Was bewegte Afrika in 2017?
Es war ein bewegtes Jahr für Afrika: In Simbabwe und Gambia stürzten Präsidenten, Kenia und Liberia kämpften mit Wahlchaos. Brutale Anschläge erschütterten Somalia und Nigeria. DW blickt auf die wichtigsten Schlagzeilen.
Gambias Diktator Jammeh verliert die Macht
22 Jahre hatte Yahya Jammeh Gambia mit eiserner Hand regiert. Seine überraschende Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen im Dezember 2016 wollte er nicht anerkennen. Erst nachdem die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWA Soldaten schickte, trat er zurück. Im Januar 2017 ging Jammeh schließlich ins Exil nach Äquatorialguinea - und griff vorher nochmal tief in die Staatskasse.
Suche nach Rebellenführer Kony eingestellt
Joseph Kony, der die brutale Miliz "Lord's Resistance Army" (LRA) anführt, wird vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen gesucht. Uganda und die USA verkündeten im April, die Suche nach Kony zu beenden - die LRA sei inzwischen bedeutungslos. Die UN berichten dagegen, dass die LRA im Kongo weiter Menschen entführt.
Angst vor Destabilisierung in Nigeria
Das bevölkerungsreichste Land Afrikas litt 2017 unter der Abwesenheit des 74-jährigen Präsidenten Muhammadu Buhari. Wegen gesundheitlicher Probleme weilte der Staatschef drei Monate in London. Details erfuhren seine Bürger nicht. Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram verübte im Nordosten des Landes erneut tödliche Anschläge. Millionen Menschen sind dort von Nahrungsmittelhilfen abhängig.
Kamerun: Tote nach "Unabhängigkeitserklärung"
Nach der symbolischen Unabhängigkeitserklärung der englischsprachigen Region von Kamerun im Oktober kam es zu blutigen Ausschreitungen mit Toten und Verletzten. Internationale Beobachter sprachen von mindestens 40 Toten. Separatisten hatten die unabhängige "Republik Ambazonia" proklamiert. Viele Englisch sprechende Kameruner fühlen sich von der französischsprachigen Mehrheit benachteiligt.
Chaos nach Wahl in Kenia
Im November begann Kenias Präsident Uhuru Kenyatta seine zweite Amtszeit als Staatschef. Im August war er wiedergewählt worden. Die Opposition um Herausforderer Raila Odinga erkannte das Wahlergebnis jedoch nicht an. Der Oberste Gerichtshof annullierte die Abstimmung schließlich. Die Opposition aber boykottierte die Nachwahl im Oktober. Es kam zu Ausschreitungen mit Dutzenden Toten.
Wahlchaos auch in Liberia
In Liberia sollte im Oktober ein Nachfolger für Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf gewählt werden. Nach der Abstimmung beschwerten sich zwei Parteien bei der Wahlkommission über Unstimmigkeiten. Das oberste Gericht wies die Einsprüche jedoch ab. Nun soll eine Stichwahl zwischen dem bisherigen Vizepräsidenten Joseph Boakai und dem früheren Fußballstar Georg Weah stattfinden.
Bürgerkrieg und Hunger im Südsudan
Seit vier Jahren leiden die Menschen im Südsudan, dem jüngsten Land der Welt, unter dem Konflikt zwischen Staatschef Salva Kiir und seinem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar. Ein Drittel der Bevölkerung befindet sich auf der Flucht. Rund fünf Millionen Menschen leidet Hunger. Das ist knapp die Hälfte der Bevölkerung. Durch die Kämpfe können sie ihre Felder nicht mehr bestellen.
Schlimmster Anschlag in der Geschichte Somalias
Ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen detonierte Mitte Oktober auf einer stark befahrenen Kreuzung in Somalias Hauptstadt Mogadischu. Bis zu 500 Menschen sollen dabei getötet worden sein. Bislang hat sich noch niemand zu dem wohl folgenschwersten Anschlag in der Geschichte des Landes am Horn von Afrika bekannt. Die Regierung macht die Terrorgruppe Al-Shabaab dafür verantwortlich.
Mali: Kein Frieden in Sicht
Das westafrikanische Land steckt seit fast sechs Jahren in der Krise. Nach einem Putsch und dem Aufstand bewaffneter Gruppen besetzten Islamisten den Norden Malis. Die UN-Friedensmission mit 11.000 Soldaten kommt regelmäßig unter Beschuss. Im Januar wurden 77 Soldaten beim bisher schwersten Anschlag getötet. Ein Ableger der Terrororganisation Al-Kaida bekannte sich zu der Tat.
Langzeitherrscher Mugabe abgesetzt
Nach 37 Jahren an der Macht hat das Militär in Simbabwe Langzeitpräsident Robert Mugabe im November aus dem Amt geputscht. Mugabe hatte seinen Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa entlassen, um seine Frau ins Amt zu hieven. Der 93-jährige Mugabe wurde unter Hausarrest gestellt, Mnangagwa als Nachfolger vereidigt. Die Freude über den Machtwechsel in der Hauptstadt Harare war groß.
Kongos Präsident Kabila klammert sich an die Macht
Im Dezember 2016 endete die zweite Amtszeit von Kongos Präsident Joseph Kabila. Die Verfassung verbietet es ihm, länger an der Macht zu bleiben. Doch Wahlen hat der Staatschef immer wieder mit fadenscheinigen Gründen verschoben. Sie sollen nun erst Ende 2018 stattfinden. Demonstranten, die Wahlen forderten, wurden von der Polizei verletzt oder festgenommen. Die EU hat Sanktionen verhängt.
Korruptionsskandal in Südafrika zieht weitere Kreise
Der Korruptionsskandal um Präsident Jacob Zuma und die Unternehmerfamilie Gupta zieht immer weitere Kreise. Durch ihre engen Beziehungen zum Staatschef sollen sich die Gupta-Brüder Staatsaufträge gesichert und Regierungsentscheidungen beeinflusst haben. Zuma, dessen Amtszeit Anfang 2019 ausläuft, ist schwer angeschlagen. Der Kampf um seine Nachfolge wird 2018 an Fahrt aufnehmen.