Von der Charakterrolle bis zur Seifenoper - Schauspieler Ben Kingsley wird 75
Oscar-Preisträger Ben Kingsley zählt zu den Charakterköpfen des Kinos. Der Brite drehte mit Regisseuren wie Spielberg, Scorsese und Attenborough. Und bewies auch ein sicheres Gespür für eine verunglückte Rollenauswahl.
Krishna Pandit Bhanji
Ben Kingsley erblickt am 31. Dezember 1943 als Krishna Pandit Bhanji im englischen Scarborough das Licht der Welt. Sein Vater ist Arzt und indischer Abstammung, seine Mutter Schauspielerin mit russisch-jüdischen Wurzeln. Auf den Rat seines Vaters legt er sich mit 19 Jahren einen Künstlernamen und seine berühmte Glatze zu, um seine Chancen beim Vorsprechen zu erhöhen.
Oscar für "Gandhi" (1982)
Nach mehreren unbedeutenden TV-Produktionen spielte Kingsley 1982 die Hauptrolle in Sir Richard Attenboroughs "Gandhi". Die Rolle wurde sein internationaler Durchbruch - und ist bis heute sein größter Erfolg. Für die Darstellung des indischen Freiheitskämpfers erhielt Kingsley etliche Preise, darunter den Oscar und einen Golden Globe. Für eine Aufnahme von Gandhi-Reden gab es sogar den Grammy.
"Schindlers Liste" (1993)
Eine andere historische Rolle brachte ihm weltweit Erfolg: Als Buchhalter Itzhak Stern unterstützte Kingsley Liam Neeson in der Rolle als Industriellen Oskar Schindler. Während des 2. Weltkriegs rettete Schindler mehr als 1000 jüdische Zwangsarbeiter vor den Vernichtungslagern der Nazis. Stern stellte die legendäre Liste der Menschen zusammen, die für den kriegswichtigen Betrieb benötigt wurden.
"Anne Frank" (2001)
In dem TV-Zweiteiler spielte Kingsley Anne Franks Vater Otto. Er habe während der Dreharbeiten immer ein Foto von Anne bei sich getragen, zu dem er vor jeder Szene gesagt habe: "Ich mache das für dich", erzählte er im United States Holocaust Memorial Museum. Aus dem "Tagebuch der Anne Frank" durfte nicht zitiert werden, weil ein anderer Sender kurz zuvor die Rechte an dem Buch erworben hatte.
Bösewicht in Comic-Verfilmung
Auf den ersten Blick weniger anspruchsvoll war die Rolle des Terroristen Mandarin. Andererseits war die "Iron Man"-Reihe des Comicverlags Marvel einer der größten Kassenschlager der vergangenen Kinojahre. Den Widersacher von Robert Downey Jr. alias Iron Man spielte Kingsley im dritten Teil. Merke: Verkörpert Kingsley keine historisch bedeutende Person, ist er meist das personifizierte Böse ...
Undurchschaubar in "Shutter Island"
... oder wenigstens ein schwierig zu durchschauender Charakter. So auch 2010 in Martin Scorseses Thriller "Shutter Island" an der Seite des in einem Vermisstenfall ermittelnden Leonardo di Caprio. Der wittert als US-Marshal Menschenversuche in einer Klinik, deren Leiter er verdächtigt, etwas zu verbergen. Wenn Kingsley etwas beherrscht, dann einen Unschuldsblick, der das Gegenteil erahnen lässt.
Keine Scheu vor B-Movies
Auch ein dekorierter Hollywood-Star wie Ben Kingsley greift bei der Rollenwahl mal daneben. Viermal war Kingsley für den Antipreis "Goldene Himbeere" nominiert, etwa für den Vampir-Film "BloodRayne" von Trashfilmer Uwe Boll. In "Selfless - Der Fremde in mir" (oben) will seine Filmfigur partout nicht sterben und lässt ihr Bewusstsein in einen anderen Körper transferieren: ein Flop.
Ritter Kingsley
Ob die britische Königin ein Fan von Trash ist, kann hier nicht beantwortet werden. Jedenfalls schlug Queen Elizabeth II. Ben Kingsley trotz seiner Ausflüge auf allzu dünnes Filmeis anno 2002 zum Ritter. Seinen Orden präsentierte er hier neben seiner ebenfalls gewürdigten Kollegin Lynn Redgrave. Es halten sich Gerüchte, wonach sich Kingsley sehr bereitwillig als "Sir" anreden lässt.