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Belege für staatliches Doping in Russland

18. Juli 2016

Im Moskauer Dopinglabor seien über Jahre hinweg positive Proben verschwunden, das russische Sportministerium habe die Manipulationen überwacht, heißt es in dem in Toronto vorgestellten Report.

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Symbolbild Olympische Spiele und Russland - Doping
Bild: picture-alliance/dpa/H. Hanschke

Der mit Spannung erwartete McLaren-Report hat ein systematisches und von höchsten politischen Kreisen gedecktes Doping-System in Russland während der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi bestätigt. Das gab Sonderermittler Richard McLaren bei der Vorstellung des von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA initiierten Berichts in Toronto bekannt. "Ich bin sehr überzeugt von unseren Ergebnissen. Wir haben viele Beweise, die keine Zweifel zulassen", sagte McLaren.

Demnach habe das russische Sportministerium die Manipulation mit Hilfe des Geheimdienstes FSB "gelenkt, kontrolliert und überwacht", heißt es in dem Report. McLaren hatte Aussagen des russischen Kronzeugen Gregori Rodtschenkow untersucht. Der ehemalige Chef des russischen Doping-Kontrolllabors, der sich in die USA abgesetzt hat, behauptet, dass er in Sotschi positive Dopingproben russischer Athleten zusammen mit der Anti-Doping-Agentur Rusada sowie dem Geheimdienst auf Anordnung vom Staat vertuscht habe.

Geöffnete Probenflaschen

15 der russischen Medaillengewinner in Sotschi seien gedopt gewesen. Der Report hält fest, dass in die Planung dieses einzigartigen Vertuschungsverfahrens des Labors in Sotschi unter anderem das Sportministerium, der Geheimdienst FSB und das Moskauer Labor eingebunden waren. Eine vorher ausgewählte Gruppe russischer Athleten, die in Sotschi am Start waren, wurden demnach durch die Vertuschung von Proben geschützt. Bei allen Fläschchen mit den Proben wurden Manipulationen festgestellt, alle Deckel waren entfernt und später wieder angebracht worden.

Laut den aktuellen Untersuchungsergebnissen seien die meisten Wintersportarten betroffen. Zudem deute vieles darauf hin, dass es auch bei Sommersportarten staatlich gelenktes Doping in Russland gegeben habe. Man gehe davon aus, dass es bei der "überwiegenden Mehrheit aller Sportarten" zu Manipulationen gekommen sei, sagte McLaren. Sein Bericht enthält eine Statistik über verschwundene Positiv-Tests russischer Sportler. Die meisten Fälle gab es in der Leichtathletik (139), gefolgt vom Gewichtheben (117), Nicht-olympischen-Sportarten (37) und paralympischen Sportarten (35). Auch Kanu, Judo, Rudern, Ringen, Radsport und Schwimmen sind aufgeführt. Namen betroffener Athleten wollte der Kanadier aber nicht nennen.

IOC am Zug

Eine Entscheidung über eine mögliche Sperre des gesamten russischen Teams für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) muss nun das Internationale Olympische Komitee (IOC) treffen, McLaren oder die WADA haben keinerlei Entscheidungsbefugnis. Auf Nachfrage sagte McLaren, dass er selbst keine Empfehlung abgeben wolle, wie mit dem russischen Team zu verfahren sei. "Das ist nicht meine Aufgabe."

Zuletzt hatte der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach versucht, den Sotschi-Skandal von den Spielen in Rio fernzuhalten, indem er die Wintersportverbände für zuständig erklärte. Der 62-Jährige, ein Intimus von Russlands Präsident Wladimir Putin und strikter Gegner von Sippenhaft-Maßnahmen, muss sich aber auch an einem anderen Satz messen lassen: "Klar ist, wenn es einen institutionellen Eingriff gegeben hätte, dann würde das IOC auch institutionell reagieren und wird dabei nicht zögern."

asz/sn (dpa, sid)