Vor 500 Jahren geboren: Renaissance-Maler Lucas Cranach der Jüngere
Lucas Cranach der Jüngere, Sohn des Hofmalers Lucas Cranach des Älteren, ist einer der bedeutendsten Maler der Renaissance. Er setzte fort, was sein Vater aufgebaut hatte: eine der produktivsten Malerwerkstätte Europas.
Die Marke Cranach
Mehr als 5000 Werke entstehen in der Cranach-Werkstatt zur Zeit der Renaissance: Altarwerke, allegorische Gemälde und lebendige Porträts großer Persönlichkeiten. Die spezielle Signatur auf den Bildern ist das Markenzeichen von Vater und Sohn: eine gekrönte und geflügelte Schlange mit Ring im Maul.
Gemälde großer Reformatoren
Schon damals gehören die Cranachs zu den berühmtesten Malern der deutschen Renaissance. Im Hause Cranach sind Geistesgrößen, Fürsten und Könige zu Gast. Selbstverständlich auch die bedeutendsten Köpfe der Reformation, Martin Luther und Philipp Melanchthon. Hier der Ausschnitt einer Darstellung des alten Melanchthon.
Qualitätskunst aus Wittenberg
Das Werkstattwappen der Cranachs markiert das beste Haus am Platze. Zu seinem 500. Geburtstag tritt Lucas Cranach der Jüngere aus dem Schatten seines gleichnamigen Vaters. Beide zählen zu den erfolgreichsten Malern des 16. Jahrhunderts, arbeiten für die sächsischen Kurfürsten, sind berühmt für ihre Porträts, machen ihren Freund Martin Luther und seine Reformation unsterblich.
Äpfel in Öl
In der Zeit des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit malen die Cranachs nicht nur die Reformation. Sie stellen den Menschen bildhaft und damit eindrücklich biblische Kernthemen vor Augen - hier im Jahr 1549 den Sündenfall. Miniaturhafte Gestaltung der Szene, die lichtdurchdrungene Landschaft, niedriger Horizont, ein getupfter Farbauftrag - alles Stilmerkmale des jungen Cranach.
Menschen im Blick
Sohn Lucas lernt in der Werkstatt des Vaters nicht nur das Malen. Er ist überaus talentiert und wird bald seine rechte Hand. 1550 übernimmt er die Werkstatt. Auch seine malerische Sicht der Dinge entwickelt sich weiter. Er wendet sich in der Darstellung mehr den Menschen zu. Hier die Taufe von Jesus im Jordan, umringt von der Familie des bedeutenden Weggefährten Luthers, Johannes Bugenhagen.
Auferstehung mit Gästen
Ein weiteres Epitaph (Gedenkbild) zeigt Christus, der aus dem geschlossenen Grab aufersteht. Kreuzesfahne und glühend roter Morgenhimmel symbolisieren zusätzlich seinen Sieg über den Tod. Der Leipziger Bürgermeister Leonard Badehorn stiftet das Gemälde im Gedenken an seine verstorbene Frau. Also stellt Cranach die Stifterfamilie in die Szene hinein - vielleicht als besondere Verheißung.
Werbung für die Reformation
Die Welt im Umfeld der Cranachs beginnt, sich in eine katholische und eine evangelische aufzuteilen. Beim Geschäft nehmen Vater und Sohn nie Rücksicht auf die Konfession, haben evangelische wie katholische Auftraggeber. Das behält der jüngere Cranach bei: Er wirbt malend für den neuen evangelischen Glauben. Das zeigt eindrücklich das Bild "Reformatoren und Papisten im Weinberg des Herrn".
Schwarz-Weiß-Malerei in Farbe
Das von Jesus erzählte Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg ist im Neuen Testament dokumentiert. Der Weinberg ist Synonym für das Reich Gottes. In der malerischen Umsetzung Cranachs verwüsten die Papisten diesen Weinberg, während die Reformatoren ihn vorbildlich pflegen: Schwarz-Weiß-Malerei in Zeiten harter religiöser Konfrontation.
Brillante Skizzen
Auch der jüngere Cranach schwingt keineswegs allein den Pinsel. Bis zu 36 Lehrlinge helfen ihm. Gemalt wird auch mit Schablonen. Es zählt Effektivität. So fertigt Lucas Junior Tuscheskizzen von der Fürstenfamilie an. Nach diesen Vorbildern kann er deren Physiognomie jederzeit in die unterschiedlichsten Sujets malen. Hier ein Porträt von Philipp I., Herzog von Pommern-Wolgast.
Schauen und probieren
Außerdem werden Fürstenporträts bei Lucas Cranach d. J. als Geschenk nachbestellt und beispielsweise posthum gemalt. Dazu braucht die Werkstatt einen Vorgabefundus von Zeichnungen und Tuscheporträts. Wenn Neues entstehen soll, werden Studien gezeichnet. Einige dieser Studien von Köpfen und Händen in unterschiedlichen Zuständen und Perspektiven werden tatsächlich später für Gemälde verwendet.
Abendmahl mit Reformatoren
Bilder der Reformatoren sind auch in der Ära von Lucas Cranach d. J. weiterhin gefragt. Während sein Vater nur Einzelporträts erstellt, bringt sein Sohn die Reformatoren als Jünger Jesu oder menschliche Familie in Gruppenbildnissen zusammen. Ein Beispiel dafür ist das imposante "Abendmahl der Reformatoren". Es zeigt auf fast fünf Quadratmetern wichtige Mitstreiter Luthers.
Wie der junge Cranach aussah
Außerdem lüftet das "Abendmahl der Reformatoren" ein Geheimnis: Wenn man ganz genau hinschaut, sieht man rechts unten im Bild die einzige verbürgte Selbstdarstellung von Lucas Cranach dem Jüngeren. Er hat sich als eine Art Mundschenk in die Szene hinein gemalt: bescheiden, nur als Randfigur.
Sex sells
Neben den zahlreichen kirchlichen Motiven kann Lucas Cranach der Jüngere weiterhin Portraits und Genrebilder vermarkten. Damit setzt er die vom Vater begründete Tradition der beliebten humanistischen Bildthemen fort. Auch das zeigt einen beginnenden Zeitenwandel an, der sich von der künstlerischen Darstellung religiöser Motive löst. Die Quellnymphe ist nur ein Beispiel dafür.
Cranach der Jüngere wird gefeiert
Mit gleich vier Ausstellungen feiert Sachsen-Anhalt, das Ursprungsland der Reformation, den Maler Lucas Cranach den Jüngeren. Es ist die weltweit erste Gesamtschau zu Leben und Wirken des Meisters - an originalen Schauplätzen, wie der Cranachhof in Wittenberg. Auch dieser Originalschauplatz beherbergt bis zum 1. November eine Ausstellung ihm zu Ehren.