Walt Disney: Welt der Phantasie, Traum und Verdrängung
Der Disney-Konzern steckt in der Corona-Krise. An die Erfolgszeiten erinnern eine Ausstellung in Frankfurt und ein Buch über die Geschichte von Disneyland.
Klangvolle Phantasiewelten
Der Tischler Gepetto legt letzte Hand an, um seine Puppe Pinocchio fertigzustellen. Der gleichnamige Disney-Film entstand 1940. "Pinocchio" ist jetzt im Frankfurter Filmmuseum zu sehen - als Teil der Ausstellung "The Sound of Disney", die die Klangwelt der Disney-Filme in den Mittelpunkt stellt. Untersucht wird der Einsatz von Musik, Geräuschen und Dialogen in den Original- und Synchronfassungen.
Disney als Kurator
Die meisten Exponate im Frankfurter Filmmuseum stammen aus München, dem Ort der Ausstellung "How Walt Disney Animation Is Made". Die war von 1959 bis 1963 zu sehen und von Walt Disney (1901 - 1966) noch persönlich zusammengestellt worden. In Frankfurt zu hören ist natürlich auch die kongeniale Musik zum "Dschungelbuch", auch in der deutschen Übertragung ein Hit: "Probier’s mal mit Gemütlichkeit".
Klassiker: Schneewittchen und die 7 Zwerge
Wie hat sich Schneewittchen angehört? Wie hat sie gesprochen, welche Stimme hatte sie - im Original und in der Synchronisation? Der Film "Snow White and the Seven Dwarfs" nach dem Märchen der Brüder Grimm wurde 1937 zu einer künstlerischen Offenbarung. In Deutschland wurde "Schneewittchen" gleich dreimal synchronisiert: 1938, 1966 und 1994. Auch Stimmen verändern im Laufe der Zeit ihre Bedeutung.
Kindheitserinnerungen: Bambi und Co.
Im Zentrum der Frankfurter Show stehen auch die verschiedenen Synchronfassungen der Filme. Sie können "Anstoß eines interkulturellen Dialogs sein" - so die Kuratoren: "Walt Disney hat mit seinem Schaffen weltweit und über Generationen hinweg Kindheiten geprägt, die Museums-Präsentation hat damit letztlich auch internationale Strahlkraft".
Disney-Universum: damals und heute
Plakate, Produktions-Skizzen, Figuren-Studien, Fotografien und vieles mehr sind zu sehen. Und es gibt viel zu hören: Musik, Dialoge und die Toneffekte der großen Filme. Wie so viele Ausstellungen weltweit kann auch die Disney-Show in Frankfurt nur unter bestimmten Bedingungen besucht werden. Masken sind Pflicht. Die Ausstellung ist bis zum 10. Januar 2021 zu sehen.
Disneyland in aller Welt
In Frankfurt sind die künstlerischen Aspekte der Disney-Filme zu entdecken. In den sechs Disney-Freizeitparks weltweit können die Besucher dagegen eintauchen in eine Welt der gebauten Phantasie. Doch auch die Disney-Vergnügungsparks leiden. In den USA, Europa und Asien wurden sie wegen Corona teilweise geschlossen. In Hongkong ist Disneyland unter strengen Sicherheitsbedingungen geöffnet.
Disney für zu Hause
Doch für eingefleischte Disney-Fans bietet sich ein Ausweg: Der deutsche "Taschen"-Verlag, der gerade sein 40-jähriges Jubiläum feiert und seine Bücher schon lange im großen Stil in englischer und deutscher Sprache international verlegt, hat in diesen Wochen den Prachtband "Walt Disney's Disneyland" auf den Markt gebracht - ein Buch zum Schmökern und zum Staunen.
Akribische Arbeit - ein Freizeitpark entsteht
Nachzulesen im Buch des US-Autors Chris Nichols ist auch die Geschichte der Entstehung des ersten Disneyland-Parks im kalifornischen Anaheim. Walt Disney hatte in den 1940er Jahre trotz großer Erfolge im Filmgeschäft auch finanzielle Nackenschläge zu verkraften. Nicht alle Kinofilme spielten die Produktionskosten wieder ein. Deshalb wollte Disney seine Phantasiewelten mit den Parks absichern.
Eine Kunstwelt für Filmfans
Disney, ein ebenso kreativer wie erfolgsorientierter Kopf, hatte zu Beginn der 1950er Jahre einen verwegenen Plan: Seine Filmwelten sollten Realität werden. Mit einem Team kreativer Mitarbeiter ersann er einen riesigen Freizeitpark, der seine Besucher unterhalten sollte: mit künstlichen Landschaften, Dörfern und Städten, animierten Tieren und natürlich all den Geschöpfen aus den berühmten Filmen.
Von der Idee auf Papier zur fertigen Disneystadt
Der jetzt vom "Taschen"-Verlag herausgegebene Bildband bereitet alle Aspekte der Entstehung von Disneyland auf. Aus tausenden Zeichnungen und Entwürfen schälte sich damals langsam eine Phantasiewelt heraus, die dann von Ingenieuren, Architekten und Handwerkern jeglicher Couleur zum Leben erweckt wurde. 1954 begann man mit dem Bau, ein Jahr später feierte man in Kalifornien Eröffnung.
Phantasiereiche fürs amerikanische Publikum
Disneyland bestand aus fünf Themen-Komplexen. In "Tomorrowland" wurde die Zukunft sichtbar, "Fantasyland" drehte sich um Fantasy-Welten mit typischen Disneyfiguren. "Frontierland" bot eine konservative, zum Teil reaktionäre Identitätshistorie. "Adventureland" befriedigte Abenteuerphantasien (unser Bild). Und "Main Street U.S.A." träumte sich zurück in eine typische Idylle amerikanischer Provinz.
Fantastische Farben, Formen und Motiven
Walt Disney hinterließ ein riesiges Unterhaltungsimperium. Nach seinem Tod wurde das von vielen Kreativen und Finanzmanagern fortgeführt - bis in unsere heutige Zeit. Der Disney-Konzern spielt heute in einer eigenen Liga. Doch trotz all des Kommerzes, trotz der Gigantonomie und weltweiter Wertschöpfung - am Anfang stand die pure Phantasie, die einfache Zeichnung, ein Meer aus Farben und Formen.
Disneyland für ein Weltpublikum
Diese außergewöhnliche Geschichte erzählt der Band "Walt Disney's Disneyland", der in Deutsch und Englisch erschienen ist. So kann man sich als Disney-Fan, als Kinofreund oder als Fan des Fantasy-Genres mit einem wichtigen Aspekt amerikanischer Unterhaltungskultur beschäftigen, die in diesen Monaten aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie nur noch eingeschränkt zugänglich ist.
Der Disney-Konzern steckt wegen der Corona-Pandemie in der Krise. Erstmals seit langer Zeit muss ein Milliardenverlust verkraftet werden. Lang erwartete, teure Blockbuster-Produktionen wie "Mulan" müssen ins Streaminggeschäft abgeschoben werden. Damit brechen Millionen-Einnahmen weg. Doch ums Überleben kämpfen muss Disney nicht. Dafür tanzt das amerikanische Unterhaltungs-Imperium auf zu vielen Hochzeiten. In Frankfurt erinnert eine Ausstellung an die großen Erfolge des Zeichentrickfilme - und ein Buch an die Entstehung der gigantischen Disney-Freizeitparks auf drei Kontinenten.