeladen werden und dadurch die Membran zum Schwingen bringen, und die ähnlich funktionieren wie das Trommelfell im Ohr."

Da diese Lautsprecher den Schall in alle Richtungen abstrahlen, nicht nur nach vorne, sondern auch nach hinten, bekämen Sie einen "sehr natürlichen Klang", wirbt der Loewe-Sprecher und führt noch weitere Argumente für die Lautsprecher ins Feld. Elektrostat-Lautsprecher seien mit einer Tiefe von nur 1 cm sehr schlank, "klingen aber sehr eindrucksvoll". Und schließlich sagt er: "Das ist eine Technologie, die bisher sehr teuer war. Bei Loewe ist es sehr viel erschwinglicher geworden.“

Qualität und Innovation haben ihren Preis

Der genaue Preis für die schicken Schallquellen wurde zwar nicht genannt, ein Produkt der gehoben Premiumklasse dürften sie trotzdem bleiben. Und das ist bei vielen anderen Geräten, die auf der IFA 2010 Premiere haben, nicht viel anders. Da macht es keinen Unterschied, ob man sich für die Highlights der Unterhaltungs-, Kommunikations- oder Computerbranche interessiert, oder für die neuesten Elektrogeräte, die einem das Leben im Haushalt leichter und schöner machen sollen, macht dabei keinen Unterschied.

Bei den Air Multiplier Ventilatoren von Dyson bleibt der Kopf dran. Ein gleichmäßiger Luftring sorgt für ausreichend Kühlung. (Foto: IFA Preview 2010)
Keine GefahrBild: IFA Preview 2010

Schlappe 300 Euro erschienen schon wie ein Schnäppchen – wenn es sich nicht um ein Alltagsprodukt handeln würde, das für heiße Tagen Kühlung verspricht. Der neue Ventilator der britischen Firma Dyson ist allerdings ein echter Hingucker: er besticht durch elegantes Design und vor allem des Fehlen der üblichen Rotorblätter und Schutzgitter. Erich Geisser, Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz, nennt das "Air Multiplier" genannte Gerät ein Ergebnis des Erfindergeistes seines Firmenchefs James Dyson. Aus einem Ring heraus werde die Luft gleichmäßig verteilt und über eine Kante mit einem spezifischen Winkel geführt, erklärt Geisser. Das wiederum sei ein physikalisches Phänomen, erzeuge Unterdruck, und dieser Unterdruck erzeuge mehr Luftführung. Verstehen muss man das nicht, doch das Ergebnis überzeugt. Geisser: "Wir katapultieren oder vervielfachen die Luft um das 15 bis 16-fache und habe so schlussendlich die wirklich angenehme Luftführung, die gleichermaßen konstant ist." Eltern müssen sich jedenfalls mit diesem Ventilator jedenfalls keine Sorgen mehr um die Haare oder Finger ihrer Kinder machen.

Lesen Sie mehr: Haushaltsgeräte sollen jetzt auch Männern Spaß machen.

Haushaltsgeräte jetzt auch Männer-Spaß

Dafür können sie sich zuhause unbesorgt anderen Tätigkeiten hingeben: Die Elektrohausgeräte-Industrie lockt auch diesmal wieder mit zahlreichen Innovationen, die häufig ungeliebte Tätigkeiten im Haushalt wie Kochen, Waschen und Saubermachen zur Liebhaberei werden lassen. Wichtiger noch, sie entlasten auch die Familienkasse. Alle namhaften Hersteller von Siemens über Bosch bis Miele stellen bei ihren Weltneuheiten Nachhaltigkeit und Effizienz in den Mittelpunkt. Es geht um die Schonung der Umwelt, um Wassersparen und Strom.

i-DOS ist das erste integrierte Dosiersystem von Siemens, das vollautomatisch und Milliliter genau die jeweils von der Wäsche benötigte Menge Waschmittel dosiert. Damit spart man bis zu 7.062 Liter pro Jahr. (Foto: PREVIEW)
Hightech-WaschmaschineBild: PREVIEW

Ein Beispiel ist eine neue Technologie mit der Bezeichnung i-Dos. Das ist kein Produkt von Apple und hat auch nichts mit Multimedia zu tun, sondern mit Wäschewaschen. i-Dos ist die Bezeichnung für die erste Waschmaschine mit einem integrierten, vollautomatischen Dosiersystem. Roland Hagenbucher, Geschäftsführer der Siemens-Elektrogeräte GmbH, erläutert: "Die Waschmaschine erkennt automatisch, welche Wäsche in der Maschine ist, wie ist der Verschmutzungsgrad, welche Textilart in der Maschine ist. Und gibt dann exakt die richtige Menge an Waschmittel dazu."

Da die Maschine immer automatisch dosiert, könne eine Wassereinsparung von 7.062 Litern im Jahr erzielt werden, macht Hagenbuchers Bosch-Kollege Volker Klodwig den Vorteil der i-Dos deutlich. "Das sind 58 Badewannen, um es etwas plakativer darzustellen." Und das sollte doch jeden überzeugen, auch diejenigen, die eher vor den neuen Fernsehern und anderen Produkten der Unterhaltungselektronik auf der IFA 2010 in Berlin glänzende Augen bekommen. "Es ist die neue Freude am Waschen und durchaus auch ein Produkt, das Männern Spaß macht", ist Roland Hagenbucher überzeugt. Schauen wir mal!

Autor: Manfred Böhm
Redaktion: Michael Borgers