VW-Spitze zu Besuch am Golf
6. Dezember 2015So lässt sich vielleicht der Hintergrund der Reise der VW- Konzernführung in das Emirat beschreiben. Wie die "Bild am Sonntag" berichtete, sollen neben Konzernchef Matthias Müller (Artikelbild) auch Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, und mit Wolfgang Porsche und Hans Michel Piech auch zwei Vertreter der VW-Eigentümerfamilien an den Persischen Golf geflogen seien.
Der Besuch hat für das Führungsgremium schon eine besondere Bedeutung. Der Großaktionär Katar hält mit seinem Staatsfonds QIA 17 Prozent der Stammaktien mit Stimmrecht des Wolfsburger Autobauers. Dazu kommen noch große Mengen an Vorzugsaktien. Nach dem Absturz der VW-Papiere in den vergangenen Monaten hat Katar mit VW einen Milliardenverlust erlitten. Das macht sich in den Büchern des Golfstaats nicht gut. Die Konzernführung muss nun auch hier Aufklärungsarbeit leisten und um Vertrauen werben.
Investor will angeblich Einfluss des Betriebsrats einschränken
"In Wolfsburg wird die Reise offiziell als "Kennenlernwochenende "geführt. "Es handelt sich um einen Antrittsbesuch der neuen Volkswagen-Konzernführung. Er dient dem Austausch mit einem wichtigen Partner des Unternehmens", heißt es aus der Konzernzentrale. Allerdings könnte sich der Gang an den Golf auch zu einer Art Auftragsentgegennahme entwickeln. Laut "Bild am Sonntag" fordert Katar auch strukturelle Veränderungen bei Volkswagen. So solle der Einfluss des VW-Betriebsrats auf unternehmerische Entscheidungen zurückgedrängt werden. In den USA werde von VW eine milliardenschwere "Investitionsoffensive E-Mobilität" verlangt. Bei Volkswagen hieß es dazu, das Thema Mitbestimmung und Betriebsrat habe bei den Gesprächen nicht auf der Agenda gestanden. Angaben zum Inhalt der Gespräche gab es nicht.
Auch wenn sich die Papiere in den vergangenen Tagen wieder etwas erholt haben, sollen die Investoren aus Katar nach früheren Informationen aus VW-Konzernkreisen schwer verärgert sein. Sinkende Gewinne und eventuelle Strafzahlungen nach dem Abgasskandal bei Volkswagen werden wohl auch niedrigere Dividendenzahlungen bedeuten. Unterdessen bekräftigt der neue Porsche-Chef Oliver Blume, der Sportwagenbauer werde die Zusammenarbeit mit der Schwestermarke Audi in Folge der Abgasaffäre nicht zurückfahren. "Im Gegenteil: Wir werden künftig noch enger zusammenarbeiten", sagte Blume der "Welt am Sonntag".
cgn/rb (dpa, rtr)