1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

7 Fakten zum neuen russischen Weltraumbahnhof

Dirk Lorenzen28. April 2016

Mit dem Start einer Sojus-Rakete geht Russlands neuer Weltraumbahnhof Wostotschny in Betrieb. Weltweit gibt es mittlerweile mehr als 20 Weltraumbahnhöfe. Sogar in Kenia und Nordkorea. Hier die wichtigsten 7 Fakten.

https://p.dw.com/p/1IdkS
Russische Soyuz 2.1a startet am 28.4.2016 (Foto: Getty Images/AFP/K. Kudryavtsev)
Bild: Getty Images/AFP/K. Kudryavtsev

1. Warum trennt sich Russland von Baikonur?

Baikonur befindet sich in Kasachstan. Zu Zeiten der UdSSR spielte das keine große Rolle. Doch seit dem Zerfall der Sowjetunion liegt Baikonur im Ausland. Zwischen den kasachischen Behörden vor Ort und der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos gibt es immer wieder Reibereien.

Künftig will Russland autonom sein und sich in seinen Raketenbetrieb nicht hineinreden lassen. Zudem ist Baikonur für Russland eine Kostenfrage: Die jährliche Pacht beträgt 117 Millionen Dollar - ungefähr fünf Prozent des russischen Raumfahrtbudgets.

2. Wo liegt der neue Weltraumbahnhof?

Wostotschny liegt im Amur-Gebiet im fernen Osten Sibiriens, noch weit jenseits des Baikalsees. Der neue Weltraumbahnhof ist fast 6000 Kilometer von Moskau entfernt und befindet sich etwa 1000 Kilometer nordwestlich von Wladiwostok. Die Grenze zu China ist rund 100 Kilometer entfernt.

3. Welche Raketen werden dort starten?

Bisher gibt es nur eine Startrampe für die Sojus-Rakete, das Arbeitspferd der russischen Raumfahrt. Diese Rakete ist in den vergangenen 50 Jahren fast 2000-mal gestartet. Von Wostotschny aus soll die Sojus allerdings wohl nur unbemannt starten.

Raketenstart von Wostotschny geglückt

Für Flüge von Menschen ins All ist die neue Angara-Rakete vorgesehen. Sie wird gerade entwickelt, ebenso wie das neue russische Raumschiff Federazija. Die Startrampe für die Angara ist noch nicht einmal im Bau. Experten erwarten, dass die Angara frühestens 2023 Menschen ins All bringen wird.

Derzeit ist das offizielle Ziel des russischen Raumfahrtprogramms, etwa im Jahr 2029 mit Menschen zum Mond zu fliegen.

4. Welche Eigenschaften muss ein Weltraumbahnhof haben?

Ein Raketenstartplatz muss in sehr einsamem Gelände liegen oder nach Osten hin in unmittelbarer Nähe weite Wasserflächen haben, wie es am Kennedy-Weltraumzentrum in Florida der Fall ist. Dann ist sichergestellt, dass eine Rakete, die während der kritischen ersten Minuten explodiert, keine Gefahr für Menschen am Boden darstellt.

Raketen starten wegen der Drehung der Erde von West nach Ost immer in Richtung Osten.

Karte Infografik Spaceports DEU

5. Wird Baikonur bald geschlossen?

Baikonur wird im Laufe der nächsten zehn Jahre sicher an Bedeutung verlieren. Allerdings finden die Starts von Menschen zur Internationalen Raumstation mindestens bis zum Jahr 2023 von Baikonur aus statt - vermutlich sogar noch einige Jahre länger. Russlands Pachtvertrag mit Kasachstan läuft bis zum Jahr 2050.

Auch wenn die Russen vorher abziehen, könnte Baikonur in geringerem Umfang Weltraumbahnhof bleiben. Derzeit wird das Baiterek-Projekt geplant, bei dem eine russisch-kasachische Rakete von Baikonur aus starten soll. Kasachstan bereitet sich so darauf vor, Baikonur auch allein weiterzubetreiben.

6. Was sind die wichtigsten Weltraumbahnhöfe der Welt?

Baikonur ist das bedeutendste russische Kosmodrom - und derzeit der wichtigste Weltraumbahnhof der Welt. Von dort starten die Sojus-Kapseln mit den Besatzungen der internationalen Raumstation. Auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst ist von Baikonur aus ins All geflogen.

Noch bekannter ist wohl das legendäre Kennedy-Weltraumzentrum der NASA am Cape Canaveral in Florida. Dort sind die Apollo-Mondflüge und alle Missionen der US-Raumfähren gestartet, ebenso zahlreiche Satelliten und Planetensonden.

Der dritte Startplatz für Flüge mit Menschen ins All ist der chinesische Weltraumbahnhof Jiuquan in der Wüste Gobi.

Europas Weltraumbahnhof befindet sich in Kourou in Französisch-Guayana in Südamerika. Von dort hebt die Ariane-Rakete ab.

Japan nutzt vor allem das Tanegashima-Weltraumzentrum im Süden des Landes. Dort starten Frachtkapseln zur ISS und viele Forschungssonden. Tanegashima gilt wegen der idyllischen Lage auf einer kleinen Insel als der am schönsten gelegene Weltraumbahnhof.

Indien startet seine Raketen vom Raumfahrtzentrum Sriharikota in Andhra Pradesh.

Auch Brasilien, Israel, Kenia und Nordkorea besitzen Weltraumbahnhöfe.

7. Müssen Weltraumbahnhöfe möglichst nah am Äquator liegen?

Je näher am Äquator eine Rakete startet, desto mehr Schwung bekommt sie von der Erde mit. Die Rotationsgeschwindigkeit unserer Erde ist am Äquator am größten (mehr als 1600 km/h), weil ein Punkt während eines Tages eine viel größere Strecke zurücklegen muss als etwa in Europa (Drehgeschwindigkeit nur ca. 1000 km/h).

Der äquatornächste Weltraumbahnhof ist Kourou auf fünf Grad nördlicher Breite, andere Startplätze sind viel weiter vom Äquator entfernt (z.B. Cape Canaveral auf 28,5° Nord, Baikonur auf 46° N, Wostotschny auf 52° N).

Der kostenlose Schwung ist vor allem bei Starts von Telekommunikations- oder Wettersatelliten in die geostationäre Umlaufbahn knapp 36.000 km über dem Äquator wichtig.

Soll ein Satellit dagegen die Erde auf einer Bahn umrunden, die über die Pole verläuft, dann ist ein Start am Äquator sogar sehr ungünstig. Denn der Satellit muss viel Treibstoff aufbringen, um eine scharfe Kurve zu fliegen. Daher betreibt Russland auch den Weltraumbahnhof Plesetsk (63° N), nördlich von Moskau fast am Nordpolarmeer gelegen. Von dort sind weit mehr als 1000 Erdbeobachtungs- und Aufklärungssatelliten gestartet, alle auf Bahnen über die Pole hinweg.