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Bachs Anfänge als Thomaskantor in Leipzig

Katrin Walter23. April 2013

Fast wäre er es nicht geworden - doch am 22. April 1723 wählt der Leipziger Stadtrat den Eisenacher Komponisten zum künstlerischen Leiter der Thomasschule. Dort verhält sich dieser durchaus aufsässig.

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Das Bronze-Denkmal von Johann-Sebastian Bach auf dem Leipziger Thomaskirchhof vor der Thomaskirche (Foto: Peter Endig dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Das Amt des künstlerischen Leiters des Thomanerchors in Leipzig gibt es seit 1518. Bis heute gab es 33 "Thomaskantoren"; Bach war der Siebzehnte.

Der alte Thomaskantor war bereits im Sommer 1722 verstorben. Doch die Bürgermeister waren wählerisch und wollten am liebsten einen Leipziger. So sprachen sie sich zunächst für Georg Philipp Telemann aus, der Kantor und Musikdirektor in Hamburg war. Dessen Arbeitgeber wollten ihn aber nicht gehen lassen und zahlten ihm 400 Talern zusätzlich zu seinem Lohn.

Der nächste auf der Wunschliste des Rates war Johann Christoph Graupner, der den Ruf als "feinen Mann“ und "guten Musicus“ genoß. Doch auch dessen Dienstherr wollte sich nicht von im trennen. "Da man nun die Besten nicht bekommen könne, so müsse man mittlere nehmen“, stellte Ratsherr Abraham Christoph Plaz fest. Unter diesen Mittleren befand sich neben wenigen anderen Bewerbern auch Johann Sebastian Bach, der zu diesem Zeitpunkt als fürstlicher Kapellmeister in Köthen tätig war.

Blick auf die Thomasschule zu Leipzig (Foto: Jan Woitas/ dpa)
Blick auf die weiße Fassade der Thomasschule in Leipzig - im linken Gebäudeflügel wohnte Bach mit seiner FamilieBild: picture-alliance/dpa

Viele Bedingungen und erbärmliche Zustände

Drei Tage vor der Wahl erklärte Bach sich unter anderem dazu bereit, Leipzig nicht ohne Erlaubnis des Rates zu verlassen und zur Beibehaltung "guter Ordnung in den Kirchen“ seine Musikstücke nicht allzu lang ausfallen zu lassen - falls er das Amt bekomme. Das tat er, wurde sogar einstimmig gewählt. Danach musste er beweisen, sich in orthodoxer evangelischer Theologie auszukennen - bis vor Kurzem war er noch an einem kalvinistischen Hof angestellt gewesen; die Glaubensrichtung galt in Leipzig als Ketzerei.

Schon Bachs Vorgänger hatte geklagt, dass alle Schüler die Krätze hätten und der Chorgesang darunter leide. Das Schulgebäude - in dem Bach und seine Familie auch hausen sollten - verfiel langsam, die Treppenstufen waren nur schwer zu begehen und das Geländer fehlte teilweise. Außerdem berichteten Bachs Kollegen von Ratten und Mäusen im Haus. Immerhin hatte man die Wohnung renoviert, in die er mit seiner Familie zog.

Der Thomanerchor singt im Altarraum der Thomaskirche
Die heutigen ThomanerBild: picture-alliance/dpa

Auseinandersetzungen mit den Autoritäten

In Leipzig setzte Bach seine erstaunliche Produktivität fort. Woche für Woche komponierte er eine neue Kantate, etwa 100 Werke entstanden in den ersten beiden Jahren seiner Amtszeit. Auch die großen Passionen wurden dort aufgeführt. Bereits ein Jahr nach seinem Amtantritt 1723 geriet Bach jedoch mit der Kirchenbehörde aneinander. Als er auch noch das Mitspracherecht für die Aufnahme von Thomasschülern forderte, kürzte der Rat seine Besoldung. Bach war so frustriert, dass er sich nach neuen Stellen umsah – doch davon gab es kaum welche, die sich gelohnt hätten.

Entspannung durch neuen Rektor

1730 trat Johann Matthias Gesner das Amt des Schuldirektors an. Ihn kannte Bach noch aus seiner Zeit in Weimar. Der neue Rektor ordnete die Renovierung des Gebäudes an und erweiterte den Lehrplan um naturwissenschaftliche Fächer ganz im Sinne der Aufklärung. Er befreite Bach auch von der Pflicht, Latein zu unterrichten. Zumindest während der vier Jahre, bevor Gesner weiter nach Göttingen zog, konnte Bach sich endlich auf seine Musik konzentrieren, für die er so bekannt wurde, wie er ist.

So wurde mit der Zeit die "dritte Wahl“ Johann Sebastian Bach zum bekanntesten Thomaskantor.