Bayern-Prestigesieg vor Rekordkulisse
8. Dezember 2022Als die Münchener Arena zum letzten Mal in diesem Jahr ihre Pforten öffnete, wurden gleich zwei Rekorde gebrochen: der für die meisten Zuschauenden bei einem Spiel des Frauen-Teams des FC Bayern und auch der bundesweite Rekord. 24.000 Fans wollten das Champions-League-Spiel der Münchenerinnen gegen den FC Barcelona sehen. Der vereinseigene Rekord hatte vorher bei 13.000 Zuschauenden gelegen, der gesamtdeutsche, aufgestellt beim Bundesliga-Auftakt der laufenden Saison zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern, bei 23.200.
"Mit dieser Rekordkulisse schreiben unsere Fußballerinnen ein neues Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte", hatte Klubpräsident Herbert Hainer vor dem Spiel auf der Website des FC Bayern erklärt. "Der FC Barcelona gilt für viele als aktuell beste Frauen-Mannschaft der Welt - wer in die Allianz Arena kommt, wird ein Top-Duell auf höchstem Niveau sehen." Hainers Prognose traf ein: Der 3:1-Erfolg des FC Bayern wird in Erinnerung bleiben.
Bühls Geburtstagsgeschenk
Die U-Bahn-Linie 6 war zwar nicht so überfüllt wie bei einem Spiel des Bayern-Männerteams und auch der Zustrom der Fans war überschaubar. Dennoch war im Stadion dieselbe Spannung wie bei einem Auftritt von Thomas Müller, Manuel Neuer und Co. zu spüren. "Wir sehen die Frauen des FC Bayern zum ersten Mal", sagte der bekennende Eintracht-Frankfurt-Fan Rudi der DW. "Wir kommen aus der Gegend, in der Klara Bühl geboren wurde. Und wir sind hier, um sie in Aktion zu sehen. Sie hat heute Geburtstag, und ihre Mutter gehört zu unserer Fangruppe", sagte Rudi und deutete auf eine Frau, die zwei Reihen weiter hinten saß. Entsprechend groß war in der Fan-Gruppe der Jubel, als Bühl nach drei Minuten den Torreigen für die Bayern eröffnete.
"Ich glaube, das frühe Tor hat noch mehr Stimmung und Euphorie reingepackt", sagte die nun 22-Jährige der DW nach dem Abpfiff. "Es war einfach unfassbar schön, hier zu spielen. Wir haben all die Menschen, die hierhin gekommen waren, gespürt. Das hat bei uns Energie entfacht. Deshalb konnten wir eine solche Leistung bringen."
Nach dem fulminanten Start durch Bühls Tor legte Lina Magull (10. Minute) schnell nach, ehe Lea Schüller in der zweiten Halbzeit mit dem dritten Treffer (60.) für die Entscheidung sorgte. So konnte selbst ein eklatanter Fehler der ansonsten fehlerfreien Bayern-Torfrau Maria-Louisa Grohs, der zum Anschlusstreffer für Barcelona durch Geyse Ferreira (65.) führte, den Sieg nicht mehr gefährden.
Frauenfußball in Deutschland im Aufwind
Der Zuschauer-Rekord beim Spiel des FC Bayern spiegelt einen Trend wider. Die Begeisterung über den Einzug der deutschen Nationalmannschaft ins Finale der EURO 2022 in England wirkt nach. Zudem könnte auch das blamable Ausscheiden des deutschen Männer-Teams bei der WM in Katar dazu führen, dass sich noch mehr Fans dem Frauenfußball zuwenden. Mit insgesamt 173.438 Zuschauenden nach neun Spieltagen liegt die Bundesliga jedenfalls auf Rekordkurs.
Und der Sieg des FC Bayern gegen den FC Barcelona, der in drei der letzten vier Endspielen der Champions League stand, wird die Stimmung weiter anheizen. "Das sind die Partien, für die wir Fußball spielen. Es ist einfach schön zu sehen, dass wir in München so eine Unterstützung haben", sagte Bayerns Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil der DW. Die Euphorie auf den Rängen beflügelte die Mannschaft, die spielerischen Fortschritte waren beeindruckend.
"Atmosphäre enorm wichtig"
Bayern-Trainer Alexander Straus hatte Barcelona vor dem Spiel als "eine der besten Mannschaften der Welt" bezeichnet: "Aber das ist das Niveau, das auch wir anstreben." In seiner ersten Saison als Cheftrainer des FC Bayern legt der Norweger großen Wert auf hohes Pressing. Allerdings hatten zuvor in einigen Spielen gegen starke Gegner fehlende Konsequenz und mangelnde Chancenverwertung Erfolge verhindert. Im Vergleich zum 0:3 vor zwei Wochen in Barcelona präsentierte sich die Mannschaft deutlich cleverer.
"Wir mussten uns an den Spielstil von Barcelona anpassen", sagte Straus. "Wir wussten, was wir tun mussten, um ihnen weh zu tun." Auch der Trainer unterstrich den Anteil der Fans auf den Rängen an dem Erfolg: "Die Unterstützung hat die Mädels dazu gebracht, zusätzliche Kilometer zu laufen, die Räume eng zu machen und sich in jeden Schuss der Gegnerinnen zu werfen. Die Atmosphäre im Stadion war enorm wichtig."
Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.