Das Leid der Kinder in Aleppo
18. August 2016Die Lage verschlechtere sich stündlich, erklärten die SOS-Kinderdörfer. Die Kämpfe dauerten an, Nahrung und Wasser würden knapp, Strom falle ständig aus. "Kinder und Familien brauchen dringend Hilfe", sagte der Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, Louay Yassin. Seine Organisation habe deshalb Nothilfemaßnahmen in Syrien verstärkt.
UNICEF warnt vor Ausbruch von Seuchen
Auch das UN-Kinderhilfswerk UNICEF betonte die lebensbedrohliche Lage der Menschen in der belagerten syrischen Stadt. Insbesondere Kinder befänden sich in akuter Lebensgefahr, sagte Rudi Tarneden, Sprecher von UNICEF Deutschland im ZDF-Morgenmagazin. Sie seien sehr schlecht ernährt und von Kreislaufzusammenbrüchen und Krankheiten wie schwerem Durchfall oder Cholera bedroht. Neben dem "lauten Sterben" durch Bomben drohe "ein stiller Tod für die Kinder".
Nachdem ein Umspannwerk "vermutlich absichtlich" zweimal bombardiert worden sei, sei die Versorgung mit Trinkwasser in Aleppo unterbrochen, so Tarneden. Die Menschen nutzten vielfach Wasser aus verschmutzten Brunnen, sodass jederzeit Seuchen ausbrechen könnten. Die Hilfswerke brächten zwar Tankwagen mit Wasser in die Stadt, "aber das sei nicht nachhaltig".
Video eines kleinen Jungen in Aleppo verbreitet sich
Auf die verzweifelte Lage der Kinder machte auch ein von Aktivisten der syrischen Opposition veröffentlichtes Video aufmerksam. Es zeigt, wie Helfer einen kleinen Jungen nach einem Luftschlag aus den Trümmern retten und ihn in einen Krankenwagen setzen.
Die Kamera zeigt den Fünfjährigen daraufhin, wie er alleine in dem Rettungswagen sitzt und sich mit einer Hand durch sein mit Blut und Dreck verschmiertes Gesicht fährt. Medien aus der ganzen Welt verbreiteten das Video, um auf die schreckliche Lage in der umkämpften Stadt aufmerksam zu machen. In sozialen Kanälen wurde es hunderttausendfach angeklickt.
48-stündige Waffenruhe gefordert
Im belagerten Ostteil Aleppos sollen noch lediglich 35 Ärzte arbeiten. Die Regierungstruppen haben die Zufahrtswege zu den von Rebellen kontrollierten Vierteln abgeschnitten, sodass mehr als 250.000 Menschen ohne Versorgung eingeschlossen sind. Hilfsorganisationen fordern eine wöchentliche 48-stündige Feuerpause, um die Menschen mit lebensnotwendigen Hilfsgütern zu versorgen.
Der Syrien-Beauftragte der UN, Staffan de Mistura, forderte mit einer symbolischen Protestaktion eine Unterbrechung der Kämpfe. Nach nur acht Minuten erklärte er in Genf eine Sitzung der UN-Arbeitsgruppe für die humanitäre Hilfe in Syrien für vorzeitig beendet.
Seit einem Monat keine Hilfskonvois
Damit werde die Forderung nach freiem Zugang für Helfer betont, sagte De Mistura. "Nicht ein einziger Hilfskonvoi hat seit einem Monat eines der belagerten Gebiete erreichen können". Beratungen humanitärer Experten machten keinen Sinn, wenn es "keine Aktionen" vor Ort gebe, die Zugang zu Notleidenden ermöglichen.
rk/sti (ap, dpa, kna)