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Von Trauer und Trost - Johannes Brahms: „Ein deutsches Requiem“

Carla Gehrmann-Zellen4. November 2009

Der Titel macht neugierig: Ein deutsches Requiem? Was mag an diesem Werk deutsch sein?

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Rundfunkchor Berlin (Quelle: Beethovenfest)
Rundfunkchor BerlinBild: beethovenfest.de

Die Antwort ist einfach: Johannes Brahms bediente sich der deutschen Sprache und vertonte 16 Texte aus der Bibel.

Damit befand er sich im Gegensatz zu anderen Komponisten. Ein Requiem, das war die Totenmesse der katholischen Liturgie in lateinischer Sprache, wie sie 1545 auf dem Konzil zu Trient festgelegt worden war. Neu komponierte kirchlich-liturgische Musik hatte dem festgelegten Text zu folgen.

Kein „Tag des Zorns“

Der Protestant Brahms schrieb also kein Requiem, keine Totenmesse im klassischen Sinn, sondern eher eine Trauermusik, deren frei gewählte Texte aus der Lutherbibel stammen. Im Gegensatz zum klassischen Requiem enthält es auch keine Schilderung der Schrecken des Jüngsten Gerichts (Dies irae, Tag des Zorns), sondern bietet den Lebenden und Hinterbliebenen Trost.

Das wird bereits im ersten Satz des Requiems deutlich: „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“ (Matth. 5,4)

Ein Meisterwerk auch für Klavier zu vier Händen

Johannes Brahms schrieb das Requiem unter dem Eindruck des Todes seines Freundes und Förderers Robert Schumann und des Todes seiner Mutter.

Brahms arrangierte die Orchesterpartitur des Requiems auch für Aufführungen für Klavier zu vier Händen. Damit wollte er möglich machen, dass das Requiem auch in kleinerer Besetzung aufgeführt werden konnte. In einem Brief an Clara Schumann schrieb er selbstironisch: „Ich habe mich der edlen Beschäftigung hingegeben, mein unsterbliches Werk auch für vierhändige Seelen genießbar zu machen“. Für ihn war das Arrangieren eine „bitterböse Arbeit“, weil er keine der „vielen Schönheiten“ auslassen wollte“. Clara Schumann antwortete: „Dein Arrangement ist wunderschön, es spielt sich bequem und ist dabei doch so reichhaltig“.

In der Bonner Stiftskirche machte Deutschlands ältester Rundfunkchor, der „Rundfunkchor Berlin“ unter seinem Dirigenten Simon Halsey deutlich, warum er für die Einspielung des Requiems, gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern, einen „Grammy“ erhielt.

Der ungewohnte Klang zweier Flügel statt eines Orchesters, machte das Chorkonzert zu einer Aufführung ganz besonderer Art.

Programm:

Johannes Brahms:

»Ein deutsches Requiem« op. 45 , Fassung für Klavier vierhändig von Johannes Brahms in einer Bearbeitung von Philip Moll (ein Satz, wird nach der Aufführung festgelegt)

Ausführende:

Philip Moll (Klavier)

Philip Mayers (Klavier)

Rundfunkchor Berlin

Dirigent: Simon Halsey

Aufgeführt am 26. September 2009 in der Stiftskirche, Bonn - aufgenommen von der Deutschen Welle.