Warhol der Renaissance: Ausstellung von Lucas Cranach dem Älteren
Seine Bilderfabrik ähnelte der Factory: Lucas Cranach der Ältere war der produktivste Künstler der Renaissance. Eine Ausstellung untersucht sein Werk und seine Wirkung auf Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts.
Im Dienste der Reformation
Lucas Cranach der Ältere verbreitete die Ideen der Reformation. In zahlreichen Porträts von Martin Luther kreiert er das Image eines bescheidenen Mannes, der durch die Bedeutung seiner Gedanken bildwürdig geworden ist. Die Porträts verbreiteten sich schnell und prägten das öffentliche Bild des Reformators. Die beiden lernten sich in Wittenberg kennen, wo Cranach Hofmaler Friedrichs III. war.
Propaganda für Luther
1521 ließ Kurfürst Friedrich der Weise Luther auf die Wartburg bei Eisenbach bringen. Er wollte helfen, die Angriffe auf den Reformator abzuschwächen, indem er ihn aus dem Rampenlicht entfernte. Als "Junker Jörg" ließ er sich einen Bart stehen. Im Versteck übersetzte Luther das Neue Testament. Cranach begleitete die verschiedenen Phasen und prägte so Luther öffentliches Image.
Ein irdisches Paradies
Der Sündenfall im Paradies: Adam und Eva stehen nackt im Garten Eden. Cranach zeigt den Moment, bevor sich Adam verführen lässt. Die Schlange windet sich um den Baumstamm, als wolle sie Eva ins Ohr flüstern, den Apfel vom Baum der Erkenntnis an Adam zu übergeben. Das Gemälde entstand 1531.
Ungleiche Paare
Macht er sich lustig? Will er belehren? Lucas Cranach der Ältere liebte es, ungleiche Paare darzustellen. Mal krault die jugendliche Schönheit dem senilen Alten den Bart, mal lächelt eine zahnlose Greisin ihren jugendlichen Freund an. Cranachs Gemälde sind voller Humor und haben das Zeug zur Schmierenkomödie.
Die Macht der Frau
Akte bilden neben Porträts einen Schwerpunkt im Werk von Lucas Cranach. Sie waren enorm gefragt und verhalfen ihm in nicht unerheblichem Maß zu Reichtum und Berühmtheit: Venus mit und ohne Amor, die geschändete und sich deshalb selbst erdolchende Lucretia, ans Wasser gekuschelte nackte Quellnymphen und aus heutiger Sicht fast naive Visionen, in denen die Frau den jagenden Mann besänftigt.
Entdeckung des Menschen
Lucas Cranach der Ältere löste sich von den Schablonen und den Typenbeschreibungen in den Musterbüchern der Kirchenmalerei. Er wollte den Menschen so zeigen, wie er wirklich war. Er nahm ihn genau in den Blick, um sein Wesen darzustellen. Er stellte Gelehrte, aber auch bürgerliche Frauen dar.
Werkstatt oder Cranach?
Lucas Cranach malte seine Motive in Serie. Er schuf Vorlagen, die in seiner Werkstatt kopiert werden konnten. Auch arbeitete er mit schematisierten Vorlagen, so dass er das Motiv des Heiligen Hieronymus in verschiedenen Größen liefern konnte. Das war effizient und sorgte für eine reibungslose Verbreitung seiner Bilder.
Heiligendarstellungen
Die "Madonna mit Kind" entstand 1510. Sie ist erstmals in Deutschland zu sehen. Lange galt sie als verschollen. Dann stellte sich heraus, dass ein Geistlicher aus Breslau während des Zweiten Weltkriegs geistesgegenwärtig das Original gegen eine Kopie ausgetauscht hatte - und die Madonna so wahrscheinlich vor der Zerstörung im Bombenhagel bewahrte. Erst 2012 tauchte sie wieder auf.
Cranach in Serie
Andy Warhol begeisterte sich für die Frauendarstellungen von Lucas Cranach. Das Serielle der Herstellung in der Werkstatt in Wittenberg weist durchaus Ähnlichkeit mit Warhols Factory auf. Cranach variierte, pauste und kopierte sich selbst. Die Frage nach dem Original war ihm selbst gar nicht so wichtig. Die punktgenaue Lieferung und eine reibungslose Produktion standen im Mittelpunkt.