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Von Mäusen und Menschen

afp / (pt)18. Dezember 2002

Als zweites Säugetier nach dem Menschen gehört nun auch die Maus zu den Organismen, deren Erbgut größtenteils in Computerdatenbanken verzeichnet ist. Daraus keimt Hoffnung für das Erforschen menschlicher Krankheiten.

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Ähnlichkeiten mit der Maus: menschliches ErbmaterialBild: dpa

Etwa 99 Prozent der Mäusegene finden sich nach Angaben von Forschern auch im Menschen wieder. Damit eröffnet sich Wissenschaftlern die Möglichkeit, Krankheiten wie Krebs, Alzheimer oder Parkinson mit bislang ungekannter Präzision an dem Nagetier zu erforschen. Nach dem Menschen ist die Maus der zweite Säuger, dessen Erbgut weitgehend im Computer gespeichert ist.

Quantensprung in der Genomforschung

An dem Mammutprojekt zur Entzifferung und Analyse des Erbmaterials waren weltweit mehrere hundert Forscher beteiligt, darunter auch aus Berlin, Bonn, Freiburg, Hannover und Heidelberg. Derzeit wird versucht, den Mausgenen Funktionen zuzuordnen. Das kann auch helfen, die Ursache menschlicher Erbkrankheiten aufzuklären. Hans Lehrach, Direktor des Max-Planck-Instituts für Molekulare Genetik Berlin, kündigte an, dass bis Jahresende auch das Genom des Schimpansen entschlüsselt sein werde.

Genmanipulierter Maus und ein normaler Maus
Genmanipulierte Maus und normale MausBild: AP

Die rund 2,5 Milliarden chemischen Genbausteine der Maus (Mus musculus) wurden von Forschern des öffentlich finanzierten "Mouse Genome Sequencing Consortium" gelesen. Die Arbeitsversion dieser vornehmlich britisch-amerikanischen Gruppe stellte das britische Fachblatt "Nature" Anfang Dezember vor. Die Ergebnisse sind demnach zu 96 Prozent komplett und stehen im Internet frei zur Verfügung.

Noch mehr Ähnlichkeiten vermutet

Man fand heraus, dass das Erbmaterial der Maus 14 Prozent kleiner ist als jenes des Menschen (rund 3 Milliarden Bausteine). Trotzdem haben beide jeweils etwa 30.000 Gene, wie das Forscherteam berichtet. Der Mensch habe wahrscheinlich mehr Bausteine als die Maus, die keine Gen-Informationen enthalten. "Das Mausgenom ist aber auf keinen Fall fertig", so Helmut Blöcker, Mitglied des wissenschaftlichen Steuerungskomitees des Deutschen Humangenomprojektes. Es werde schätzungsweise noch anderthalb bis zwei Jahre dauern, bis es vollständig publiziert ist. Laut Zimmer gibt es Hinweise, dass an manchen Stellen im Genom noch zusätzliche Gene sitzen.

Zwar hatte auch das US-Unternehmen Celera Genomics bereits im April 2001 eine vorläufige Version des Mausgenoms fertig gestellt. Diese Daten sind jedoch weniger präzise und ihre Nutzung muss bezahlt werden.

Bekämpfung von Krankheiten

Die Maus ist ein bevorzugtes Forschungsobjekt, weil sie weitgehende Parallelen zu Anatomie, Körperbau, Stoffwechsel und Genetik des Menschen hat. "Wir besitzen sogar die Gene, die einen Schwanz machen könnten", so Jane Rogers, Chefin der Sequenzierungabteilung des beteiligten Wellcome Trust Sanger Institute in Cambridge (Großbritannien). Außerdem können Genetiker Mäuse für Tierversuche schaffen, die ähnliche Krankheiten wie der Mensch haben.

So sind Wissenschaftler mit Hilfe der Maus einer weiteren genetischen Ursache für das Altern auf der Spur: Sie haben bei Mäusen ein Gen identifiziert, dessen Ausschaltung die Nager um ein Viertel länger leben lässt.

Lehrach warnte davor, dass Deutschland bei der Forschung zum Erbgut sparen könne. Die Geldmittel, die der Staat hier einspare seien trivial im Vergleich zu den Folgekosten, die auftreten würden.