Was, wenn Ebola zurückkommt?
26. Januar 2018Schlechte Nachrichten zu Jahresbeginn aus Nigeria: Fünf neue Fälle von Lassa-Fieber werden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeldet. Ein 15-jähriger Junge stirbt, drei der Krankenpfleger, die ihn behandelt hatten, ebenfalls. Ein vierter liegt noch im Krankenhaus. Seit Dezember 2016 sind in Nigeria nach Angaben der WHO 127 Menschen an Lassa-Fieber gestorben.
Die Viruserkrankung gehört zu den hämorrhagischen Fiebern, die mit Blutungen einhergehen, sehr ansteckend sind und zum Tod führen können. Neben Lassa-Fieber gehören dazu auch Ebola, das Marburg-Fieber und das Krim-Kongo-Fieber. Tiere wie Fledermäuse oder Affen können die Viren auch auf Menschen übertragen. Ist ein Mensch einmal infiziert, kann sich das Virus leicht verbreiten.
Landkarte der Risiko-Gebiete
Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Epidemie wie 2014 und 2015 in Westafrika. 28.000 Menschen hatten sich laut WHO in Sierra Leone, Liberia und Guinea mit dem Virus angesteckt, 11.300 starben daran. Westafrika ist besonders anfällig für solche Epidemien, fand eine Gruppe Forscher heraus. "Dort kommen alle Risiko-Faktoren zusammen, und das macht West-Afrika so verwundbar. Das haben wir auf schreckliche Weise bei der Ebola-Epidemie gesehen", sagt Peter Horby, Professor für Neue Infektionskrankheiten und Globale Gesundheit an der britischen Universität Oxford.
Horby hat an der Studie mitgewirkt, die im vergangenen Herbst im medizinischen Fachjournal Lancet erschien. "Wir haben verschiedene Faktoren betrachtet. Einmal, ob die richtige Umgebung für die Tiere vorhanden ist, die das Virus übertragen: bewaldete Gebiete, in denen zum Beispiel Fledermäuse oder Affen leben. Dann haben wir uns die Bevölkerungsdichte angeschaut und schließlich haben wir untersucht, wie gut das Gesundheitssystem und die Gesellschaft einen Ausbruch unter Kontrolle bringen könnten", sagt Horby.
Daraus sei eine Art Landkarte der Risiko-Gebiete entstanden. Darauf steche Westafrika zwar hervor, sagt Horby, aber andere Teile des Kontinents seien für verschiedene Virus-Ausbrüche ähnlich gefährdet. So ist laut der Studie die Gefahr, dass Zecken das Krim-Kongo-Fieber auf Menschen übertragen, in der Sahel-Zone und am Horn von Afrika vergleichsweise hoch. Beim Lassa-Fieber beschränkt sich dieses Risiko auf Westafrika, zum Beispiel bestimmte Gebiete in Guinea und Nigeria.
Kongo als Vorreiter im Kampf gegen Ebola
Risiko-Gebiete für Ebola liegen aber nicht nur im Westen des Kontinents. Auch in der Demokratischen Republik Kongo in Zentralafrika tritt das Virus immer wieder auf - "aber nicht in dem Ausmaß, das wir in Westafrika gesehen haben", sagt Peter Horby. Das liege daran, dass die Krankheit dort eher in abgelegenen, wenig besiedelten Gebieten auftrete, wo sich weniger Menschen anstecken können. "Außerdem kennt man dort solche Ausbrüche und reagiert sehr gut und schnell darauf", sagt Horby. Zuletzt war das Virus im vergangenen Sommer in Kongo aufgetreten, vier Menschen starben. Die WHO lobte die schnelle und effektive Reaktion auf den Ausbruch. Auch Forscher Horby sagt: "Das Land hat viele Probleme, zum Beispiel die Armut. Aber es ist ein gutes Beispiel dafür, was in diesem Bereich auch mit wenig Mitteln erreicht werden kann."
Trotzdem müsse viel mehr in die Gesundheitssysteme investiert werden, sagt Horby. "Vor allem brauchen wir gut ausgebildetes Personal. Gerade in einigen Ländern Westafrikas gibt es extrem wenig Ärzte und Pflegekräfte." Auch Impfstoffe und Medikamente müssten entwickelt werden. Zwar gibt es mittlerweile einen erfolgversprechenden Impfstoff gegen Ebola, doch der hat noch keine Zulassung. Ein europäisch-afrikanisches Netzwerk aus Forschungseinrichtungen in 13 Ländern will ab März gemeinsam daran arbeiten, dass Impfstoffe und Medikamente auch direkt vor Ort getestet und weiterentwickelt werden.
"Wir sind jetzt besser vorbereitet"
In der westafrikanischen Elfenbeinküste blieben die Menschen vor drei Jahren von der Ebola-Epidemie verschont. Doch die schlimmen Auswirkungen des Virus in den Nachbarländern Guinea und Liberia hätten die Menschen in seiner Heimat und den umliegenden Ländern sensibilisiert, sagt Luc Kouadio. Er ist Professor für Hygiene und Gesundheitswesen an der Universität Felix Houphouët-Boigny in Abidjan. Wie sein britischer Kollege Horby sieht auch er die Hauptprobleme in den oft schlecht ausgerüsteten Gesundheitssystemen in der Region. Trotzdem ist er überzeugt: "Wenn uns dieser Ausbruch irgendetwas Gutes gebracht hat, dann ist das, dass wir jetzt vorbereitet sind. Die Menschen haben ein Gesundheits-Bewusstsein entwickelt und wissen jetzt Bescheid. Dann können die entsprechenden Mechanismen schnell in Gang gesetzt werden", sagt Kouadio. "Aber wir dürfen uns darauf jetzt nicht ausruhen! Wir müssen unsere Kapazitäten und Systeme immer wieder überprüfen."