Vorwurf: Weißes Haus verrät aus Rache CIA-Agentin
30. September 2003Joseph Wilson, der Ehemann der Agentin und ehemalige Botschafter der USA in Bagdad, warf dem US-Präsidenten im Juli 2003 vor, dass seine Behauptung, der Irak habe unter Saddam Hussein versucht, in einem afrikanischen Land Plutonium zu erwerben, unhaltbar sei. Der Vorwurf stellte sich schnell als berechtigt heraus. Der US-Präsident, der diese Anschuldigung in seiner Rede zur Lage der Nation vor dem Irak-Krieg behauptet hatte, musste sie zurückziehen - allerdings erst nach dem Irak-Krieg.
Rache
Glaubt man dem demokratischen Senator für New York, Charles Schumer, dann traf Wilsons Ehefrau, Valerie Palme, nun die Rache des Weißen Hauses. Palme - eine langjährige CIA-Agentin - wurde von Zeitungs-Kolumnisten enttarnt, nachdem diese gezielte Hinweise aus anonymen Quellen erhalten hatten.
Schumer verdächtigt das Weiße Haus und forderte am Montag (29.9.03) eine unabhängige Untersuchung des Vorgangs: "Was hier passiert ist, gehört zu den feigsten und verabscheuungswürdigsten Dingen, die mir in den mehr als 20 Jahren meiner politischen Laufbahn in Washington je begegnet sind. Es sagt eine Menge darüber aus, wie weit einige bereit sind zu gehen, um Kritik abzuwürgen."
Eine enttarnte CIA-Agentin ist beruflich ruiniert. Laut US-Gesetz kann deshalb die Enttarnung von Mitarbeitern der CIA mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden.
Empörter Präsident
Joseph Wilson war im vergangenen Jahr im Auftrag der CIA gereist, um Erkenntnisse über den irakischen Versuch zu sammeln, im Ausland waffenfähiges Plutonium zu kaufen. Sein Befund war - sehr zum Verdruss der Bush-Regierung - negativ. Jetzt vermutet Wilson, dass Bushs Berater Karl Rove die Indiskretion über die Geheimdienst-Tätigkeit seiner Frau lanciert oder doch zumindest genehmigt hat.
Das Weiße Haus wies diese Vorwürfe am Montag (29.9.03) empört zurück. Präsidenten-Sprecher Scott McClellan: "Dies ist nicht der Stil, in dem dieses Haus arbeitet. Präsident Bush erwartet von allen, die hier arbeiten, dass sie in ihrem Beruf höchste Maßstäbe erfüllen. Niemand würde so etwas erlauben. Und ich kann nur alle, die über Informationen über diese Angelegenheit verfügen, auffordern, sie unverzüglich dem Justizministerium zu melden."