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Was ist Ruthenium-106?

Judith Hartl
9. Oktober 2017

Seit Tagen werden in Europa winzige Mengen Radioaktivität in der Luft gemessen. Das Ruthenium-106 soll irgendwo aus dem Ural stammen. Einen Atomunfall schließen Experten aus. Es soll harmlos sein. Und sonst?

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Chemisches Element Ruthenium
So sieht das Platinmetall Ruthenium ausBild: cc by Periodictableru 3.0

Was ist Ruthenium?

Rhutenium kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt Russland. Warum? Wahrscheinlich weil dieses chemische Element von dem deutsch-baltischen Chemiker Karl Ernst Claus in Sibirien entdeckt wurde. Es ist ein sehr seltenes, silberweißes, hartes Edelmetall. Es gibt zahlreiche Isotope. Das jetzt gemessene radioaktive Ruthenium-106 ist eins davon. Es entsteht in großen Mengen bei der Kernspaltung. Ruthenium-106 hat eine Halbwertzeit von 374 Tagen und ist deswegen lange nachweisbar.

Woher stammt das jetzt gemessene Ruthenium?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit stammt es aus dem südlichen Ural. Die Ursache der erhöhten Messwerte ist bislang unklar. Sicher ist: Es gab keinen Unfall in einem Atomkraftwerk.  Sonst würden auch andere typische, radioaktive Elemente gemessen werden, z.B. Rhodium oder Palladium. Das ist aber nicht der Fall.

Wofür wird Ruthenium-106 verwendet?

Ruthenium-106 wird hauptsächlich in der Krebsmedizin eingesetzt. Damit werden Tumore bestrahlt, vor allem das Aderhautmelanom. Es ist der häufigste bösartige Tumor des Auges. Daneben kommt Ruthenium-106 auch für die Produktion von Radionuklidbatterien zum Einsatz, die Satelliten und Raumsonden mit Strom versorgen. Diese Batterien wandeln die beim radioaktiven Zerfall entstehende Wärme in elektrische Energie um. Auch bei der Wiederaufarbeitung von Brennelementen aus Kernkraftwerken kann Ruthenium-106 frei werden.

Wie gefährlich ist Ruthenium-106?

Ruthenium-106 gilt als krebserregend. Da es so langlebig ist, bleibt die Krebsgefahr für Jahrzehnte, ja Jahrhunderte bestehen. Doch es kommt auf die Dosis an. Die jetzt gemessene Konzentration an Ruthenium-106 ist sehr gering, heißt es in einer Mitteilung des Bundesumweltministeriums. Zitat: "Selbst bei konstanter Einatmung über den Zeitraum von einer Woche ergibt sich daraus eine Dosis, die niedriger ist als die, die durch die natürliche Umgebungsstrahlung in einer Stunde aufgenommen wird. Die gemessene Dosis sei 100.000 mal kleiner als jene, ab der Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung notwendig seien.