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Warten auf den Regen

Alexander Budde26. August 2005

Der Weltwasserpreis 2005 geht nach Indien. Dort hilft eine Organisation mit ganz einfachen Methoden, die natürlichen Ressourcen besser zu nutzen. Geehrt wurden in Stockholm auch russische Forscher eines Ostsee-Projekts.

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Weltwassertag 2005: Inder trinken aus dem GangesBild: AP

Einer Milliarde Menschen fehlt der Zugang zu reinem Trinkwasser. Hydrologen, Wasserbauingenieure und Umweltpolitiker aus 100 Ländern suchten auf der Weltwasserwoche in Stockholm Lösungen für die großen
Plagen unserer Zeit: Armut, Krankheiten und Umweltzerstörung. Der Zugang zu sauberem Wasser kann der Einstieg sein, einen Teil dieser Probleme aus der Welt zu schaffen.

Traditionelle Methoden

Weltwasserwoche in Schweden
Die schwedische Umweltministerin eröffnet die Tagung zum Weltwasserpreis in StockholmBild: AP

Der Regen kommt mit Urgewalt über das Land, doch den Fluten des Monsun folgen Monate der Dürre und der Trockenheit. Wie man in der kurzen Regenzeit das Wasser auffängt, sauber hält und sparsam verwendet, haben die Inder schon vor Tausenden von Jahren gewusst, sagt Sunita Narain, die Leiterin des Zentrums für Wissenschaft und Umwelt in Delhi: "Die Idee ist denkbar einfach: Lasst uns das Wasser dort aufsammeln, wo der Regen niedergeht. So haben es die Leute in den Dörfern zu allen Zeiten gemacht. Die Regierungen und die Ingenieure aber wollten davon nichts wissen. Wir streiten für eine Rückbesinnung auf die alten Traditionen im Umgang mit Wasser."

Regenwasser besser nutzen

Menschen in Indien - Slum in Chennai
Slum in Indien: nur ein Bruchteil der Menschen ist an die Wasserversorgung angeschlossenBild: dpa

Trinkwasserleitungen quer durch die Städte sind in Entwicklungsländern schlicht unerschwinglich. Beim indischen Projekt wird der Regen auf den Dächern aufgefangen und über Bambusleitungen in ungezählte Tanks, Tümpel und unterirdische Zisternen geleitet. Mit Filtern wird das kostbare Nass dann zu Trinkwasser aufbereitet. Die verstärkte Nutzung des Regenwassers könnte viele Probleme des aufstrebenden Riesenlandes lösen, hofft Narain. Denn trotz gewaltiger Investitionen in immer neue Kanäle und Staudamm-Projekte sind weite Teile der Bevölkerung noch immer vom sicheren Zugang zum Trinkwasser abgeschnitten.

Schlüsselrolle bei den Frauen

Besonders dramatisch ist die Lage in den ausufernden Metropolen. Ein Großteil der Abwässer wird ungereinigt in die Flüsse geleitet. Eine Schlüsselrolle für die bessere Nutzung der Ressourcen komme vor allem den Frauen des Landes zu, meint Narain: "Viele Frauen sind bis zu acht Stunden pro Tag damit beschäftigt, das nötige Wasser für die Familie heranzuschaffen. Sie wissen jeden einzelnen Tropfen zu schätzen. Denn sie kochen, putzen und waschen damit. Sie geben es ihren Kindern. Über neue Leitungen aber entscheiden oft Männer. Wenn wir die Frauen nicht in unsere Planungen einbinden, werden wir keinen Erfolg haben."

Das Zentrum in Delhi ist eines der politisch aktivsten Umweltinstitute des Landes. Im letzten Jahr 2004 prangerten Sunita Narain und ihre 100 wissenschaftlichen Mitarbeiter die Getränkeindustrie an. Proben hatten ergeben, dass Mineralwasser und Säfte durch Umweltgifte aus dem Grundwasser stark verunreinigt waren.

Vorbild früherer Preisträger

Wassertropfen - Tag des Wasser
Jeder Wassertropfen ist ein kostbares GutBild: dpa

Überall auf der Welt beginnt ein Umdenken, wie natürliche Ressourcen sinnvoll zu nutzen sind. Frühere Preisträger wie der Südafrikaner Kader Asmal, ehemaliger Wasser- und Forstminister in der Regierung Nelson Mandelas, konnten in ihrem Land Erstaunliches bewegen. Asmal hat dafür gesorgt, dass in Südafrika 10 Millionen Menschen Zugang zu Wasser bekamen, den sie vorher nicht hatten.

Überdüngte Ostsee

Segensreich für die Umwelt wirkt sich auch die Arbeit des russischen Unternehmens Vodokanal in St. Petersburg aus. Dessen Direktor Felix Karmazinov erhält den diesjährigen Sonderpreis zum Schutz der Ostsee. Bislang wurden die Abwasser von 1,5 Millionen Einwohnern der Metropole ungeklärt in die Neva und weiter in die Finnische Bucht geleitet. Die Überdüngung der Ostsee dürfte zu großen Teilen durch die Abwässer aus seiner Stadt befördert worden sein, räumt Karmazinov ein.

Aber vieles habe sich zum Besseren gewendet: "Als wir vor 25 Jahren anfingen, gab es überhaupt keine Aufbereitung des Abwassers. Inzwischen sind wir in der Lage, immerhin 85 Prozent des Schmutzwassers aufzufangen und zu reinigen. Wir stehen zwar noch ganz am Anfang, aber die Bewohner von St. Petersburg fühlen durchaus die Verantwortung, zum Schutz der Ostsee beizutragen."