Wahl in Frankreich: Die Möbel der Mächtigen
Der französische Präsident kann den Elysée-Palast jeweils neu einrichten. Eine Institution verwaltet die Möbelstücke und Teppiche. Was der Amtsinhaber auswählt, sagt auch etwas über seinen Regierungsstil.
Emmanuel Macrons Schreibtisch der Macht
Nach der Präsidentschaftswahl 2017 ließ Emmanuel Macron unter anderem seinen Schreibtisch auswechseln. Der Designer des modernen Stücks ist der Franzose Thierry Lemaire. "Es war ein richtiges Privileg, als die Macrons meine Möbel auswählten", sagt Lemaire der DW. Die Dynamik des Möbelstücks spiegelt Macrons Führungsstil wider - in seiner ersten Amtszeit hat er zahlreiche Reformen durchgeführt.
Elegante Linien im Goldenen Salon
Hier sitzt Macron in seinem Büro - dem prächtigen Salon Doré (zu Deutsch: Goldener Salon). Der moderne Schreibtisch passt sich in das traditionelle Design des Raums ein. Dabei steht er in Kontrast zum früheren Tisch, an dem bisher fast alle Präsidenten von Frankreichs fünfter Republik arbeiteten. Der Vorgänger war von Charles Cressent im Louis-XV- beziehungsweise Rokokostil erstellt worden.
Blauer Touch für den Salon des Aides de Camp
Lemaire hat insgesamt ein Dutzend Möbelstücke für den 2017 gerade mal 39-jährigen Präsidenten geliefert. Dazu gehören auch die kleinen runden "Hellmet"-Tische aus geschwärzter Bronze und das tiefblaue Sofa "Garment" mit Bronzeeinsätzen an der Seite. Sie stehen im sogenannten Salon des Aides de Camp, wo der Präsident Gäste empfängt.
Modern erscheint der Salon Pompadour
Im Salon Pompadour steht Designer Lemaires dynamisch geschwungenes Sofa "Niko". Der Wandteppich stammt vom berühmten spanischen Maler Juan Miró. In diesem historisch bedeutsamen Raum hält Präsident Macron mitunter Meetings. 1989, wenige Tage nach dem Fall der Mauer, trafen sich hier europäische Staatschefs, um über die neue Weltordnung zu sprechen.
Eine Treppe in Nationalfarben
Präsident Emmanuel Macron ließ auch den Teppich auf der sogenannten Murat-Treppe am Eingang des Elysée-Palastes austauschen. Anstatt Dunkelrot mit Blumenmuster ist er nun in starkem Blau und Rot gehalten. Er ist eine Kreation der zeitgenössischen französischen Künstlerin Nathalie Junod Ponsard. Gerahmt wird er von weißem Marmor und dem mit goldenen Palmenblättern verzierten Geländer der Treppe.
Giscard d'Estaing liebte es klassisch
Doch nicht alle Staatschefs waren moderner Kunst zugeneigt. Valérie Giscard d'Estaing benutzte diesen Schreibtisch, hergestellt vom deutschen Ebenisten Johann Heinrich Riesener und im klassischen Louis-XVI-Stil. Als Giscard d'Estaing 1974 an die Macht kam, ließ er drei Salons praktisch komplett umgestalten. Das zeitgenössische Design seines Vorgängers Georges Pompidou gefiel ihm nicht.
Pompidou: konservativ, aber modern
Dieser Sessel aus braunem Aluminium und Leder des französischen Designers Pierre Paulin zierte den Elysée-Palast unter Georges Pompidou. Der konservative Präsident und seine Frau Claude waren Liebhaber zeitgenössischer Kunst. Er war gegen Ende der von hohem Wirtschaftswachstum gezeichneten "30 Glorreichen Jahre" von 1969 bis 1974 Staatschef.
Mitterrand - neuer Schwung, auch fürs Mobiliar
Der 1981 gewählte Sozialist François Mitterrand brachte neuen Schwung in den Regierungssitz unter anderem mit diesem futuristisch gestalteten Sessel des Pariser Industriedesigners Philipp Starck aus Aluminium, der mit fahlgelbem Leder überzogen ist. Auch Mitterrands Sozialpolitik war fortschrittlich: er schaffte die Todesstrafe ab und gab Homosexuellen und illegalen Einwanderern mehr Rechte.
Elysée unter Mitterrand - Hauptsache bunt
Der sozialistische Präsident Mitterrand entschied sich auch für diesen Sessel des französischen Designers Pierre Paulin aus blaulackiertem Holz mit fuchsienroten Aluminiumstreifen. "Zu der Zeit herrschten die 1980er-Jahre in all ihrer Pracht - und im Elysée-Palast sah es aus wie in einem Science-Fiction-Film", begeistert sich Muriel Barbier vom Mobilier National.
Eine zunächst protektionistische Institution
Welche Möbel Frankreich repräsentieren, dafür wurde 1604 eine eigene Institution geschaffen. "König Heinrich IV. wollte damals vor allem den Teppichimporten aus den Niederlanden und Flandern etwas entgegensetzen - deswegen gründete er auch die Tapisserie Manufacture des Gobelins", sagt Muriel Barbier vom Mobilier National. "Damals war das eine Form von Protektionismus."
Das Mobilier National hat eigene Ateliers
Die 365 Mitarbeiter der Institution kümmern sich um die rund 100.000 Möbelstücke und Teppiche von Frankreichs öffentlichen Einrichtungen. Sie bewahren sie auf und restaurieren sie in den hauseigenen Ateliers. Die Zeit vor den Präsidentschaftswahlen ist eine geschäftige Periode. Mit einem Präsidentenwechsel oder neuen Ministern nach der Wahl könnten viele Anfragen eintreffen.