Von Geburt an tödlich infiziert
3. Dezember 2005Sechs Jahre lang starb ihr Vater langsam und qualvoll, sechs Jahre lang konnte die 20-jährige Kerril McKay aus Jamaika niemandem davon erzählen. Denn ihr Vater war mit Aids infiziert und diese Schande wäre in ihrer Umgebung zu groß gewesen. So verzweifelt war Kerril McKay, dass sie sich selbst umbringen wollte. Nur eine Selbsthilfe-Gruppe gab ihr Mut. "Die minimale Unterstützung für die Kinder, die durch Aids Waisen geworden sind und die im Schatten der Krankheit ihrer Eltern leben, reicht bei weitem nicht aus," sagte sie daher zum Auftakt der weltweiten UNICEF- Kampagne "Unite for Children, Unite against Aids" in New York. Zwei Jahre lang will das UN-Kinderhilfswerk besonders Kindern und Jugendlichen helfen, die von Aids betroffen sind.
Für Kinder keine Dosis
Millionen von Kindern haben bereits Mutter, Vater oder sogar beide Elternteile durch das Virus verloren. Noch schlimmer trifft es diejenigen, die sich oft schon bei der Geburt mit dem Aids-Virus angesteckt haben. Denn für Kinder gibt es noch keine speziellen Aids-Medikamente. Das erschwert die Arbeit von Hilfsprojekten wie HOPE, das von dem deutschen Pfarrer Stefan Hippler im südafrikanischen Kapstadt gegründet wurde: "Es gibt keine echten Medikamente für Kinder. Man muss als Arzt versuchen, mit Hilfe von Sirup-Mischungen die richtige Quantität festzustellen und zu verabreichen. Die Mütter müssen dann zum Beispiel versuchen, fünf Milliliter oder was immer ausgerechnet wurde, zu verabreichen. Das ist sehr, sehr schwierig."
Oft bedarf es darüber hinaus Tricks, um den Kindern die meist schlecht schmeckenden Medikamente zu verabreichen. "Da würde ich schon hoffen, das auch die pharmazeutischen Konzerne hingehen und schauen, wie können wir verträgliche Medikamente auch für Kinder herstellen," sagt Stefan Hippler.
Medizin nicht rentabel
Für die Pharmaindustrie lohnt sich die Forschung an diesen speziellen Medikamenten für Kinder nicht, denn die meisten Betroffenen kommen aus den ärmsten Ländern der Welt. 500.000 Kinder sterben jedes Jahr an Aids. Viele von ihnen hätten länger leben können, doch die Behandlung von Kindern ist fünf Mal so teuer wie die von Erwachsenen. Weniger als fünf Prozent der HIV-positiven Kindern und Jugendlichen bekommen die notwendigen Medikamente. Es fehlt dabei nicht nur an den finanziellen Mittel, sondern auch an der Weltöffentlichkeit, die überhaupt von ihnen Notiz nimmt.
Jugendliche Aids-Infizierte stoßen - wenn überhaupt - meist nur auf Ablehnung. Die 20-jährige Livey Van Wyk aus Namibia wurde beispielsweise von ihrer Familie verstoßen, als sie am selben Tag erfuhr, dass sie schwanger und HIV-positiv war. Heute informiert und warnt sie an Schulen vor der Übertragung von Aids. "Nehmt uns wahr", appellierte sie auch an die Welt bei der UN-Pressekonferenz in New York und sagte HIV-infizierte Kinder und Jugendliche seien keine Ausstellungsstücke, sie seien zuversichtlich und produktiv.