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War der Lokführer schuld?

11. Juli 2013

Die Zahl der Opfer des Zugunglücks in der kanadischen Kleinstadt Lac-Mégantic steigt auf über 50. Die Polizei geht davon aus, dass die 30 Vermissten tot sind. Und fragt sich: Warum waren die Bremsen des Zugs locker?

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Nach dem Zugunglück in Kanada: Katastrophengebiet in Lac Megantic (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

20 Leichen seien bisher geborgen worden und bei 30 Vermissten habe man keine Hoffnung mehr, sie lebendig zu finden, sagte ein Polizeisprecher. Bislang war die Opferzahl mit 15 und die Zahl der Vermissten mit bis zu 60 angegeben worden. Fünf Leichen wurden erst im Lauf des Mittwochs entdeckt. Nur eines der 20 bisher geborgenen Opfer konnte bislang identifiziert werden, hieß es.

Der Lokführer des Unglückszugs wurde in der Zwischenzeit vom Dienst suspendiert. Er sei "unter der Kontrolle der Polizei", sagte der Chef des Bahnunternehmens Montreal, Maine & Atlantic Railway, Edward Burkhardt, bei einem Besuch der Unglücksstelle in Lac-Mégantic. Der Mann werde bis auf weiteres nicht für sein Unternehmen arbeiten und auch kein Gehalt bekommen. "Ich glaube nicht, dass er jemals wieder für uns arbeiten wird."

Bewohner buhen den Bahnchef aus

"Die Handbremsen in dem Zug waren nicht ordnungsgemäß angezogen, und dies lag in der Verantwortung des Angestellten", sagte Burkhardt zur Begründung. Wenn der Zugführer - wie er selbst behauptet hatte - die elf Bremsen festgezogen hätte, wäre der Zug nicht führerlos in die Kleinstadt gerollt. "Ich glaube nicht, dass ein Mitarbeiter die Bremsen gelöst hat, ich glaube, sie waren von Anfang an nicht richtig gesetzt." Bei seinem Besuch in Lac-Mégantic wurde Burkhardt von Buhrufen wütender Einwohner empfangen, da er bisher jede Verantwortung für die Explosion von sich gewiesen hatte.

Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben auch, ob das Entgleisen der mehr als 70 Kesselwagen am frühen Samstagmorgen eventuell einen kriminellen Hintergrund hat. Das Zentrum des Städtchens mit nicht einmal 6000 Einwohnern sei gesperrt, sagte ein Polizeisprecher. Wer in dem verwüsteten Areal angetroffen werde, müsse mit der Festnahme rechnen. Details der Ermittlungen wollte er nicht nennen, für Terrorismus gebe es allerdings keine Hinweise.

Millionenhilfe für den Wiederaufbau

Die Behörden der Provinz Quebec stellten inzwischen einen Betrag von umgerechnet 44,3 Millionen Euro für die Nothilfe und den Wiederaufbau zur Verfügung. Zum Gedenken der Opfer wehen die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden für eine Woche auf halbmast. Bei dem Unglück waren am frühen Samstagmorgen mehr als 70 mit Rohöl beladene Kesselwagen rund zwölf Kilometer aus dem Nachbarort Nantes einen Berg hinunter nach Lac-Mégantic gerast.

Verheerendes Zugunglück in Kanada

In der Innenstadt von Lac-Mégantic entgleiste der Geisterzug. Mehrere Detonationen mit gewaltigen Feuerbällen erschütterten die Kleinstadt. Etwa 30 Gebäude wurden zerstört. 2000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die meisten konnten zwar Anfang der Woche wieder zurückkehren, 600 müssen aber noch immer bei Freunden oder in Notunterkünften ausharren.

mm/cd (dpa, afp, rtr)