Waffenruhe in syrischer Metropole Aleppo hält
5. Mai 2016Seit dem offiziellen Beginn der zweitägigen Feuerpause seien keine neuen Luftangriffe geflogen worden, meldete ein Korrespondent der französischen Nachrichtenagentur AFP aus Aleppo. Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtete, dass es seit Inkrafttreten der Feuerpause keine Luftangriffe mehr gegeben habe.
Im lokalen TV-Kanal Halab Today hieß es, in der Stadt herrsche Ruhe. Viele Bewohner verließen ihre Wohnungen, um sich mit Lebensmitteln einzudecken. Geschäfte und Märkte hätten geöffnet.
Fast 300 Tote in wenigen Tagen
Die USA und Syriens enger Verbündeter Russland hatten sich auf die Ausweitung der in Syrien geltenden Waffenruhe auf Aleppo verständigt und sie gegenüber den Konfliktparteien durchgesetzt, nachdem die Gewalt in der Stadt wieder eskaliert war. Nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter sind dort in den vergangenen Tagen rund 280 Zivilisten getötet worden.
Wegen der Kämpfe kam es zum Abbruch der Syrien-Friedensgespräche in Genf. In dem seit fünf Jahren andauernden Bürgerkrieg wurden schätzungsweise 270.000 Menschen getötet. Millionen sind auf der Flucht vor der Gewalt.
Die Staatsmedien berichteten, die Regierungstruppen würden sich an die seit Donnerstag 01.00 Uhr (Mitternacht MESZ) geltende Waffenruhe halten. Auch der Anführer der mächtigen islamistischen Rebellengruppe Dschaisch al-Islam in Aleppo, Ahmad Sanada, kündigte an, dass seine Gruppe die Feuerpause befolgen werde. Dschaisch al-Islam begrüße "jede Initiative, die das Leid von Zivilisten lindert und Blutvergießen vermeidet", sagte Sanada zu AFP. Seine Kämpfer würden die Feuerpause daher "respektieren".
Umkämpftester Kriegsschauplatz
Das zwischen Regierungstruppen und Rebellen geteilte Aleppo ist der a, schwersten umkämpfte Schauplatz im syrischen Bürgerkrieg. Die ehemalige Handelsmetropole ist zu großen Teilen zerstört. Die meisten der einst rund zwei Millionen Einwohner sind geflohen. Für jede der Konfliktparteien hätte ein Sieg in Aleppo nicht nur strategische, sondern vor allem psychologische Bedeutung.
In einer Sitzung des Weltsicherheitsrates unmittelbar vor Inkrafttreten der Waffenruhe zeichneten Vertreter humanitärer UN-Organisationen ein dramatisches Bild der Lage in Aleppo. Der UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien sagte, das Leben habe für die Bewohner "allen Sinn verloren". Die Menschen seien täglich der Bedrohung und dem Terror durch Bürgerkriegsparteien ausgesetzt. Auf die Bewohner im Osten Aleppos würden Fassbomben geworfen.
Der UN-Untergeneralsekretär für politische Angelegenheiten, Jeffrey Feltman erklärte, die wiederholten Angriffe auf Krankenhäuser seien Kriegsverbrechen.
wl/haz (dpa, afp, rtr,epd)