Wahlplakate der Bundesrepublik
Im Bundestagswahlkampf 2013 säumen großformatige Wahlplakate viele Straßen. Die Motive und die Botschaft sind von Werbeprofis genau geplant - eine Kunst für sich. Doch das war nicht immer so. Ein Rückblick.
Konkurrenzkampf der Plakate
Im Bundestagswahlkampf 2013 säumen großformatige Wahlplakate viele Straßen. Wer mit seinem Plakat einen bleibenden Eindruck hinterlassen will, hat es da nicht leicht: Der Spruch muss den Wähler ansprechen, das Design muss im Bruchteil einer Sekunde überzeugen. Ein professionelles Wahlplakat ist eine Kunst für sich. Im ersten Bundestagswahlkampf waren die Plakate schlichter...
Wiederaufbau der Plakatkunst
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren viele Städte in Deutschland stark zerstört. Ende der 1940er Jahre fehlte es auch an Papier und Druckerfarbe. Nur wenige Plakate wurden gedruckt. Sie waren gleichformatig und von schlechter Papierqualität - auch dieses Plakat der CDU von 1949, wo es heißt: "Keine Zersplitterung". Der Slogan bezog sich auf die deutsche Parteienlandschaft.
Imagefindung der Parteien
Bei der ersten Bundestagswahl 1949 kam der Parteienwettbewerb erst wieder in Gang – und damit auch die Produktion von Wahlplakaten. Zunächst ging es um die Imagebildung der Parteien, sie mussten neu anfangen, oder waren neu gegründet worden. Auf den Plakaten standen motivierende Forderungen, das Land wieder aufzubauen. Mit konkreteren Slogans hielt man sich anfangs noch zurück.
Personalisierung
Ab den 1960er Jahren legten Wahlkämpfer wieder mehr Wert auf das Layout. Ein persönlicher Eindruck sollte entstehen. Auf den Plakaten wurden daher Köpfe der Politiker abgebildet - bis heute ein gängiges Plakatdesign. Da Fotografien noch zu teuer waren, wurden Porträts gezeichnet. Auf dem Plakat aus dem Jahr 1965 ist der damalige Kanzler Ludwig Erhard zu sehen. Es hing an Grenzübergängen.
Plakative Spielchen
Bald gab es Tricks, um die Plakate ein wenig aufzupeppen. Mit einem "Störer" oder Zusatzaufkleber wurde die Aufmerksamkeit eines Großplakats auf eine kleine Botschaft wie "XY wählen!" unten in der Ecke gelenkt. 1961 machte die CDU sich ein Plakat mit Willy Brandt (SPD) zunutze: Die SPD titelt "Wohlstand ist für alle da". Die CDU klebt kurzerhand "dank Erhards Wirtschaftspolitik" hinzu.
Plakate als Zeitdokumente
Wahlplakate wie dieses spiegeln oftmals die Stimmung der Zeit wieder und wurden deshalb gesammelt. Im Wahlkampf 1965 machte sich die CDU archivierte Plakate der SPD zunutze, um ihre Gegner scharf zu kritisieren. "So hat sich die SPD geirrt! So hätte sie Deutschland ruiniert! ... darum Ludwig Erhard und die CDU" titelt das Plakat. Erhard war von 1963 bis 1966 der zweite Bundeskanzler.
Emanzipation im Wahlkampf
In den 70er Jahren erschienen auch Frauen auf den Plakaten. Im Bild inszeniert sich die CDU 1976 als Hüterin der Frauen-Interessen. Für eine erweiterte Gleichstellung der Frau sorgten aber Reformen der sozial-liberalen Koalition (SPD und FDP). Unter anderem wurde 1976 das Recht aufgehoben, dass Männer gegen die Berufstätigkeit der Ehefrau Einspruch einlegen können.
Grünes Design
Im Wahlkampf 1983 wollten die Grünen alte Muster durchbrechen und stärker polarisieren. Das betraf auch das Design der Plakate. Dazu zählten auch kreativ-verspielte Ideen. Im Bild ist ein Plakat mit Sonnenblumen zu sehen - bis heute ist die Sonnenblume ein Symbol der Grünen.
Ironische Botschaften
Auch heute setzen die "Grünen" noch auf Plakate, die unkonventionell gestaltet sind. 2013 zog die Partei mit einer ironischen Plakatserie in den Wahlkampf, konzipiert von einer jungen Agentur für Kommunikationsdesign. Schwarzweißmotive sind mit Großbuchstaben und einem knallgrünen "Störer" versehen. Die Motive zeigen Politiker der Regierungskoalition in Negativ-Posen.
Harte Kontraste
Doch die Idee ist nicht neu: Bereits im Wahljahr 2002 nutzte die FDP das Schwarzweiß-Knallfarben-Prinzip. Das Plakat zeigt eine Fotografie der "Trümmerfrauen", die nach dem Zweiten Weltkrieg die Trümmer in den zerstörten Städten beseitigt haben. "Wir haben schon ganz andere Krisen gemeistert", lautet die Botschaft in blau-gelben Lettern.
Konventionen brechen
Auch im Bundestagswahlkampf 2013 sind die Plakate einem hohen Konkurrenzkampf ausgesetzt. Welche Layout-Regeln sollte man einhalten? Welche brechen? Mit diesen Fragen befassen sich Grafikagenturen. Das Plakat der Partei "Die Linke" verzichtet ganz auf Bilder, um Aufmerksamkeit zu erregen. Das erinnert an ältere Plakate, auf denen noch keine Fotos verwendet wurden.
Wenige Experimente
Mit den Jahrzehnten hat sich die Produktion von Wahlplakaten professionalisiert. Das Parteilogo und das Corporate Design haben klare gestalterische Vorgaben. Meistens halten sich die Parteien an typische Motive: interessiert lächelnde Politiker im Gespräch mit Bürgern wie Schülern, Rentnern oder Arbeitern an Maschinen.