VW-Beschäftigte in den USA gegen Gewerkschaften
15. Juni 2019Die Abstimmung der sogenannten Stundenlöhner hatte am Mittwoch begonnen und endete am Freitag. Nach vorläufigen Ergebnissen sprachen sich 833 Mitarbeiter gegen eine Arbeitnehmervertretung aus und 776 dafür, wie VW in einer Erklärung mitteilte. Demnach hatten sich etwa 93 Prozent der rund 1700 berechtigten Mitarbeiter beteiligt.
Frank Fischer, Präsident und CEO von Volkswagen Chattanooga, teilte mit, das Unternehmen freue sich darauf, "die enge Zusammenarbeit mit Mandatsträgern und Wirtschaftsführern in Tennessee fortzusetzen". Das Ergebnis muss noch von der US-Aufsichtsbehörde NLRB bestätigt werden.
Für die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW), die seit Jahren versucht, in den Autofabriken im Süden der USA Einfluss zu gewinnen, ist dies eine weitere Niederlage. Bernd Osterloh, Konzernbetriebsratschef und Präsident des VW-Weltkonzernbetriebsrates, kritisierte das Management.Die Wahl in Chattanooga sei "unter äußerst unerfreulichen Vorzeichen" abgelaufen, "die überhaupt nicht zu Volkswagen und zu unserer weltweit gelebten, fairen Mitbestimmungskultur passen". Für den Wolfsburger Autoriesen, der sich eigentlich zugute hält, Mitbestimmung großzuschreiben, bleibt Chattanooga das weltweit einzige größere Werk ohne Vertretung durch den Betriebsrat.
Bereits im Februar 2014 hatte es eine Abstimmung der Mitarbeiter gegeben, auch damals unterlag die UAW knapp. Wie schon vor fünf Jahren war die Wahl auch dieses Mal ein Politikum. Republikanische Politiker in Tennessee hatten sich gegen das Vorhaben einer Gewerkschaftsvertretung gestellt. Zudem wurden die Bemühungen beeinträchtigt durch ein Korruptionsverfahren gegen einen ehemaligen Vize-Vorsitzenden der UAW.
UAW-Vertreterin Tracy Romero sagte nach dem Votum, die Niederlage sei auf "Angst und Desinformation" zurückzuführen. Gewerkschaftssprecher Brian Rothenberg sagte, politische Einmischung und die gegenwärtigen US-Arbeitsgesetze hätten zu dem Abstimmungsergebnis beigetragen.
uh/jj (afp, dpa, ap)