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Vor 100 Jahren: Die Erfindung der Windsors

Julia Hitz
16. Juli 2017

Eigentlich ist das britische Königshaus deutsch. Doch im Ersten Weltkrieg wollte sich König George V. von seinen Vorfahren distanzieren, legte seinen deutschen Namen ab und gründete kurzerhand das Haus Windsor.

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100 Jahre Haus Windsor | Britische Königsfamilie bei der Trooping Colour Parade
Bild: picture-alliance/dpa/PA Wire/Yui Mok

Die Geschichte des britischen Königshauses Windsor beginnt mit antideutschem Ressentiment. Tatsächlich gaben antideutsche Gefühle den eigentlichen Gründungsimpuls für die Dynastie der Windsors. Denn während das Schloss Windsor auf eine tausendjährige Tradition zurückblicken kann, gibt es das Haus Windsor erst seit 1917. Am 17. Juli benannte George V. die königliche Familie einfach um. Der angestammte Name des britischen Königs war Sachsen-Coburg und Gotha - für Kriegszeiten einfach zu deutsch!

Bedrohte Monarchien in Europa

Während an der Westfront Millionen britische, französische und deutsche Soldaten starben, verschärfte sich in London der Ton gegenüber dem König. Im März 1917 wurde London angegriffen - auch vom Langstreckenbomber "Gotha G.IV." Dass nun der amtierende König den gleichen Namen trug wie ein Bomber, der im so genannten "Englandgeschwader" Angriffe auf London flog, sorgte für Irritationen. 

Deutscher Fliegerbomber "Gotha G.IV" aus dem Ersten Weltkrieg
Deutscher Bomber "Gotha G.IV" im Ersten WeltkriegBild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library

Außerdem endete im März 1917 die russische Zarenzeit mit einem Knall: Nach der Februarrevolution sah sich Zar Nikolaus II., ein Cousin von George V., zur Abdankung gezwungen. George V. zog das britische Asylangebot aus Angst vor Aufständen im eigenen Lande schnell wieder zurück. Die Romanows wurden nach Sibirien geschickt und umgebracht.

Deutsches Erbe in Großbritannien

Vor diesem Hintergrund entschloss sich George V. alle deutschen Verbindungen zu kappen. Es war der königliche Privatsekretär Lord Stamfordham, der die Umbenennung vorgeschlagen haben soll - ein Clou. Nicht nur George V. selbst, auch all seine britischen Verwandten legten ihre deutschen Adelstitel ab und nahmen britische Nachnamen an. Damit wurde er Angreifern Herr, wie dem Premierminister David Lloyd George, der König George V. als "meinen kleinen deutschen Freund" betitelt haben soll.

Schloss Windsor
​​Namensgeber der Windsors: Das königliche Schloss WindsorBild: picture alliance/empics/S. Parsons

Die deutschen Wurzeln der britischen Thronfolger gehen auf Queen Victoria zurück, die zwischen 1837 und 1901 Herrscherin über das Weltreich war. Sie selbst war eine direkte Nachfahrin von Georg I., der 1714 als Kurfürst von Hannover in Personalunion auch den Königsthron in London bestieg und so die Regentschaft des Welfenhauses auf der Insel begründete. Durch ihre Heirat mit Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha legte Victoria den Grundstein für dessen Geschlecht auf den britischen Inseln.

Glücksgriff Windsor

George V. konnte seine Regentschaft festigen, er überdauerte auch die Weltwirtschaftskrise. Sein silbernes Thronjubiläum wurde 1935 groß gefeiert, auch in den Überseegebieten. Als sein Sohn Edward VIII. die Thronfolge antrat, war es jedoch erstmal aus mit der Stabilität: Der Lebemann hatte mehr Playboy-Charme als royalen Gestus, und so hielt er auch die Regentschaft nicht lange durch. Aus Liebe zu seiner US-amerikanischen Freundin Wallis Simpson dankte er ab - nach nicht mal einem Jahr als König. Eine echte Krise für die Windsors.

Elizabeth, George VI. und ihre Töchter bei einem Spaziergang
Familienausflug an die Heimatfront: Elizabeth, George VI. und ihre Töchter 1942 Bild: picture-alliance/dpa/empics

Der kleine Bruder sprang in die Bresche und steuerte das Königreich als George VI. durch den Zweiten Weltkrieg. Er und seine Frau Queen Elizabeth (später als "Queen Mum" bekannt) setzten ein Beispiel an Pflichtbewusstsein, Durchhaltewillen und Selbstlosigkeit. Außerdem entsprachen sie mit ihren zwei Töchtern wieder dem Bild einer royalen Familie, die zueinander stand. Eines der Erfolgsrezepte, die die Windsors bis heute perfektioniert haben.

Elizabeth II. winkt mit ihrem Ehemann Philip Mountbattan vom Balkon des Buckingham Palace
Königliche Hochzeit: Elizabeth II. mit ihrem Ehemann Philip Mountbattan auf dem Balkon des Buckingham PalaceBild: picture-alliance/akg-images

Die Queen und ihre Sorgenkinder

Elizabeth II. folgte ihrem Vater 1952 auf dem Thron. Seit mittlerweile 65 Jahren steht sie nun für Stabilität und Unerschütterlichkeit im britischen Königshaus. Dabei setzt sie noch mehr als zuvor auf das Konzept der "royal family". Entsprechend ungelegen kamen die Eheprobleme ihres Sohnes Charles mit Diana, der Prinzessin von Wales. 1992 war ein schlimmes Jahr für die Queen: Prinzessin Anne und Mark Phillips ließen sich scheiden, Prinz Charles und Diana trennten sich offiziell, Prinz Andrew verließ seine Ehefrau Sarah ("Fergie") Ferguson und dann kamen auch noch Interna aus der zerrütteten Ehe von Charles und Diana an die Öffentlichkeit.

Kate und William sorgen für royalen Nachwuchs

Prinz George und Prinzessin Charlotte
Prinz George und Prinzessin CharlotteBild: imago/Starface

1997 starb Diana, die "Königin der Herzen", nach einem Autounfall. Seitdem richteten sich die Augen der Öffentlichkeit vor allem auf ihre Söhne, die Prinzen Harry und William. Letzterer ist die Nummer Zwei in der Thronfolge. Als junger Erwachsener wurde er zu einem begehrten royalen Junggesellen. Während seines Studiums der Kunstgeschichte an der St. Andrews Universität lernte er Kate Middleton kennen und lieben. Fortan verfolgten die Medien ihre Beziehung auf Schritt und Tritt.

Endlich boten sie im Jahr 2011 dem Vereinigten Königreich die lang ersehnte königliche Hochzeit. Etwa zwei Milliarden Menschen sahen sich das Ereignis im Fernsehen oder per Live-Stream an. 

Kate brachte mit ihrer Affinität zu Mode eine zeitgemäße Eleganz in die veraltete monarchische Institution. Und auch die beiden Kinder von Kate und William, Prinz George und Prinzessin Charlotte, begeistern heute die Fans der Royals.