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Was bringt Olympia für den Golfsport?

27. Juli 2010

Nach 112 Jahren Pause wird 2016 in Rio de Janeiro wieder olympisch gegolft. Obwohl der Golfsport den Olympia-Status wirtschaftlich nicht braucht, kann er enorm von ihm profitieren – insbesondere die Jugend.

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Martin Kaymer (Foto: AP)
"Die Goldmedaille" lautet das Ziel von Martin KaymerBild: AP

Lange hatten die Golf-Verantwortlichen geworben, im vergangenen Herbst war es dann so weit: Die IOC- Vollversammlung stimmte für die Rückkehr von Golf ins olympische Programm. Die Freude darüber ist in der Golfwelt ungebrochen: "Ich denke, das ist großartig für den Golfsport", meint Tiger Woods, der trotz seiner privaten Skandale das Aushängeschild der Golfwelt bleibt. "Golf passt perfekt zu Olympia und ich glaube, dass wir uns alle darauf freuen, dass Golf wieder in den olympischen Kanon aufgenommen wird."

Vofreude auf Olympia im Golf Club Hubbelrath

Auch beim beim renommierten Golf Club Hubbelrath bei Düsseldorf ist die Freude groß über den Olympia-Status. Am Rande einer Landschaft aus Hügeln, Seen und perfekt gemähter Greens werden Abschläge geübt. Der Sport, dem man nachsagt, er sei eher etwas für die Betagten und Betuchten, wird hier von auffällig vielen Kindern und Jugendlichen gespielt. Der 12-Jährige Nicolas Gotzens kam vom Tennis zum Golf und hat große Träume. Er will einmal Profi werden, am besten "erfolgreich unter den Top 100 und vielleicht mal im Ryder Cup spielen."

Golferinnen bei einem Golfturnier in Evian (Foto: AP)
Jünger als sein Ruf: Golf ist längst auch ein junger Sport - ein Trend, den Olympia verstärken könnteBild: AP

Ein paar Meter weiter feilt die 18-Jährige Nationalspielerin Nicola Rössler an ihrem Abschlag. Mit einem Computerprogramm analysiert ein Trainer, an welcher Stelle im Bewegungsablauf noch Verbesserungspotential ist. Olympia wäre für die junge Golferin "ein absoluter Traum. Ich bin ein sehr großer Fan von Olympia und sitze den ganzen Tag vor dem Fernseher, wenn die Entscheidungen laufen." Dass nun endlich auch unter den fünf Ringen gegolft wird, dürfte diese Begeisterung noch befeuern.

Anerkennung und ein neues Image

Dabei sein in der großen olympischen Familie, das scheint auch für die Verantwortlichen im Golf wirklich etwas zu bedeuten. Dem längst etablierten und wirtschaftlich bestens abgesicherten Golfsport geht es dabei weniger um die zusätzliche Fernsehpräsenz und das damit verbundene Sponsoreninteresse. Für den Präsidenten des deutschen Golfverbandes, Wolfgang Scheuer, geht es vielmehr darum, dass Golf vom Rand in die Mitte der Sportwelt rückt: "Meines Erachtens erhält der Golfsport damit endlich die internationale Anerkennung, die er auch verdient." Es gebe weltweit in über 130 Ländern 60 Millionen Spieler, sagt Scheuer. "Das ist ein wirklich globaler Sport."

Wirtschaftlich braucht Golf die Mitgliedschaft im Club der olympischen Disziplinen nicht. Der Sport ist sehr professionalisiert und bei den Turnieren gibt es hohe Preisgelder zu gewinnen. Braucht Golf Olympia überhaupt? Ja, und zwar auch, damit sich der Sport für ein breiteres Publikum öffnet - und das geht nur durch einen Imagewandel, den Scheuer herbeisehnt: "Wir alle kennen die Vorurteile: Golf ist elitär, Golf ist kein Sport und alte Leute mit altmodischer Kleidung machen einen gemütlichen Spaziergang. Wir hoffen, dass durch die Anerkennung des olympischen Komitees nun einer breiteren Öffentlichkeit bewusst wird, dass Golf eben tatsächlich ein Sport ist."

Golf und die Spiele der Jugend: ein Widerspruch?

Martin Kaymer (Foto: AP)
"Gänsehaut" beim Gedanken an Olympia: Martin KaymerBild: AP

Kritiker meinen, ein Sport, in dem auch 50-Jährige Turniere gewinnen können, passt nicht zu den Spielen der Jugend. Das sehen die Akteure selbst völlig anders. Deutschlands neuer Stargolfer Martin Kaymer ist erst 25 Jahre alt und träumt bereits jetzt von Rio de Janeiro 2016: "Natürlich hoffe ich sehr, dass ich dabei bin. Das ist das größte Sportereignis der Welt und da möchte man sein Land schon gerne vertreten." Das möchten viele deutsche Nachwuchsgolfer – der Weg dahin ist allerdings steinig und das liegt nicht nur an der sportlichen Herausforderung, wie Gerhard Peters, Jugendwart im Golfclub Hubbelrath erklärt: "Junge Profigolfer können sich oft zu Beginn der Karriere keinen Caddy leisten, wenn sie nicht gerade einen potenten Sponsor haben." Außerdem seien die Kosten für Reisen und Ausrüstung oft am Anfang sehr viel höher als die Preisgelder, die sie einnehmen. "Golf ist eine Sportart, die die jungen Sportler existenziell sehr unter Druck setzt."

Dennoch streben viele seiner Jugendlichen beim Golfclub Hubbelrath genau den Weg an, den ihr junges Vorbild Martin Kaymer gegangen ist. Und der soll 2016 mit olympischem Gold gekrönt werden: "Für mich gäbe es nichts Schöneres, als die Goldmedaille zu gewinnen, oben auf dem Podest zu stehen und dann die eigene Nationalhymne mit singen zu können. Da bekomme ich schon eine Gänsehaut, wenn ich nur davon spreche."

Autor: Joscha Weber

Redaktion: Wolfgang van Kann