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Wales demütigt Russland

Olivia Gerstenberger/Stefan Nestler20. Juni 2016

EM-Debütant Wales schießt, angeführt von Superstar Gareth Bale, Russland aus dem Turnier. Wales holt sich den Gruppensieg, weil sich England und die Slowakei die Punkte teilen. Auch die Engländer stehen im Achtelfinale.

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Bale bejubelt seinen Treffer zum 3:0. Foto: Reuters
Spielgestalter und Torschütze: Gareth Bale führte Wales zum Sieg gegen Russland und damit ins AchtelfinaleBild: Reuters/S. Perez

Wales und England stehen bei der Fußball-Europameisterschaft im Achtelfinale. Aaron Ramsey (11. Minute), Neil Taylor (20.) und Gareth Bale (67.) schossen die Waliser in Toulouse zu einem 3:0 (2:0) gegen Russland und damit zum Gruppensieg. Der erfolglose WM-Gastgeber von 2018 aus Russland verabschiedete sich als Letzter der Gruppe B aus dem Turnier. England reichte in Saint-Etienne ein torloses Remis gegen die Slowakei zu Rang zwei. Auch die Slowaken dürfen als Gruppendritter mit vier Punkten auf das Weiterkommen hoffen. Schon bei einem Sieg der deutschen Mannschaft an diesem Dienstag gegen Nordirland stünden sie in der K.o.-Runde.

Hilf- und willenlose Russen

Von der ersten Minute an dominierte Wales das Spiel gegen Russland. Die Partie war kaum angepfiffen, da hatte Bale bereits die Riesenchance zur Führung, doch Russlands Torwart Igor Akinfejew konnte den Schuss des Superstars von Real Madrid parieren (2.). Neun Minuten später war Akinfejew dann machtlos. Nach einem Ballverlust des russischen Teams und einem Traumpass von Joe Allen ließ sich Ramsey die Chance nicht nehmen und erzielte mit einem Lupfer von der Strafraumgrenze das 1:0. Und Wales machte weiter Druck, angetrieben vom überragenden Bale. Beim 2:0 half ein russischer Spieler mit: Roman Schirokow spitzelte Bale den Ball vom Fuß, genau in den Lauf von Taylor. Der scheiterte zunächst an Akinfejew, im zweiten Versuch jedoch schob er den Ball unter dem tapferen russischen Torwart hindurch ins Netz. Die Russen ergaben sich fast hilf- und willenlos ihrem Schicksal. Schon vor der Pause hätte Wales alles klar machen können, wenn nicht müssen. Doch immer wieder war es Akinfejew, der die Vorentscheidung verhinderte.

Neil Taylor erzielt das 2:0 für Wales. Foto: Reuters
Neil Taylor (2.v.r.) im zweiten Versuch: Das 2:0 für WalesBild: Reuters/V. Kessler

Schlusspunkt durch Bale

Wer dachte, dass Russland in der zweiten Halbzeit alles auf eine Karte setzen würde, sah sich getäuscht. Weiterhin spielte nur eine Mannschaft, und das war Wales. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann Bale das Privatduell gegen Russlands Torwart Akinfejew zum ersten Mal für sich entscheiden würde. In der 67. Minute war es so weit: Wieder ein schneller Angriff der Waliser, kein russischer Spieler, der Ramsey störte, der Pass auf Bale - und der Ball zappelte zum dritten Mal im Netz. Akinfejew berührte nach Bales Schuss aus acht Metern zwar noch das Leder, konnte das 0:3 aber nicht verhindern. Die russischen Spieler resignierten nun völlig. Wales hatte einige weitere gute Chancen, spielte am Ende aber nur noch für die Galerie.

Russlands Trainer Sluzki kündigt Abschied an

"Das fühlt sich unglaublich an. Das war die beste Leistung der Mannschaft, seit ich in ihr spiele", sagte Superstar Bale: "Wir sind jetzt Erster, was willst du mehr?" Bale steht mit nun drei Treffern an der Spitze der EM-Torjägerliste. Auch der walisische Trainer Chris Coleman war völlig aus dem Häuschen. "Das ist toll. Die Leistung war klasse", freute sich Coleman über den erfrischenden Auftritt seines Teams, den so wohl niemand unter den 30.000 Zuschauern in Toulouse erwartet hatte. Sein russischer Kollege Leonid Sluzki kündigte seinen Abschied an. "Ich denke nach so einem Turnier, brauchst du einen Anderen, der es macht", sagte der 45-Jährige. Sluzki sprach seinem eigenen Team zwei
Jahre vor der Heim-WM die Turniertauglichkeit ab: "Es ist hart, so etwas zu sagen, aber wir waren schlecht in jedem Bereich. Ich übernehme die volle Verantwortung."

Slowakei gelingt Kraftakt

Am Ende gab es ein Küsschen für die Liebste - und die störte sich nicht im Geringsten an der blutenden Nase: Hertha-Verteidiger Peter Pekarik kämpfte sich leidenschaftlich mit seinen Slowaken zu einem torlosen Remis gegen bärenstarke Engländer, die eigentlich alles richtig machten, aber das Tor nicht trafen. "Wir sind immer wieder angerannt. Die haben uns die Tür zugeknallt", fasste es Englands Verteidiger Gary Cahill frustriert zusammen. "Uns fehlte das Glück. Wir sind enttäuscht, wir hätten gewinnen sollen."

Slowakische Spieler bedanken sich bei ihren Fans. Foto: Reuters
Zufriedene Slowaken: Das 0:0 könnte den Einzug ins Achtelfinale bedeutenBild: Reuters/R. Pratta

Cahill hatte zunächst die Kapitänsbinde überstreifen dürfen, da Nationalcoach Roy Hodgson überraschend auf seinen Spielführer Wayne Rooney verzichtet und insgesamt sechs Änderungen in der Startformation vorgenommen hatte. Dem Spielverlauf tat das gut - England bestimmte von Beginn an die Partie, zeigte sich angriffslustig, bissig, hoch motiviert, den Gruppensieg zu erlangen. Allein die Tore fehlten.

Englischer Angriffswirbel verebbt

Vor den Augen des britischen Ehrengastes Prinz William sorgten vor allem Jamie Vardy und Daniel Sturridge für britischen Offensivwirbel. Vardy versuchte es nach fünf Minuten selbst vergeblich mit einem Torschuss, bevor er seinem Kollegen Sturridge kurze Zeit später zu einem weiteren verhalf. Immer wieder vereitelte jedoch der tadellose Matus Kozacik im Kasten des EM-Debütanten englische Großchancen. "Wir haben gemerkt, dass sie frustriert waren", erklärte der slowakische Torhüter und fuhr jubelnd fort: "Wir haben es noch nicht zu 100 Prozent geschafft, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass wir im Achtelfinale sind. Es ist fantastisch."

Wayne Rooney schaut nach einer weiteren vergebenen Chance ratlos nach oben. Foto: Reuters
Auch der eingewechselte Wayne Rooney (2.v.r.) blieb ohne TorerfolgBild: Reuters/L. Smith

In der zweiten Hälfte kam der von den vielen englischen Fans lautstark geforderte Rooney zwar noch zum Einsatz, aber auch er lief sich wie seine Kollegen im Abwehr-Bollwerk der Slowaken fest. Die hatten ihre beste Chance nicht etwa durch ihren besten Spieler Marek Hamsik, der sich kaum in Szene setzen konnte - sondern durch eine Nachlässigkeit der gegnerischen Abwehr: Chris Smalling ließ den Ball von der Brust aus Richtung Torwart Joe Hart prallen, der in höchster Not vor dem heranstürmenden Robert Mak klären konnte. Die zwei weiteren englischen Einwechselspieler Harry Kane und Dele Alli belebten zwar ebenfalls das Spiel der Engländer, die ihr Torschuss- und Ecken-Pensum auf 27:4 und 11:0 schraubten, jedoch kein Tor erzielen konnten.

Für die deutsche Auswahl bedeutet das 0:0 der Engländer vor allem, dass sie noch nicht vorzeitig für die K.o.-Runde qualifiziert ist und erst einmal einem Duell mit England aus dem Weg geht. Die "Three Lions" treffen in der Runde der besten 16 nun auf den Zweiten der Gruppe F, also vielleicht auf Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo. Die Slowakei lässt mit vier Punkten auf dem Konto Albanien hinter sich und hat eine gute Ausgangslage, als einer der vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale einzuziehen.

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